Ich höre nur den monotonen Paddelschlag, ein gleichmäßiges und rhythmisches Eintauchen ins Wasser. Immer und immer wieder: Meine Augen sind geschlossen, die Sonne brennt unerbittlich auf der Haut, eine leichte Brise weht. Hier in Alaskas Wildnis, weit draußen und fern ab der Zivilisation lautet das Motto: „Raus aus der Comfort Zone“. Ich fühle mich wunderbar und genieße den Augenblick.
Yukon River Kanutour – Unglaublich, ich darf mit!
Nun aber erst mal zurück zum Anfang: Vor drei Wochen habe ich eine ersehnte Email bekommen, gefolgt von einem Freudenschrei. Denn obwohl ich es kaum für möglich gehalten hatte, wurde ich beim Tatonka Fotowettbewerb 2017 als Gewinnerin ausgewählt und darf in Kürze nach Alaska reisen. 250 km Kanu fahren auf dem Yukon durch die unberührte Natur Alaskas, geführt von dem Autor und Fotografen Dirk Rohrbach, der selbst schon viel Zeit dort verbracht hat.
Vor einigen Jahren hat er sich ein Birkenrindenkanu nach alter indianischer Tradition gebaut und ist mit diesem den Yukon von den Quellseen in Kanada bis zum Beringmeer gefahren. Abgefahren! Und jetzt darf ich da mit! Ich kann es noch gar nicht glauben. Natürlich war mein Reisepass gerade abgelaufen, also schnell einen Neuen beantragen, Ausrüstung vervollständigen.
Schon bei der Ankunft in Eagle (…) hat mich der Fluss in seinen magischen Bann gezogen.
Die Wochen vergehen wie im Flug, und ehe ich mich versehe sitze ich an einem Donnerstag Morgen mit meinem gepackten Trekkingrucksack, dem Yukon 60+10 von Tatonka, in der Hamburger S-Bahn und bin auf dem Weg zum Flughafen. Mein Abenteuer kann beginnen.
On the Road: Von Fairbanks nach Eagle
Schon bei der Ankunft in Eagle, der ersten alaskanischen Siedlung am Yukon nach der kanadischen Grenze, hat mich der Fluss in seinen magischen Bann gezogen. Wir brauchten gut neun Stunden um von Fairbanks, unserem Ankunftsort in Alaska, nach Eagle zu gelangen. Gut, wir haben auch das ein oder andere Mal angehalten um die fantastische Landschaft zu bestaunen, mussten aber auch sieben Kanus und einen Haufen Gepäck mitnehmen; Bärentonnen, Verpflegung, Zelte … all das für 14 Personen. So fuhren wir, aufgeteilt in zwei Vans, raus aus der Zivilisation. Erst über den Alaska-Highway und später zog sich der Taylor-Highway teilweise nur als stundenlange Schotterpiste vor sich hin. Vereinzelt zeigte sich ein Elch oder ein Hase am Wegesrand.
Wahrhaftig Nordlichter!
Wir erreichten unser gemütliches Bed & Breakfast, das Falcon Inn, erst am Abend. Auspacken, Umräumen, Schlafplätze beziehen, Abendessen. So war es schon nach Mitternacht, als ich mich zu Bett begab. Ich lag noch eine Weile wach und betrachtete durch das große Panoramafenster den Fluss und traute meinen Augen kaum. Genau in meinem Blickfeld war ein ganz leichtes, fast zaghaftes Flattern zwischen den Wolken zu erkennen. Das konnte doch nicht wahr sein! Waren da wirklich Polarlichter? Sofort bin ich aufgesprungen, habe mir meine Jacke übergeworfen, die Kamera geschnappt und lief nach draußen. Ich war hellwach. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Lichter wieder zeigten. Am Horizont und in leichtem Grün.
In dieser Nacht habe ich doch tatsächlich die Nordlichter gesehen. Fast ein wenig schüchtern, aber unbeschreiblich und wunderschön. Gibt es einen besseren Einstieg in unserem Yukon-Trip? Nein, ich glaube nicht. Es war die wundervollste Art wie mich der Fluss willkommen heißen konnte. Ein Gänsehaut-Augenblick.
Das Paddel-Abenteuer auf dem Yukon-River beginnt
Nach einem fantastischen Frühstück bei Marlys, der Inhaberin und guten Seele des Hauses, mit selbst gebackenem Kuchen, Würstchen und reichlich Kaffee starteten wir in den Tag. Es gesellte sich noch ihr Mann Charlie zu uns, und es ergaben sich sehr nette Gespräche mit unseren Gastgebern, bevor wir zu unserem Paddel-Abenteuer aufbrachen. Ein kurzer Besuch bei der Rangerstation, denn wir mussten unsere Exkursion dort anmelden, und danach beluden wir auch schon die Kanus. Gar nicht so einfach, aber mit Dirks Hilfe starteten wir alsbald hoch motiviert und bei strahlendem Sonnenschein.
Nach einem kurzen Abschnitt auf dem Yukon, stoppten wir für einen Besuch an einer Forschungsstation. Dort trafen wir drei Ranger, die sich um die Überwachung des Lachs-Bestandes kümmern. Sie erklärten uns ihre Arbeit und zeigten uns die kleine Station. An unserem ersten Tag auf dem Fluss paddelten wir ungefähr 23 km und sichteten sogar einen Bären, der schnell im Gebüsch verschwand, bevor wir dann unser erstes Lager bei Andy, am Ufer des Flusses aufschlugen. Andy Bassich lebt als Selbstversorger seit vielen Jahren mitten in der Wildnis, idyllisch und ohne Straßenanbindung. Er hat sich sein eigenes Paradies geschaffen, welches wir am nächsten Tag noch ausgiebig erkunden wollen.
Die erste Nacht unter freiem Himmel
Für heute müssen wir noch das Zeltcamp errichten, frisches Wasser aus einem kleinen Nebenfluss holen und Lachse fischen. Zum Abendessen überrascht uns Andy zusätzlich zu Lachs mit einem frischen Salat aus eigenem Anbau. Den Abend lassen wir gemütlich bei einem Lagerfeuer ausklingen. Und für mich ist es die erste Biwak-Nacht seit langem. So schlafe ich unter freiem Sternenhimmel, nur in meinem Schlafsack und genieße das Freiheitsgefühl in vollen Zügen.
Andys Paradies in der Wildnis
Den nächsten Tag verbrachten wir komplett bei Andy. Nach dem Frühstück ging es zum Fischen. Unseren Fang räucherten wir, und Andy zeigte uns wie man Kaviar herstellt. Bei einem ausgiebigen Rundgang über sein Grundstück, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus; er hatte die vielzähligen Hütten alle selbst erbaut. Sie sahen nicht nur toll aus, sondern waren mit handwerklicher Raffinesse erbaut.
Andy probiert auch gerne etwas Neues aus; gerade erst hat er eine Jurte ähnliche Hütte fertig gestellt, die er am liebsten Künstler als Rückzugsort zur Verfügung stellen möchte, die dann in der Wildnis Alaskas, ungestört und inspiriert durch die Natur, arbeiten können. Auch auf Komfort muss man dabei keineswegs verzichten. So hat er einen Lasten-Fahrstuhl angebracht, mit welchem man bequem die nötige Ausrüstung in den 1. Stock bringen kann. Es wartet ein bequemes Bett, eine Küchenzeile, natürlich auch ein Kaminofen und als Highlight eine Veranda, die rings um die Jurte herumführt. Die Hütte lädt auf jeden Fall zum Bleiben ein.
Außerdem zeigt er uns noch seine 12 Schlittenhunde, ein imposantes Gemüsebeet, ein ausgeklügeltes Gewächshaus, die Räucherkammer für den Fisch, seine Werkstatt und die Sauna darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Zur Erinnerung an Andy fertigte jeder von uns bis in die Abendstunden ein Messer mit Griff aus Birkenrinde an, natürlich mit passender Lederhülle.
Mit einer unglaublichen Geduld zeigte er uns jeden Schritt und stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Zum Abendessen gab es den frisch geräucherten Lachs, der wirklich fantastisch geschmeckt hat, dazu wieder frischen Salat aus dem Garten. Wer mochte konnte noch in die Sauna gehen – die Chance auf warmes Wasser konnte ich mir natürlich nicht nehmen lassen! Es sollte ja auch die letzte Möglicheit für die kommenden Tage sein.
Von der Schönheit des großen Flusses
Aufstehen, Frühstücken, Packen, Sandwiches belegen, Abwaschen und die Kanus beladen. Das sollte in den kommenden Tagen zu unserer morgendlichen Routine werden. Vorbei am Calico Bluff, einem Felsen mit beeindruckend hohen Klippen. Das markanteste Merkmal sind die geschwungenen Felsschichten, die vor allem aus Kalkstein und dunkelgrauem Schiefer bestehen.
Die Sterne, die Weite, und mein Blick folgt dem Fluss, wie er sich geräuschlos in die Ferne zieht.
Herrliches Wetter und eine atemberaubend schöne Landschaft begleiteten uns den ganzen Tag über. Die Mittagsrast verbrachten wir auf einer kleinen Kiesinsel. Dort füllten wir unsere Wasservorräte auf und fanden auch die ersten Bärenspuren. Weiter geht es. Heute müssen wir knapp 42 km paddeln.
Am späten Nachmittag errichten wir auf einer Sandinsel unser Camp; Zelte werden aufgebaut, Feuerholz wird gesammelt, und ich halte Ausschau nach einem geeigneten Biwakplatz für mich und meinen sternenhungrigen Mitstreiter. Das Camp errichten wir auf der Mitte der Insel. Ich entscheide mich jedoch dafür, an die Spitze der Insel zu gehen um dort in ruhigerer Lage das Biwak-Nachtlager aufzuschlagen.
Zeltplane, Isomatte und Schlafsack, mehr brauchen wir nicht. Nach einem farbenfrohen Sonnenuntergang sitze ich noch lange und bestaune den Himmel. Die Sterne, die Weite, und mein Blick folgt dem Fluss, wie er sich geräuschlos in die Ferne zieht.
Sonnenwärme, Lagerfeuerromantik und ein magischer Nachthimmel
Ach, was gibt es Schöneres als morgens auf einer kleinen Sandinsel mitten in der Wildnis aufzuwachen. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht und ein leichter Kaffeeduft lockt mich aus meinem gemütlichen Schlafsack. So schlendere ich langsam wieder zum Camp. Dort wartet schon ein fantastisches Frühstück: Rührei mit Andy’s Kaviar, Oatmeal mit Beeren, Toast – mit allem was das Herz begehrt.
Den Tag über fahren wir vorbei an sattgrünen Wäldern, stets begleitet von gutem und warmen Wetter. Kurz bevor wir die heutige Insel erreichen, auf der wir kampieren wollen, fahren wir auf einem Nebenarm des Yukons. Dort gibt es kaum Strömung. Da wir jedoch den Fluss überqueren müssen, um auf die Insel zu gelangen, haben wir ordentlich zu tun. Mit vereinten Kräften und ordentlichen Paddelschlägen schafften wir es, die baumlose Insel zu erreichen. Die bereits vertrauten Aufgaben erledigen wir wieder im Teamwork und nach kurzer Zeit stehen die Zelte, und wir sitzen am Lagerfeuer.
In dieser Nacht lag ich noch lange mit meinem Biwak-Partner wach. Heute entschieden wir uns an der unteren Insel-Spitze zu nächtigen. Es war eine fantastische Aussicht! Das restliche Licht der Mittsommernacht erhellte den Himmel, der Mond war zu sehen, es zeigten sich einige Sternschnuppen und dann für wenige Minuten die Polarlichter! Blitzartig saß ich aufrecht und kam aus den Staunen gar nicht mehr raus. Polarlichter sind wie kleine Wunder für mich. Etwas unromantischer wirkt dagegen deren Entstehung; eine Leuchterscheinung, die beim Auftreffen geladener Teilchen des Sonnenwinds auf die Erdatmosphäre hervorgerufen wird. Für mich bleiben sie jedoch magisch!
Treffpunkt Slaven’s Roadhouse
Die Etappe am nächsten Tag mit 62 km sollte die längste sein, und so machten wir uns am Morgen zügig auf dem Weg. Auch heute strahlte die Sonne mit voller Kraft. Es war fast windstill und so kamen wir wirklich gut voran. Zur Mittagspause stoppten wir bei einer Trapperhütte am Kandik River, die kurz vor unserem Eintreffen noch in Gebrauch gewesen war. Trapperhütten sind die perfekten Unterkunftsmöglichkeiten im Naturschutzgebiet für müde Flusswanderer und laden zum Verweilen ein. Die Feuerstelle qualmte noch vor sich hin. Wir erkundeten die Gegend und blieben für eine kurze Rast, bevor wir unsere Reise fortsetzten.
Unser Ziel war das Slaven’s Roadhouse, eine öffentliche Einrichtung des Naturschutzgebiets. 1932 baute Frank Slaven mit Hilfe seiner Nachbarn dieses Rasthaus. Dieses wurde bis in die 50er Jahre von Goldgräbern genutzt, 1993 von der Parkverwaltung renoviert und heute ist es bei den Yukon-Reisenden ein beliebtes Ziel. Flussreisende, Fischer, Jäger und auch die freiwilligen Helfer vom legendären Yukon Quest kehren hier ein. Bei unserer Ankunft nimmt uns ein sehr netter Ranger in Empfang. Und zum ersten Mal seit Reisebeginn begegnen wir einer weiteren Reisegruppe: Amerikanische und russische Naturliebhaber, die hier angeln und Kanu fahren. Am späten Nachmittag machte sich unsere Gruppe zu Fuß auf, um einen verlassenen Goldbagger zu besichtigen. Ich jedoch nutzte die Gelegenheit um mir ein ausgiebiges Bad im Yukon zu gönnen.
Im gesamten Yukon-Charley-River Naturschutzgebiet gibt es keine Straßen. Das Ausmaß des Yukons mit über 3.000km lässt sich bei unserer „kleinen“ Tour von 250 km weder erahnen noch erträumen. Jedoch ist die Freiheit und Weite hier allgegenwärtig. Und in gewisser Weise besinnt man sich wieder auf das Wesentliche, man muss sich dem Rhythmus der Natur anpassen; Wind und Wetter bestimmen die Weiterfahrt. Wir hatten bisher großes Glück, und erst am Mittag des nächsten Tages kündigten sich erste Regentropfen an, ließen aber schnell wieder nach und wir können unsere Tour fortsetzen. Auch heute machen wir einen kleinen Abstecher in einen Nebenarm des Yukons und lassen uns langsam an einem imposanten Felsengebirge vorbeitreiben.
Abschied bei Nudeln mit Yukon-Wasser
Etwas später zieht sich der Himmel zu. Ein mystisches Licht entsteht und die Sonne bricht durch die Wolken, die Boote vor mir fahren im Gegenlicht. Wunderschön, es lässt mein Fotografenherz höher schlagen.
Die Suche nach einem geeignetem Schlafplatz gestaltet sich heute etwas schwieriger, denn der Flusslauf ist in stetiger Veränderung und so entstehen und verschwinden die Kiesinseln. Wir werden erst beim dritten Anlauf fündig. Dafür werden wir aber mit einem gigantischen Sonnenuntergang belohnt. Die Sonnenuntergänge am Yukon sind wirklich imposant und farbintensiv, aber an diesem Abend zieht Petrus alle Register.
Auch etwas Wehmut liegt in der Luft, denn die letzte Nacht am Yukon steht uns bevor. Feierlich kocht Dirk für uns die Nudeln mit Yukon-Wasser. Wir sitzen abends noch lange am Lagerfeuer und ich entdecke einige Sternschnuppen am Nachthimmel. Wegen der aufkommenden Wolken beschließe ich die letzte Nacht zum ersten Mal im Zelt zu schlafen, was sich am nächsten Morgen als weise Entscheidung herausstellen sollte.
Beim Aufwachen hörte ich den Regen auf das Zelt prasseln. Bis zum Frühstück legte sich dieser glücklicherweise. Und an unserem letzten Yukon-Frühstück zog Dirk noch mal alle Register und überraschte uns mit Blaubeer-Pfannkuchen und gebratenem Bacon. Dazu frischer Kaffee – einfach himmlisch!
Unsere letzte Etappe endete in der kleinen Siedlung Circle. Die ersten Siedler dachten fälschlicherweise, dass sich Circle direkt am Polarkreis befände und gaben ihr deshalb den Namen. Mit gemischten Gefühlen blicke ich auf den Yukon, lasse die vergangene Tage Revue passieren, bin dankbar für die tollen Erlebnisse. Barfuß und den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein, unter dem Sternenhimmel einzuschlafen, die Einsamkeit und Weite zu spüren. Eine Freiheit die ich erlebe wie nie zuvor.
In Circle angekommen, fallen wir uns in die Arme; wir haben es geschafft. Wir sind 250 km von Eagle nach Circle durch die Wildnis Alaskas gepaddelt, sind fröhlich und wehmütig zugleich. Noch ein schnelles Gruppenfoto, eine kurze Snack-Pause am Ufer, und schon werden wir von unseren Vans abgeholt.
Hilfe für Alaskas vergessene Kinder
Am nächsten Morgen besucht uns Cynthia Erickson in unserem Hotel in Fairbanks, um uns zu erzählen, wo die Spendengelder der diesjährigen Yukon-Reise zum Einsatz kommen. Sie hilft damit misshandelten Kindern in ihrem Dorf Tanana. Leider sind Alkoholismus und Arbeitslosigkeit, Gewalt in den Familien und Kindesmissbrauch in Alaskas Siedlungen weit verbreitet, und die Selbstmordrate bei Kindern und Jugendlichen ist erschreckend hoch. Sie berichtete von Kindern und Jugendlichen, über deren heutige Situation und Zukunftsperspektiven. Cynthia bietet ihnen Hilfe. Ganz gleich ob Depression, Selbstmordprävention und Nachsorge oder einfach mal ein Ohr zum Reden. Sie hilft wo sie nur kann und möchte ihr Projekt gerne auch in anderen Siedlungen am Tanana- und Yukon River verbreiten. Der Bericht ging uns allen ganz schön unter die Haut!
Irgendwo im Nirgendwo: der Denali-Nationalpark
Nach dem intensiven Gespräch mit Cynthia, stockten wir unsere Vorräte im Walmart auf und machten uns auf dem Weg zum Denali Nationalpark. Der Name leitet sich von „Denali“, athapaskisch für „der Hohe“, ab. Denn es ist der höchste Berg Nordamerikas und besonders beliebt bei den Besuchern für Wildtierbeobachtung und Wanderungen.
Die Natur mit allen Sinnen zu erleben, ja, das ist es, was ich liebe.
Nach einer mehrstündigen Autofahrt, schlugen wir unsere Zelte am Campground auf, der sich am Eingang des Parks befindet. Mit einem kleinen Spaziergang erkundeten wir das Gelände und aßen noch gemeinsam zu Abend, bevor ich mich in meinen Schlafsack im Schutz der Bäume legte. Es sollte unsere letzte Biwak-Nacht draußen werden, denn für die nächsten Tage hatte sich viel Regen angekündigt.
Den kommenden Tag verbrachten wir fast komplett in einem der alten, urigen Park-Busse. Dieser brachte uns, auf der einzigen Straße, die durch den Nationalpark führt, bis zum letzten Campground am Wonderlake. Wir passierten eine imposante und sehr unterschiedliche Landschaft und sahen vereinzelt Karibus und Elche. Das Spannende an dem Bus-System ist, dass man jederzeit zu- oder aussteigen kann.
Irgendwo im Nirgendwo. Man kann sich absetzten lassen und den Park auf eigene Faust erkunden. Private Autos sind nicht gestattet, und somit sind die Busse das einzige öffentliche Verkehrsmittel in dem knapp 24.585 km² großen Nationalpark.
Die Natur mit allen Sinnen erleben
Nachdem wir am späten Nachmittag das Camp erreicht hatten und uns mit Kakao, Kaffee und Snacks gestärkt haben, machten wir uns auf zu einer mehrstündigen Wanderung zum McKinley River: Ich lausche nur meinen eigenen Schritten und dem Rascheln der Regenklamotten, strecke meine Hand aus und streiche im Vorbeigehen über die nassen Gräser am Wegesrand. Die Natur mit allen Sinnen zu erleben, ja, das ist es, was ich liebe. Der Duft nach frischem Regen, das sanfte Plätschern der Bäche, das Licht der Sonne, welches die Pflanzen zum Glitzern bringt. Einfach schön.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, klopfte schon der Regen ans Zelt. Nach einem gemeinsamen Frühstück stand uns der Tag zur freien Verfügung. So fuhren wir gegen Mittag mit dem Bus ein Stück zurück zum Eielson Visitor Center. Dort wanderten wir auf die umliegende Bergkette, begleitet vom Pfeifen der Murmeltiere. Die Landschaft schien wie aus einem der Merklin Eisenbahn Kataloge zu stammen. Soweit das Auge reichte zogen sich die sanften Hügel in satten Grüntönen bis zum Horizont. Die aufziehenden Wolken führten zu einer ständigen Veränderung der Kulisse. Jedoch zog bald kalter Wind auf, und es begann zu regnen.
Am Nachmittag stiegen wir wieder zur Busstation ab, sahen uns im Besucherzentrum um und fuhren zurück zu unserem Camp. Nach einem gemeinsamen Abendessen verschwanden alle bald in ihren Zelten. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker ziemlich früh, und der Regen prasselte mal wieder gegen die Zeltwand. Aufstehen, Packen, Frühstücken. Da war sie wieder, unsere Morgenroutine.
Alaska – ein wunderbares Abenteuer
Um acht Uhr mussten wir fertig und mit all unseren Sachen an der Bushaltestelle sein. Gerade als wir startbereit waren, brach die Wolkendecke auf und wir konnten einen kurzen Blick auf den beeindruckenden Mount Denali (6.194m), dem höchsten Berg Nordamerikas werfen. Leider nicht in seiner vollen Pracht, aber die Ausmaße des Giganten waren trotzdem zu erahnen.
Und kurz vor Ende unserer Fahrt zeigte sich uns ein Grizzlybär, welcher durch ein Flussbett tapste.
Die Bustour dauerte wieder mehrere Stunden und brachte uns zurück zum Parkeingang. Staunend schaute ich aus dem Fenster auf die nicht enden wollende, faszinierende und sich stetig ändernde Landschaft. Und kurz vor Ende unserer Fahrt zeigte sich uns ein Grizzlybär, welcher durch ein Flussbett tapste.
Es ist wieder Donnerstag, und wir sind auf dem Weg zum Flughafen in Fairbanks. Die letzten zwei Wochen sind wie im Flug vergangen. Es war eine wunderbare Erfahrung, mit tollen Menschen, Gesprächen, ein entspanntes Miteinander. Es wurde viel gelacht, unterstützt und Hilfestellung gegeben. Es entstand ein schöner Austausch von Erlebnissen und Geschichten, neue Freundschaften wurden geschlossen. Aber nichts desto trotz heißt es für heute Abschied nehmen. Abschied von Alaska und den netten Menschen, die wir in unsere Herzen geschlossen haben.
Ich danke dem Tatonka-Team für dieses einmalige Erlebnis. Es war einfach nur unglaublich – vielen Dank!
Weitere Impressionen der Yukon River Kanutour von Anna: