Warum nicht mal einen Aktivurlaub, anstatt am Strand zu liegen? Dafür reisten wir nach Portugal. Freunde erzählten uns von einer wunderschönen Wanderroute entlang der Atlantikküste – die Rota Vicentina. Diese Wanderroute spaltet sich in zwei Wege: den Fischerpfad und den Historischen Weg. Sie schwärmten von den atemberaubenden Aussichten entlang des Fischerwegs, geprägt von schroffen Steilklippen, einsamen Stränden und einer wunderschönen Natur. So packten wir Zelt, Isomatte und Schlafsack in unsere zwei Rucksäcke und flogen nach Lissabon. Von dort aus nahmen wir den Bus in das südlich gelegene Küstenstädtchen Porto Covo. Dort startete unsere Wanderung entlang des Fischerweges. Vier Etappen mit insgesamt ca. 75 km erwarteten uns.
Etappe 1: Porto Covo – Vila Nova de Milfontes
Die erste Etappe startete im kleinen Küstenstädtchen Porto Covo, welches ca. 2 Stunden per Bus von Lissabon entfernt liegt. Unterwegs waren wir mit dem Tatonka Yukon Trekkingrucksack und dem Tatonka Pyrox Tourenrucksack, in welche unser gesamtes Camping Equipment passte. Um 10:30 Uhr kamen wir mit dem Bus in Porto Covo an. Bei 28 Grad und purem Sonnenschein begann die erste Etappe unserer Wanderroute. Einige Stunden später kletterten die Temperaturen sogar auf über 30 Grad. „Ein Strandtag wäre jetzt auch nicht schlecht“. Während alle anderen badeten, standen 20 km Wanderung auf unserem Plan. Die Strecke verlief entlang der Küstenlinie, über Dünenkämme und entlang endloser Sandstrände. Hinter fast jeder Ecke versteckte sich ein Sandstrand mit kristallklarem Wasser und weißem Sand. Der Blick von den Steilklippen war atemberaubend. Allerdings gab es auf dieser Etappe keine Möglichkeiten einzukehren, weshalb man genügend Wasser und Verpflegung dabei haben sollte. Die Sonne brannte im Nacken und die 30 Grad machten uns etwas zu schaffen. Schatten oder Wolken waren nicht in Sicht. Nach 6 Stunden und knapp 20 km erreichten wir unser Ziel – Vila Nova de Milfontes. Auf dem Campingplatz vor Ort wurde das Zelt aufgebaut. Der Pool war leider noch geschlossen. „Im Mai ist es normalerweise nicht so warm“, erklärte uns die Rezeptionistin. Dann hieß es Gute Nacht und Kräfte sammeln für die nächste Etappe. Im Nachhinein betrachtet war dies wohl die anstrengendste Etappe, da der Weg konstant durch sandiges Terrain führte und einige Klippen erklommen werden mussten. Dazu kam die Hitze an diesem Tag und die gnadenlose Sonne.
Etappe 2: Vila Nova de Milfontes – Almograve
Von Vila Nova de Milfontes starteten wir weiter nach Süden. Unser Ziel war das kleine Städtchen Almograve, welches 18 km südlich von Vila Nova de Milfontes liegt. Zuerst mussten wir eine Autobrücke überqueren. Ein morgendlicher Nebel verhüllte die Brücke und die Küstenlandschaft. Eine mystische Atmosphäre begleitete uns. Im Nachhinein erfuhren wir, dass es auch ein Boot zum Überqueren des Flusses gegeben hätte und man sich so einige Kilometer entlang der Straße hätte sparen können. Angekommen an der Praia das Furnas war der Nebel verflogen und die Sonne zeigte sich. Angenehme 23 Grad begleiteten uns heute auf unserem Weg. Der schmale Pfad führte durch sandiges Terrain entlang der Küste aber auch durch kleine Wälder etwas weiter entfernt von der Küste . Schroffe Felsen und zarte Blumen, die in verschiedensten Farben strahlten formten die wunderschöne Küstenlandschaft. Von Zivilisation war weit und breit nichts zu sehen. Nach fünf Stunden erreichten wir unser Ziel, das kleine Städtchen Almograve. Dieses hat einiges zu bieten. Weiß- blaue Häuschen, Restaurants, einen Supermarkt und einen wunderschönen Strand – den Praia do Almograve. Nach unser 5-stündigen Wanderung bekamen wir doch noch unseren verdienten Strandnachmittag.
Etappe 3: Almograve – Zambujeira do Mar
Wir brachen wieder früh auf, da unsere Etappe wieder sportliche 22 km lang war. Dafür gab es diesmal die Möglichkeit nach 10 km in Cavaleiro einzukehren. Im Café Adelia stärkten wir uns mit dem typisch portugiesischen Gebäck – dem Pastel de Nata. Nach der kurzen Verschnaufpause ging es weiter. Der Weg führte uns entlang einer langen Asphaltstraße zum Cabo Sardao, einem Leuchtturm direkt an der Atlantikküste.
Weiter ging es entlang der Küste auf einem etwas breiteren Pfad. Wieder kamen wir an wunderschönen, scheinbar unberührten Stränden vorbei. Der Weg über die Steilklippen nach unten kam für uns jedoch nicht in Frage, da er oft rutschig, schmal und kaum gesichert war. Der Ab- und Aufstieg mit unserem doch ziemlich schwer bepackten Rucksack war auch fast unmöglich. So blieb uns dennoch der atemberaubende Blick von den Steilklippen nach unten. Auf diesen haben Störche ihre Nester gebaut. Diese hohen Nester auf den schmalen Felsspitzen waren ein Highlight entlang der Etappe. Sie waren anfangs schwer zu erkennen, aber als wir das Erste entdeckt haben, sahen wir auf jedem Felsen ein anderes Nest.
Am Ende führte uns der Weg noch einmal über eine endlos scheinende Asphaltstraße. Dann sahen wir endlich das Ortsschild. Nach 25 km, welche wir mit Pause in 6 Stunden schafften erreichten wir stolz und glücklich Zambujeira do Mar. Hier entschieden wir uns für Pizza in der Pizzeria Piccolino und spazierten anschließend noch zum Strand von Zambujeira do Mar, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Dann hieß es ab auf den Campingplatz und wieder Kräfte sammeln für den nächsten Tag.
Etappe 4: Zambujeira do Mar – Odeceixe
Die letzte Etappe über 18 km stand an. Früh morgens wurden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt und brauchten erstmal etwas Zeit um in die Gänge zu kommen. Nach dem Frühstück ging es dann los. Laut Karte erwarteten uns heute mehr Höhenmeter, als es bei den letzten Etappen der Fall war. Wir planten für die Etappe etwas mehr Zeit ein, da unser Bus zurück nach Lissabon sowieso erst für den nächsten Tag gebucht war. So entschieden wir uns auch, eine ausgiebige Mittagspause in Azenha do Mar zu machen, wo es ein leckeres Restaurant mit Meerblick geben sollte.
Wir starten entlang des Pfades, welcher uns durch Sand, über kleine Bäche und durch Wälder führte. Auch kleine Abhänge waren Teil des Weges, welche allerdings gut mit Seil gesichert waren. Dann erreichten wir unser Zwischenziel Azenho de Mar, wo wir uns im Restaurant vor Ort kühle Getränke und eine kleine Stärkung genehmigten. Anschließend folgten wir dem Pfad weiter entlang der Küste und etwas in das Landesinnere, bis wir die Mündung des Rio Seixe erreichten. Dort erwartete uns ein beeindruckender Ausblick, da hier der Fluss auf das türkisblaue Meer trifft.
Wir beobachteten die Stand Up Paddle Boarder, die auf dem Fluss Richtung Meer trieben. Es fühlte sich an, als ob wir unser Ziel erreicht hätten. Das Ende der Wanderung war allerdings das noch 5 km weit entfernte Odeceixe, welches nur über eine Asphaltstraße zu erreichen ist. Wir überlegten kurz unseren schmerzenden Füßen den Weg zu ersparen und mit einem Taxi abzukürzen. Wie die meisten anderen Wanderer, die uns das letzte Stückchen begegneten, entschieden wir uns jedoch dagegen. Zu groß war der Ehrgeiz auch diese Etappe komplett zu Fuß zu schaffen. Nach einer weiteren knappen Stunde erreichten wir dann auch unser Ziel Odeceixe, wo uns strahlende weiß- blaue Häuschen erwarteten.
Hier entschieden wir uns für ein Hostel in der Stadt, da der Zeltplatz etwas weiter vom Stadtzentrum und der Bushaltestelle entfernt lag. Abends aßen wir Tapas im Restaurant Assador Altinho und genossen den wunderschönen Ausblick über die Stadt. Wir ließen den Abend bei einem Gläschen Wein ausklingen und beobachteten den Sonnenuntergang. Am nächsten Tag ging es mit dem Bus zurück nach Lissabon, wo wir noch einen Nachmittag verbrachten, bevor es wieder nachhause ging.
Ein Blick auf den Aktivitäts-Tracker zeigte, dass wir die letzten Tage kanpp 100 km gelaufen waren, was vor allem mit zwei Rucksäcken mit Zelt, Isomatte, Schlafsack und dem schweren Kameraequipment eine stolze Leistung ist. Am Ende waren wir überglücklich, dass wir alle vier Etappen gut meistern konnten. Unsere Entscheidung für einen Aktivurlaub in Portugal, anstatt dem typischen Strandurlaub an der Algarve hat sich mehr als gelohnt. Die beeindruckende Landschaft mit ihrer schroffen Steilküste, den weißen Sandstränden mit türkisblauem Wasser, bunten Blumen und den atemberaubenden Aussichten wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.