“Entdecke die ‘Peaks of the Balkans’: eine atemberaubende Route entlang verborgener Juwelen.” – Damit wirbt unser Kooperationspartner Travelbase auf seiner Website für den Balkan Trail. Das klingt doch vielversprechend! Ich möchte mir diese abenteuerliche 5-tägige Wanderung nicht entgehen lassen und packe mein Zelt, Isomatte, Schlafsack und Wanderschuhe in meine Reisetasche, düse zum Flughafen und los geht’s!

Was ist der Balkan Trail?

Auf dem Balkan Trail wandern wir durch drei Länder, die touristisch bislang noch etwas unterschätzt sind: Albanien, Montenegro und Kosovo. Unter Outdoor-Fanatikern ist jedoch die Route „Peaks of the Balkan“ bereits bekannt und ein Traumziel für alle abenteuerlustigen Wanderliebhaber. Wir wandern in fünf Tagen auf 74 Kilometern einen Teil dieser Route, steigen 4.500 Höhenmeter durch wunderschöne Berglandschaften auf, erkunden kleine Bergdörfer und werden dabei von der einheimischen Bevölkerung liebevoll empfangen.

Wer sind wir? Wir sind eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, denn unser Abenteuer wird eine Gruppenreise mit 20 Personen, die zu Beginn der Woche noch Fremde sind und danach als Freunde heimkehren werden.

Tag 1 – Anreise

Bereits am Flughafen in Memmingen treffe ich die ersten Mitstreiter, mit denen ich den Balkan erkunden werde. Lessa von @palmtrees.and.mountains kenne ich bereits ein paar Jahre über unsere Social Media-Kooperation und freue mich darauf, ihre Truppe kennenzulernen. Alles bergverrückte Menschen, die einfach gerne draußen in der Natur sind – passt eh!

Maria mit gepackter Tasche und gepacktem Rucksack bereit für den Balkan Trail.

Wir kommen in Tirana an und BAM: laufen direkt gegen eine Wand aus Hitze. Ich hatte mich im Vorhinein schon etwas verrückt gemacht, weil ich gelesen habe, dass es während unserer Woche hier bis zu 40 Grad bekommen soll. Da wir jedoch spät landen und die Sonne bereits untergegangen ist, ist es noch erträglich.

Unsere erste Nacht verbringen wir in einem schönen Hotel, das für meine sonstigen Verhältnisse auf Reisen wirklich luxuriös ist. Das hätte ich in Tirana so nicht erwartet und es ist ein krasser Kontrast zu dem, was uns noch erwartet. Ich genieße jedenfalls nochmal das weiche Bett und packe meine Barrel Reisetasche nochmal etwas um, um morgen direkt startklar zu sein.

VORBEREITUNGEN

Hitze

Wie bereits erwähnt, hat mir die Hitze bei meinen Vorbereitungen am meisten Sorgen bereitet. Andererseits schafft sie natürlich auch mehr Platz im Gepäck: Ein leichtes Wandershirt und Shorts nehmen deutlich weniger Platz weg als schwere Fleece-Teile. Dank der praktischen Packliste (findest du witer unten), die ich von Travelbase bekommen hatte, waren die Klamotten das Einzige, worüber ich mir noch Gedanken machen musste.
Ich entschied mich jedoch entgegen der Empfehlung, einen Wasserfilter mitzunehmen, lieber auf mehr Trinkflaschen zu setzen, die ich in den Camps, die wir täglich erreichen, dann auffüllen kann. Es war mir wirklich wichtig, jederzeit auf dem Trail lieber zu viel als zu wenig Wasser bei mir zu haben, da ich eine Wanderung bei diesen Bedingungen auf keinen Fall unterschätzen wollte. Elektrolyte waren hier im Übrigen auch einer meiner Gamechanger.

Fitness

Auch die körperliche Fitness für den Trail sollte stimmen. Meine Vorbereitung bestand hier wie immer darin, so oft wie möglich in die Berge zu gehen und somit meine Grundausdauer aufrecht zu erhalten. Es haben allerdings auch Leute den Trail gemeistert, die deutlich weniger Fitness mitbrachten. Das war überhaupt kein Problem, da auf dem Trail jeder sein eigenes Tempo laufen kann und wir für jede Etappe alle Zeit der Welt hatten.

Equipment und Transport

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, sich Camping-Equipment zum Trip dazuzubuchen: Zelt, Isomatte, Schlafsack und eine Duffle für den Gepäcktransport. Da ich aber bei einem Unternehmen arbeite, das zufälligerweise ganz gutes Outdoor-Equipment herstellt, bringe ich natürlich alles selbst mit. Von unseren Zelten bin ich für solche Trips eh am meisten überzeugt. 😉

Ich entscheide mich für eine Barrel 65 Reisetasche, in die ich all das Camping-Equipment packe und beim Gepäcktransport abgebe und unseren Norix 28W Wanderrucksack, den ich tagsüber auf dem Trail dabeihabe. Es heißt, das Abgabegepäck darf nicht mehr als 12 kg wiegen, da es unter anderem mit Pferden und Mulis transportiert wird und die Tiere nicht zu viel Gewicht tragen sollen. Sollte man jedoch locker hinbekommen.

In unserem Ratgeber-Artikel “Trekking-Tips für Anfänger” zeigen wir dir die 5 häufigsten Fehler und wie du sie vermeidest.

Tag 2 – Anreise zum Basecamp und Eingewöhnung

Todesentspannt, ausgeschlafen und den Bauch voll mit leckerem Frühstück vom Buffet, versammeln wir uns in der Lobby des Hotels. Hier treffen erstmals alle Teilnehmer der Reise aufeinander. Einige waren schon vorher angereist oder hatten woanders übernachtet. Nach einem kurzen Hallo unserer lieben Guides geht es weiter in den Bus, der uns in 7 Stunden nach Theth bringen wird. Ursprünglich sind für die Busfahrt 4 Stunden veranschlagt, jedoch gibt es zwischendrin etwas Stau und die Passstraßen, die wir befahren müssen, beanspruchen doch etwas mehr Zeit. Zwischendrin machen wir einen kurzen Stopp an einer Tankstelle und beim Aussteigen ist die Temperatur umhauend. Wie soll das nur funktionieren? Fünf Tage wandern bei dieser Hitze?!

Was mir in Albanien sofort ins Auge fällt ist der viele Müll, der dort einfach überall rumliegt: am Straßenrand, im Fluss, auf den Feldern. Wenn man im Internet nach Ursachen dafür sucht, liest man hauptsächlich, dass das Land daran arbeitet.

Angekommen im Basecamp bin ich erstmal überglücklich positiv überrascht von den Temperaturen. Es hat bestimmt 10 Grad weniger als in der Stadt – was zwar immer noch heiß ist, jedoch deutlich erträglicher. Wir bauen zunächst unsere Zelte auf der schönen Campingwiese vor einer wunderbareren Bergkulisse auf. Da ich die Tage alleine schlafen werde, habe ich unser Kyrkja 1-Personen-Zelt dabei. Es bietet genug Platz für mich, alle meine Sachen und ist super leicht.

Die Teilnehmer beim Aufbauen ihres Camps.

Vor dem Essen wird sich nochmal frisch gemacht. Ich spare mir jedoch das Duschen, da ich am nächsten Tag sowieso sehr schwitzen werde. Schließlich schlagen wir uns die Bäuche am vielfältigen Buffet voll: Es gibt Nudeln, Bratkartoffeln, Gemüse, Suppe, Fleisch und sogar eine kleine Nachspeise. Ich verabschiede mich danach fix ins Zelt, da ich für den nächsten Tag schön ausgeschlafen sein möchte und packe noch meinen Tagesrucksack für morgen. Der Großteil des Inhalts sind meine Edelstahl-Trinkflaschen, gefüllt mit Wasser. Ich fülle am Brunnen unseres Basecamps für den kommenden Tag am Trail 3 ¾ Liter ab. Sicher ist sicher.

Tag 3 – 1. Wanderung Theth – Valbona

Wir stehen um 6 Uhr auf und endlich geht es los! Ich kann es schon kaum mehr erwarten, endlich in die Einsamkeit der Berge zu flüchten. Zunächst wandern wir durch Theth, vorbei an ein paar Bars und vielen Autos und Touristen. Es ist viel los auf dem Trail. Albanien scheint nicht mehr so ein Geheimtipp für Outdoor-Liebhaber zu sein, wie anfangs angenommen.

Teilnehmer des Balkan-Trails.

Beim Aufstieg gibt es sehr viel Schatten, wofür ich dankbar bin. Das ist perfekt zum Einlaufen und um sich an die Temperatur zu gewöhnen. Unsere Gruppe teilt sich ab Beginn in fixere Wanderer, Genießer und Foto-Liebhaber und ein paar Nachzügler. Da wir aber den ganzen Tag Zeit haben, kann jeder sein eigenes Tempo laufen. Von unseren insgesamt vier Guides geht der Local Guide immer vorne und ein anderer bildet das Schlusslicht der Gruppe. Der anführende Guide legt Pfeile, wodurch sich wirklich niemand verlaufen kann. Im Übrigen ist unser Local Guide eine ziemlich coole, sportliche, 48 Jahre alte Frau namens Mikaela, die ihren Bürojob gekündigt hat, um für’s Laufen durch die Peaks of Balkan bezahlt zu werden – was sie sichtlich feiert und sie sehr zu erfüllen scheint. Bewundernswert.

Nach unserer Einkehr in einer Bar am Wegesrand und ein paar frischen Getränken, die es hier überall in Dosen gekühlt und serviert werden, laufen wir so zackig weiter, wie wir angefangen haben. Unseren letzten knackig steilen Aufstieg überwinden wir und werden mit der ersten schönen Aussicht auf das Valbona-Tal belohnt. Wir machen hier oben eine ausgiebige Foto-Session und unsere Mittagspause. Es gibt ein riesiges Sandwich, das wir vom Basecamp mitgenommen haben.

Nach unserer Brotzeit-Pause beginnt der Abstieg ins Tal hinunter. Wir kommen an einem Boulder-Felsen vorbei, von dem wir natürlich auch schöne Bilder machen. Weiter führt uns der Weg durch den Wald hinunter in Richtung der Bar, von der aus wir zum zweiten Camp gebracht werden.

Boulder Felsen entlang des Balkan Trails.

Der Transport ist richtig abenteuerlich. Es geht mit einem alten Mercedes-Bus über einen Weg, auf dem riesige Steine liegen und die Schlaglöcher so groß sind, dass ich darin versinken könnte. Bei unserer Ankunft hat es unser Gepäck noch nicht zum Campingplatz geschafft, weswegen wir genug Zeit haben, uns im Fluss direkt auf der anderen Straßenseite abzukühlen. Wir genießen dabei eine wunderschöne Aussicht auf die Berge und eine Wassertemperatur von ca. 6 Grad, was mal so riiiiichtig erfrischend ist.

Alter, orangefarbener Mercedes Transporter.

Abends baut jeder sein Zelt auf, duscht noch eine Runde bei weiterhin eiskaltem Wasser und dann gibt’s Essen. Ein riesiges Buffet nur für uns im süßen Garten des Restaurants an unserem Camp. Da wir alle sehr hungrig von der Wanderung sind, hauen wir ordentlich rein. Danach spielen wir noch eine Runde Uno, die Stimmung ist ausgelassen und alle sind vollgefuttert und happy. Ich gehe zeitig um 21 Uhr ins Bett und schlafe wie ein Baby, bis ich um 1 Uhr nachts plötzlich von etwas geweckt werde.

Zelte bei Nacht.

Tag 4 – 2. Wanderung Valbona – Doberdol

Links und rechts neben meinem Zelt höre ich, wie sich jemand übergibt. Es klingt ziemlich übel, also stehe ich auf und sehe mal nach. Einige aus unserer Gruppe inkl. einem Guide sind die ganze Nacht damit beschäftigt, sich immer wieder in Richtung Waschhaus zu schleppen. Wir versuchen, eine Erklärung oder die Ursache zu finden, kommen aber auf keinen gemeinsamen Nenner. Unser Tipp ist eine klassische Lebensmittelvergiftung. Ich hoffe, dass ich verschont bleibe und versuche, wenigstens ein paar Stunden die Augen zu schließen.

Beim Aufwachen genieße ich aus meinem Zelt die Aussicht auf die umliegenden Berge. Jedoch beobachte ich weiterhin Pilgerwanderungen zum Waschhaus. Ohje. Ca. 6 Leute mussten sich in der Nacht oder am Morgen übergeben. Zwei von ihnen geht es so schlecht, dass sie nicht mitwandern können und so bleiben sie im Camp zurück. Sie werden mit einem Transport zum nächsten Camp gebracht. Die anderen machen sich mit uns auf zur zweiten Tageswanderung.

Per Transport werden wir aus dem Tal hinaus zum Startpunkt gebracht, einen weiteren steinigen Weg entlang. Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass die Fahrzeuge nicht zusammenbrechen. Auf den Bergen sieht man immer wieder Waldbrände, die man auch in der Luft riechen kann. Es ist ein trauriges Bild.

Nach einer kurzen Stretching-Session geht es los. Wir laufen ein kleines Stück im Wald hinauf, danach weiter eine Wiese hoch. Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, tut sich ein weiteres Stück der wunderschönen Bergkette auf, die hinter uns liegt. Langsam kommt in mir die ersehnte Stimmung der Einsamkeit auf, da es hier nicht mehr so touristisch ist.

Aufstieg auf dem Balkan Trail.

Ich genieße es, meinen Körper zu bewegen und bewundere die abwechslungsreiche Landschaft, aber bei meinen Mitwanderern sieht es anders aus. Die Sonne kickt richtig und wir sind ordentlich am Schwitzen. Deswegen kommt unser erster Stopp an einem Café genau zur rechten Zeit. Hier ruhen wir uns im Schatten aus und beobachten die Kätzchen und Hühner, die hier zuhause sind.

Nach einer Dreiviertelstunde setzen wir als gesammelte Gruppe unsere Wanderung fort und überqueren nach kurzer Zeit die Grenze zu Montenegro. Der Weg führt uns relativ flach weiter durch einen Wald, was für uns alle super angenehm ist. Am Wegesrand gibt es überall Himbeeren und Brombeeren zu sammeln.

Unsere Mittagspause verbringen wir bei einer süßen Hütte, bei der uns die Einheimischen selbstgemachten Blaubeerkuchen anbieten. Da sagt man doch nicht nein. Viele machen ein Nickerchen im Schatten und die Stimmung ist allgemein etwas gedrückt. Schließlich laufen wir weiter. Bei fünf Leuten sind jedoch die Kräfte am Ende und sie müssen sich regelrecht den Trail entlang schleppen. Schweren Herzens brechen sie bei der Hälfte des Trails ab und lassen sich von einem Auto abholen.

Aussicht ins Tal.

Wir anderen setzen unsere Wanderung fort und überblicken bald ein riesiges Waldgebiet. Auf der anderen Seite des Tals können wir nun die Hütte erkennen, bei der wir Mittag gemacht haben. Nach einem kurzen knackigen Anstieg erreichen wir schließlich die Hochebene, auf der wir übernachten werden und sind komplett geflasht vom Anblick: Es ist idyllisch und einfach wunderschön!

Auf der rechten Seite der Ebene entdecken wir einen kleinen Bach und freuen uns natürlich direkt auf eine schöne Abkühlung. Als wir allerdings näherkommen und ihn genauer betrachten, erkennen wir, dass am Ufer und im Bach überall Müll herumliegt. Da vergeht einem dann doch die Lust und wir lassen unsere Bade-Session ausfallen.

Müll in einem Bach entlang des Balkan Trails.
Pferde auf der Doberdol-Hochebene.
Unterkunft auf dem Balkan Trail.

Die Wolken hinter den Bergen türmen sich dunkel auf und kündigen ein Gewitter an. Deswegen beeilen wir uns mit dem Zeltaufbau, als wir an unserem wunderschönen Campingplatz ankommen. Wir versammeln uns in der Hütte und unser lieber Wirt bringt uns ein wahres Buffet an unseren großen Tisch: Es gibt Suppe, Salat und Pite Buke, ein albanisches Gericht aus Hefeteig. Während wir drinnen essen und uns über den verrückten Tag unterhalten, wird die Lichtstimmung draußen ganz merkwürdig. Der Himmel leuchtet rot und es beginnt zu hageln. Uns kümmert das wenig, denn unsere Zelte halten alle dicht. So spielen wir lieber eine weitere Runde Uno und desinfizieren uns von innen mit Raki.

Gewitter am Himmel.

Tag 5 – 3. Wanderung von Doberdol – Babino Polje

Am Morgen unserer dritten Wanderung fühle ich mich nicht zu 100% fit, obwohl ich wie ein Baby geschlafen habe. Wir teilen uns in drei Gruppen auf: Eine Gruppe, die absolut nicht wandern kann, muss mit Pferden über den Pass reiten. Eine weitere Gruppe startet um 8 Uhr, geht auf den höchsten Gipfel der Tour und macht dabei einen kurzen Abstecher in den Kosovo. Die letzte Gruppe startet um 9 Uhr und geht eine verkürzte Tour ohne Gipfel-Abstecher.
Trotz meiner Verfassung möchte ich unbedingt auf den Gipfel, ich will nichts verpassen. Also geht es mit der frühen Gruppe direkt den sehr steilen Anstieg über den Grashang mit ca. 600 Höhenmetern hoch. Obwohl es noch sehr früh ist, ist es bereits brütend heiß. Ich fühle mich schwach und ausgelaugt und muss deswegen viele Pausen machen.

Anstieg auf einem Grashang.

Schließlich schaffe ich es aber doch noch bis ganz nach oben und die Aussicht wird von Meter zu Meter überragender. Oben angekommen überqueren wir auch kurz die Grenze zum Kosovo und sind schließlich im dritten Land unseres Trips angekommen. Die Landschaft und der Ausblick auf die Grasberge und die dahinterliegenden Steinmassive sind absolut umwerfend.

Gruppenfoto auf dem Gipfel.

Wir laufen weiter und entdecken am Wegesrand wieder überall Blaubeeren, welche wir umgehend wegsnacken. Hin und wieder begegnen uns Einheimische mit ihren Pferden, jedoch kaum andere Wanderer bzw. Touristen.

Lessa auf dem Wanderweg des Balkan Trails.

Als die Landschaft plötzlich wieder mehr von Bäumen geprägt ist, machen wir eine längere Pause und cremen alle nochmals nach, denn die Sonne hat heute besonders viel Kraft. Worauf wir uns bei dieser Etappe alle am meisten freuen, ist ein wunderschöner Badesee inmitten von Nadelbäumen eingerahmt, der eine traumhafte Abkühlung verspricht. Nach einem weiteren leichten Anstieg sehen wir ihn bereits von oben. Er sieht unfassbar idyllisch aus und wir können es kaum erwarten, reinzuhüpfen!

Zwischen den Bäumen versteckt sich ein Badesee.

Der Weg am See führt über große Steine und ähnelt einer Kletterei, was diesem Abschnitt jedoch auch einen besonders wilden Charakter verleiht. Endlich an unserem Spot angekommen, springen wir ratz fatz hinein und das Wasser ist einfach großartig! Die perfekte Temperatur, um auch ein wenig länger darin zu verweilen und eine kleine Runde zu schwimmen. Wir sind erfüllt von Glück und würden am liebsten den ganzen Tag hierbleiben!

Lessa beim Baden im See.

Nach einem kleinen Snack geht es weiter und wir laufen bis zu einer kleinen süßen Bar – man merkt, dass wir hier in Montenegro sind. Die Landeswährung ist Euro und alles wirkt etwas moderner als in Albanien, die Gebäude, die Speisekarte, … Übrigens: Auch in Albanien konnten wir überall problemlos mit Euro bezahlen, der dort jedoch nicht die Landeswährung ist.

Hier werde ich nochmal richtig müde und wir verweilen eine halbe Stunde, bis der Abstieg zum Pick-up-Point beginnt. Wir laufen eine breite Forststraße durch den Wald, die sich gefühlt ewig hinzieht.

Endlich angekommen gönnt sich jeder ein Eis und unser Bus bringt uns schließlich zu einem weiteren idyllischen Campingplatz direkt am See an der Stadt Plav in Montenegro.

Hier bauen wir unsere Zelte auf, starten eine Duschparty und freuen uns wie Schnitzel, dass es warmes Wasser gibt. Heute ist also Wellness-Programm angesagt. Im Restaurant fühlen wir uns so richtig wohl! Es gibt eine Suppe zur Vorspeise, Paprika mit Reisfüllung zum Hauptgang und unser Wasser wird uns direkt an der Bar aufgefüllt. Langsam geht es allen deutlich besser und die Stimmung ist richtig schön ausgelassen.

See in Plav, Montenegro.
Campingplatz mit Zelten in Plav, Montenegro.

Tag 6 – 4. Wanderung von Plav nach Vusanje

Um 4.30 werde ich vom Gesang des Muezzins geweckt. Für mich ist das eine neue Erfahrung aber irgendwie finde ich es ganz schön. Es tönt von beiden Seiten des Sees etwas zeitverzögert. Nachdem ich noch eine Stunde weitergeschlafen habe, fühle ich mich wie neu geboren und bin topfit für den nächsten Tag und die anstehende Etappe! Unsere Gastgeber sind richtig herzlich und servieren uns am Frühstücksbuffet frischen Kaffee, Tee und selbstgemachten Käse.

Wir werden pünktlich um 8 wieder von einem Transport abgeholt und fahren ca. 40 Minuten einen Wald hinauf. Dort beginnt unsere heutige Wanderung an einer Forststraße, an der der Weg stetig bergauf führt, zum Glück im Schatten. Es ist daher recht angenehm, zu laufen und ein meilenweiter Unterschied zu gestern.

Vor jeder Tageswanderung gibt unser Local Guide Mikaela einen kurzen Überblick über die anstehende Etappe. In Ihrer Beschreibung gibt sie fast jede Distanz mit „Ahh, about an hour!“ an. Komischerweise stimmt das sogar meistens – nach einer Stunde wandern verlassen wir also den Wald und kommen auf eine Anhöhe, die mit wunderschönen lila Wildblumen überzogen ist und ein tolles Bergpanorama im Hintergrund hat. Hier machen wir Pause und es gibt ein obligatorisches Team Tatonka Gruppenbild:

Teamfoto.
v.l.n.r.: Alina, Lessa (@palmtrees.and.mountains), Simon, Lisa (@abenteuermomente), Nele, Maria und Nina

Weiter geht unser Anstieg und nach kurzer Zeit wird es richtig steil. Mit jedem Höhenmeter erhalten wir einen besseren Blick auf Plav, unseren See und die wunderschöne Berglandschaft dahinter. Oben angekommen und komplett am Schnaufen gibt es eine kurze Trinkpause im Schatten und weiter geht’s.

Ein Stückchen weiter eröffnet sich wieder ein Hochplateau, das durch eine massive Weite geprägt ist. Die Aussicht wird immer spektakulärer und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf einem der höchsten Punkte (Bora (2.106m)) machen wir eine ausgiebige Foto-Session.

Abstieg vom Hochplateau.
Maria mit Rucksack und Trekkingstöcken beim Abstieg.

Überall finden wir hier in Montenegro Überbleibsel aus dem Krieg, wie z. B. ausgehobene Schützengräben – so auch hier oben. Irgendwie geht das nicht so recht in meinen Kopf und ich versuche, mir vorzustellen, wie hier oben Menschen um ihr Leben kämpfen mussten und wie dies ein Ort des Schreckens gewesen sein muss. Während wir einfach friedlich die Aussicht genießen können und unsere größte Sorge ist, wann wir das nächste Mal aufs Klo gehen können. Verrückte Welt.

Wir beginnen unseren Abstieg und eine weitere massive Felslandschaft tut sich auf. Immer wieder faszinierend, wie abwechslungsreich die Landschaft hier ist und wie viel der Balkan zu bieten hat. Schließlich kommen wir an eine Hütte und uns wurde hier bereits leckerer selbstgemachter Ziegenjoghurt mit Honig versprochen. Etwas gewöhnungsbedürftig schmeckt dieser zwar schon, wird aber mit jedem Bissen etwas besser.

Der Abstieg von der Hütte zieht sich wieder etwas hin und wir laufen einige Kilometer auf einer geteerten Straße. Während einige Mädels bereits klagen, dass sie keinen Bock mehr haben, kommt von oben herab ein lokaler Bauer mit seinem Traktor und einem kleinen Anhänger angefahren. Drei von uns hüpfen auf den Anhänger und der Bauer erzählt, dass er mit seinem Sohn oben auf dem Berg arbeitet und jeden Nachmittag, wenn er wieder ins Tal fährt, Wanderer mitnimmt, die keine Lust mehr auf das letzte fade Stück haben.

Wir anderen laufen weiter und sehen bereits das Tal, welches wir bei unserer morgigen Wanderung durchqueren werden. Ganz hinten tut sich ein markanter Gipfel auf, den wir bereits aus unserem Basecamp in Theth gesehen haben: Mount Arapi. Dort wird unsere Wanderung morgen enden.

Wir kommen schließlich auch noch an unserer nächsten Unterkunft an und begutachten direkt die tiefe Gumpe, die direkt hinter dem Gebäude ist. Leider ist sie zu tief, denn wenn man dort hineinspringen würde, würde man nicht mehr herauskommen. Mikaela erzählt uns, dass sich in 15 Minuten Geh-Entfernung ein Blue Eye befindet, das ideal für eine Erfrischung ist. Wir fackeln nicht lange und laufen direkt wieder los – auf zum Blue Eye. Voller Vorfreude wandern wir durch die trockene Landschaft und irgendwie kann ich mir noch nicht so recht vorstellen, dass sich hier plötzlich eine blaue Oase auftun soll.

Angekommen muss ich einfach nur lachen, weil es genauso gekommen ist, wie ich’s geahnt hatte: Was verheißungsvoll auf einem Schild angepriesen wurde, ist in Wirklichkeit eine ziemlich traurige, ausgetrocknete kleine Pfütze. Einige Monate vorher war das Blue Eye bestimmt ein richtiges Natur-Juwel. Aber auch zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich hiervon krasse Bilder machen 😉 Einige von uns hüpfen hinein und ich halte meine Füße rein. Nach einer halben Stunde reicht es uns auch wieder und wir laufen zurück Richtung Abendessen.

Vor dem Essen gehen wir alle noch duschen, was etwas abenteuerlich in einer kleinen Holzhütte stattfindet. An diesem Punkt wünsche ich mir eher einen schönen großen Bach, in dem ich mich mit meiner Naturseife frisch machen könnte. Das ist mir meistens deutlich lieber beim Trekking, als Sanitäranlagen, die von so vielen anderen Menschen genutzt werden.

Das Abendessen ist der Traum, von dem fast alle in der Gruppe geschwärmt hatten: ein Grillteller mit Cevapcici, Hähnchen, Pommes, frischen Brötchen und vielem mehr. Für mich gibt es als vegetarisches Gericht einen leckeren Teig mit Quark, leider kenne ich den genauen Namen nicht. Überglücklich vollgefuttert und deswegen bestens gelaunt lassen wir den Abend wieder mit einem Raki ausklingen.

Campingplatz mit Berglandschaft in Vusanje.

Tag 7 – 5. Wanderung von Vusanje zurück nach Theth

Am Morgen unseres letzten gemeinsamen Wandertags putzen wir zusammen am Brunnen Zähne. Irgendwie schon süß, wie sich unsere Gruppe über die letzten Tage zusammengefunden hat und wir uns alle etwas näher kennengelernt haben (wenn auch deutlich näher, als uns teilweise lieb war). Danach folgt zum letzten Mal unsere Morgenroutine: Schlafsack, Isomatte und Zelt zusammenpacken, Tagesrucksack herrichten, Frühstücken, Lunch einpacken, Sonnencreme von oben bis unten, Wanderschuhe schnüren.

Gemeinsames Frühstück.

Heute geht es pünktlich um 8 Uhr los, da ab mittags Gewitter angesagt ist. Die ersten paar Kilometer verlaufen auf einer steinigen Fortstraße. Da am Vormittag das Wetter wie immer gut ist und die Sonne knallt, sind wir froh um einen schattigen Weg.

Bald kommen wir im schönen Tal zu der Grenze nach Albanien. Da sind wir wieder! Weiter geht es mit einem steilen Aufstieg im Wald. Mikaela legt heute ein sportliches Tempo an den Tag, was auch für die richtig Fitten auf Dauer happig zu halten ist.

Wir durchqueren eine unfassbar schöne Hochebene und merken langsam, dass die letzte Etappe auch die schönste unserer Tour ist. Angekommen an einem Shepards Place finden wir ein paar sehr rudimentäre Hütten und sind fasziniert vom sehr einfachen Leben des Schäfers, der hier oben den Sommer über wohnt.

Shepards place mit rudimentären Hütten.

Je weiter wir wandern, desto umwerfender wird die Landschaft. Zum Abschluss bietet uns Albanien noch ein richtiges Highlight und ständig verändert sich die Landschaft. Es gibt an den Orten und Ländern dieser Welt, die ich vorher besucht habe, auch keine vergleichbare Landschaft zu dieser. Aber ich lasse lieber die Bilder für sich sprechen:

Wir beschließen, die letzten Höhenmeter überhaupt hinter uns zu bringen und am obersten Punkt vor unserem Abstieg eine Mittagspause zu machen. Dort angekommen, setzen wir uns für 10 Minuten hin und es beginnt bereits zu donnern. Mit uns sind hier nun wieder ein paar mehr Leute auf dem Trail unterwegs – da merkt man direkt wieder die Nähe zum touristischen Örtchen Theth.

Plötzlich kommt Trubel auf, als der Himmel dunkler wird, ein leichter Wind aufzieht und der Donner markanter wird. Alle packen zusammen und beginnen einen zügigen Abstieg von 1000 hm. Wir laufen in raschem Tempo den Berg hinab und immer wieder donnert es bedrohlich aus der Ferne. Irgendwann kommt der Donner näher und es beginnt zu tropfen. Wir werfen einen Regenüberzug über unsere Rücksäcke und laufen weiter. Vielleicht 15 Minuten später hat der Regen seinen Höhepunkt erreicht und ich ziehe mir schließlich doch eine Regenjacke an und bin sehr glücklich darüber, schon so weit vom Berg unten zu sein.

Nur ein paar Meter später erreichen wir schließlich die Bar, in der schon einige glückliche Wanderer sitzen und beenden somit unsere fünftägige Trekking-Tour. Zur Feier des Tages stoßen wir mit einem Bier an. Wir warten auf die Nachzügler unserer Gruppe, die wenige Zeit später ebenfalls den Berg hinunter geflitzt kommen und begrüßen diese mit Jubel und Applaus.

Unser klassisches Mercedes-Bus-Taxi bringt uns wieder zurück nach Theth, wo wir am frühen Nachmittag eintreffen, eine erholsame Dusche nehmen und unseren letzten Abend genüsslich am Lagerfeuer ausklingen lassen. Ein letztes Mal das Zelt aufbauen und einziehen. Ich freue mich auf Zuhause, weil an meinen Sachen alles, was ich anfasse, inzwischen irgendwie dreckig und klamm ist. Kein Wunder, immerhin ist wird man jeden Tag durch Sonnencreme, Schweiß und Staub des Trails paniert. Glücklich und zufrieden schlafe ich in meinem Zelt ein, während die anderen noch feiern und tanzen.

Ale Eindrücke am gemeinsamen Lagerfeuer nochmal Revue passieren lassen.

Am nächsten Tag holt uns um 5 Uhr in der Früh der Bus ab, der uns zum kleinen Flughafen Tirana bringt und wenige Zeit später sitzen wir auch schon im Flieger nach Hause. Ich bin sehr dankbar für diese intensive Erfahrung im Balkan. Unterwegs war ich mit einer tollen Truppe an jungen Leuten, die alle dieselbe Leidenschaft teilen: Draußen in der Natur und in den Bergen unterwegs zu sein. Sieben Tage haben wir an der frischen Luft verbracht, mittendrin statt nur dabei, haben einheimisches Essen ausprobiert, sind auch mal neuen Bakterien begegnet und haben die Freiheit gespürt! Ich habe gemerkt, wie es meinem Körper gutgetan hat, sich jeden Tag aufs Neue viel zu bewegen und wie schön angenehm platt man am Abend ist, wenn man mit zahlreichen neuen Eindrücken, die zu verarbeiten sind, ins Zelt fällt.

Und zumindest geht es mir nach so einem Trip immer so: Ich bin umso dankbarer für jede Art von Luxus, die ich zuhause genieße. Frische Kleidung, leckeres Essen, ein Auto um von A nach B zu kommen, Trinkwasser jederzeit und überall zugänglich, ein kuscheliges Bett und natürlich Menschen, auf die man sich freuen kann!

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Sonnenuntergang in Albaniens Bergen.

Strecke: 73,7 km

4.320 hm bergauf

PACKLISTE für eine Trekking-Tour auf dem Balkan Trail

CAMPING-EQUIPMENT:

KLEIDUNG:

  • Regenjacke
  • 4 Kurze Wandershorts
  • 4 Kurze Oberteile
  • Fleece-Midlayer
  • 5 Paar Wandersocken
  • 4 Sport-BHs
  • Cap
  • Adiletten
  • Bikini
  • Wanderschuhe
  • Lange Leggins

EQUIPMENT:

HYGIENE:

  • Müllbeutel
  • Naturshampoo
  • Naturseife
  • Zahnbürste, Zahnputztabletten
  • Iboprofen-Tabletten
  • Taschentücher
  • Sonnenschutz

SONSTIGES:

  • Ausweis, Geld
  • 2 Powerbanks
  • Handy-Ladegerät
  • Krankenkassenkarte
  • Müsliriegel
  • Trockenfrüchte

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