Endlose Küsten, Berge, Gletscher und wunderschöne Seen – hört sich das nicht perfekt an? Das ist genau, was ich die ganze Zeit im Kopf hatte, nachdem ich unzählige Bilder von Neuseeland gesehen und dutzende Erzählungen von Freunden gehört habe.

Ein Roadtrip durch Neuseeland? Hannes ist dabei!

Also, da saß ich dann und habe überlegt, wie ich endlich meinen Traum von dem Roadtrip durch Neuseeland verwirklichen kann. Da ich in den Semesterferien genug Zeit für einen mehrwöchigen Trip hatte, habe ich ein paar Freunde kontaktiert und bin schnell auf Hannes gekommen, der mir dann sofort zugesagt hat. Ein paar Wochen später haben wir unsere Flüge gebucht und angefangen, unseren 16-tägigen Roadtrip durch Neuseeland zu planen. Unser Plan war es, uns ein Auto zu mieten und damit die Südinsel einmal komplett zu umrunden.

Nach einem zweitägigen Flug kamen wir völlig übermüdet in Christchurch an. Wir haben direkt unseren Mietwagen abgeholt, einen Subaru Outback, und uns auf den Weg zu unserer Unterkunft in Christchurch gemacht, denn wir hatten schon vermutet, dass nach dem langen Flug erst mal etwas Schlaf nachgeholt werden muss und vorsichtshalber ein Hotelzimmer gebucht.

Wharariki Beach – die wilde Küste am Nordzipfel

Am nächsten Tag ging es dann endlich los. Nach einigen Besorgungen, wie einem Campingkocher, einer Matratze für den Kofferraum und Essen, haben wir uns auf den Weg in Richtung Norden gemacht. Genauer gesagt, in Richtung Wharariki Beach, dem nördlichsten Punkt von Neuseelands Südinsel.

Steile Felsen an der Küste des Wharariki Beach im Norden von Neuseeland.

Nach sechs Stunden Fahrt durch die hügelige Landschaft stießen wir auf eine geschlossene Straße, hier kamen wir nicht mehr weiter. Nach kurzer Recherche fiel uns auf, dass dies der einzige Weg zu unserem Ziel war und die Straße aufgrund von Reparaturarbeiten gesperrt wurde, da der Zyklon Gita sie im Februar 2018 größtenteils zerstört hatte.

Glücklicherweise sollte die Straße am nächsten Tag wieder öffnen. Da es nun schon ein Uhr nachts war, entschieden wir uns, die Nacht in unserem Auto zu verbringen und am nächsten Tag frühmorgens Richtung Wharariki zu starten, um dort den Sonnenaufgang zu erleben.

Am nächsten Tag war es leider sehr bewölkt, so dass das Ganze fotografisch gesehen weniger spektakulär war, dafür aber landschaftlich sehr beeindruckend. Wunderschöne Strände mit riesigen Felsen im Wasser und eine grau-weiße Steilküste standen somit für diesen Morgen auf unserem Plan.

Riesige Felsen ragen am Wharariki Beach in Neuseeland aus dem Wasser.

Entlang der Westküste nach Hokitika

Nun ging es weiter zur Westküste, wo uns auf dem Weg nach Wanaka einige traumhafte Straßen mit unglaublichen Aussichten erwarten sollten. Leider spielte das Wetter hier nicht so ganz mit, statt Sonnenschein und blauem Himmel bekamen wir eine Menge Regen und Wind. Nachdem wir ein paar Aussichtspunkte auf dem Weg mitgenommen hatten, erreichten wir Hokitika, einen Ort, den wir zuvor schon oft online gesehen hatten.

Roadtrip Neuseeland: Hängebrücke über dem Hokitika River mit seinem blau-grünen Wasser.

Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir die Hokitika-Schlucht, durch die der blau-grüne Hokitika River fließt. Die unglaubliche Wasserfarbe, gepaart mit dem tropischen Regenwald, bot sich hervorragend für Fotos an.

Nach einiger Zeit mussten wir uns leider auf den Weg zurück zum Auto machen, da wir wieder einmal von heftigen Regenschauern überrascht wurden. So haben wir uns dazu entschieden, weiter zu fahren.

Starke Regenschauer prasseln auf Marvin , Hannes und ihre Tatonka Yukon Trekkingrucksäcke ein.

Schlechtes Wetter und das Warten aufs perfekte Motiv

Der nächste Stopp war die Gegend um den Franz-Josef-Gletscher und den Fox-Gletscher. Hier hatten wir geplant, nachmittags eine längere Wanderung zu einer Berghütte zu starten, dort die Nacht zu verbringen und den Sonnenaufgang des nächsten Tages zu erleben. Von hier aus hätte man einen überwältigenden Blick über die Gletscherzunge gehabt. Leider machte uns das Wetter wieder einen Strich durch die Rechnung, bei starkem Regen wäre die Wanderung einfach zu gefährlich gewesen.

Als Alternative haben wir uns dazu entschieden, am nächsten Morgen zum Matheson-See zu laufen, der für seine perfekte Spiegelung der Bergspitzen des Mount Cook bekannt ist
Als wir am See ankamen, war es sehr windig und das Wasser war alles andere als ruhig, die Hoffnung auf die perfekte Reflektion und ein schönes Foto war dahin. Nachdem wir etwa 1,5 Stunden gewartet haben, hat sich der See etwas beruhigt und wir haben endlich das Bild machen können, das wir im Kopf hatten. Neuseelands höchster Berg spiegelte sich nahezu perfekt im Wasser.

Der Mount Cook spiegelt sich im Matheson-See.

#thatwanakatree

Nachdem nun doch noch erfolgreichen Sonnenaufgang und dem anschließenden Frühstück ging es für uns weiter in Richtung Wanaka, wo nach einigen Nächten im Auto endlich ein richtiges Bett auf uns wartete. Die Straße führte uns über den Haast Pass durch die Südalpen, wo uns etliche kurvige Bergstraßen, tiefhängende Wolken und zahllose Wasserfälle am Straßenrand erwarteten.

Drohnenaufnahme: Blick in Tal mit Fluss und Autobrücke auf der Fahrt nach Wanaka.

Kein Wunder, dass wir ewig brauchten, bis wir in Wanaka waren, da gefühlt alle 15 Minuten für einen Foto-Stopp angehalten wurde. Endlich in Wanaka angekommen, haben wir uns unseren wohlverdienten Schlaf gegönnt und am nächsten Tag eine Pause eingelegt, um die weitere Reise ein wenig zu planen und die bisherigen Bilder zu bearbeiten.

Nur einen kleinen Ausflug haben wir an diesem Tag gemacht: Zum Wanaka Tree, einem einzelnen Baum, der nahe des Ufers des Wanaka-Sees steht und in den letzten Jahren zunehmend Bekanntheit im Netz erlangt hat. Bereits um sieben Uhr morgens haben 30 Fotografen darauf gewartet, ihr #thatwanakatree-Bild zu machen. Verwundert über den Hype haben wir 1-2 Bilder geschossen und sind zurück zu unserer Unterkunft gefahren, um noch ein wenig weiter zu schlafen.

Roadtrip Neuseeland: Ein Halt am berühmten Wanaka Tree ist Pflicht.

Unser Spaziergang auf den Roys Peak

Unser nächstes großes Ziel für den kommenden Tag: Roys Peak. Roys Peak ist ein Berg bei Wanaka, der eine dreistündige Wanderung mit 1.200 Höhenmetern erfordert, genau das Richtige für einen kleinen Spaziergang zum Sonnenaufgang. Nur ein kleiner Scherz, der Aufstieg war sehr anstrengend, und zwischendurch dachten wir, unsere Beine fallen gleich ab. Es ging wirklich drei Stunden steil bergauf, und der Gipfel war immer nur klein in der Ferne zu sehen.

Marvin Kuhr auf dem Roys Peak (1.581 m) mit Blick auf den Wanaka See.

Als wir aber oben angekommen waren, wollten wir unseren Augen kaum trauen. Der Blick über den Wanaka-See mit all seinen Buchten und kleinen Inseln war einfach nur überwältigend. Mit den Bergen des Mount-Aspiring-Nationalparks und des Bergkamms des Mount Roy im Hintergrund bot sich dieser Ort hervorragend als Fotomotiv an.

Noch dazu haben wir endlich unseren ersten wirklichen Sonnenaufgang auf dem Trip erlebt. Dieses Mal gab es keine Wolken, keinen Regen und keinen Wind. Dieses Mal war alles perfekt!

Roadtrip Neuseeland: Hannes Stier auf Bergkamm des Roys Peak.

Wasserfälle in magischer Landschaft

Im Anschluss daran führte uns unsere Reise in den Fjordland-Nationalpark, eines der Highlights, das die Südinsel zu bieten hat. Auch auf der zweistündigen Fahrt bis Milford Sound hielten wir an etlichen Stellen an, um uns anzusehen, was die Landschaft zu bieten hat, und das erste Mal während des gesamten Trips waren wir froh über den Regen: Erst durch ihn wird diese Landschaft in eine magische Stimmung gehüllt. Hunderte Wasserfälle fließen die imposanten, schwarzen Felswände hinab, während sich tiefe Wolken durch das Tal schlängeln und das Grün der Wälder besonders deutlich zum Vorschein kommt.

Wasserfälle im Fjordland-Nationalpark auf Neuseeland.

Als wir dann endlich Milford Sound erreichen, hat sich das Wetter wieder ein wenig gebessert. Die von der Ebbe gebildeten Teiche am Ufer des Fjords zeigen sich von ihrer schönsten Seite, sodass sich die den Sound umgebenden Berge, wie der Mitre Peak, perfekt darin spiegeln, während das Licht sanft zwischen den Wolken hindurch scheint und für ein tolles Licht- und Schattenspiel sorgt. Genau so muss das aussehen!

Roadtrip Neuseeland: Der Mitre Peak (1.692 m) spiegelt sich im Wasser des Milford Sound Fjords.

Waldwanderung zum Lake Marian

Gut zwei Tage verbringen wir insgesamt in der Gegend, in der das neuseeländische Wetter genauso wie seine Landschaft zeigt, wie wechselhaft es sein kann. Neben einigen kurzen Hikes beschließen wir am letzten Tag, die Wanderung zum Lake Marian anzugehen. Wir hatten uns vorgenommen, kurz nach Sonnenaufgang an dem von Bergen eingekesselten See zu sein, doch blöderweise wurde in dieser Nacht die Uhr umgestellt, und so kamen wir letzten Endes viel zu spät los.

Die Wanderung, die ausschließlich durch den Wald verläuft, war dann aber wunderschön, wenn auch sehr matschig, da es in der Nacht wieder einmal geregnet hatte. Etwa 1,5 Stunden später kamen wir genau im richtigen Moment an: Eine Wolke zieht sich über den See, der noch glatt wie ein Spiegel ist. Schnell die Kamera ausgepackt und abgedrückt.
Da hatten wir noch einmal Glück und doch noch ein gutes Bild auf der Speicherkarte.

Roadtrip Neuseeland: Lake Marian im Fjordland-Nationalpark.

Tunnel Beach – Must-see an der Ostküste

Zufrieden mit den Bildern, setzen wir unseren Roadtrip in Richtung Ostküste fort. Das nächste Ziel: der Tunnel Beach bei Dunedin. Eine unglaublich imposante Sandsteinformation, die man unbedingt gesehen haben muss.

Ein steiler Weg führt nach unten auf die Landzunge, wo man auch durch einen kleinen Tunnel im Fels bis an den eigentlichen Strand kommt. Während wir auf den Sonnenuntergang warten, sehen wir uns den Spot genau an und überlegen uns interessante Perspektiven und wie wir sie in der kurzen Zeit mit dem besten Licht gut umsetzen können.

Hannes Stier blickt auf einen Felsbogen am Tunnel Beach bei Dunedin.

Dann ist es schließlich soweit, und der ganze Himmel färbt sich in den unterschiedlichsten Farben, während wir ein Foto nach dem anderen schießen und uns gegenseitig anweisen, wo man sich für den anderen ins Bild stellen soll. Ein gelungener Abend, den wir in einem kleinen Hostel mit gutem Essen ausklingen lassen.

Roadtrip Neuseeland: Felsbogen am Tunnel Beach bei Dunedin.

Goldenes Morgenlicht und rote Bergspitzen am Abend

Am nächsten Morgen steht das Nugget Point Lighthouse auf dem Plan, ein sehr beliebter Spot unter Fotografen, der bei Sonnenaufgang besonders gut zur Geltung kommt. Und tatsächlich: Als die Sonne endlich über den Wolken hervorkommt, wird der gesamte Ort in ein goldenes Licht gehüllt. Dafür lohnt sich das frühe Aufstehen jedes Mal.

Roadtrip Neuseeland: Nugget Point Lighthouse im goldenen Licht der Sonne.

Unser letztes Ziel ist der Mount-Cook-Nationalpark, wo wir auch noch am selben Abend den Hooker Valley Track laufen. Dieser ist besonders bekannt für die Holzstege, die über die matschige Wiesenlandschaft im Tal führen und sich vor allem auf Fotos sehr gut machen.

Während des ganzen Weges wird die Bergspitze des Mount Cook in goldenes Licht gehüllt, das sich, je später es wird, allmählich in ein tiefes Rot verwandelt. Der Hooker Lake am Ende des Trails war jedoch grau und schlug hohe Wellen. Nichtsdestotrotz hatte sich der Weg gelohnt. Also nichts wie auf den Campingplatz, um noch ein paar Nudeln zu kochen und die letzten Stunden Schlaf auszunutzen, bevor wir am Morgen zu „Peter’s Lookout“ fahren.

Der eisblaue Gletschersee

Und endlich haben wir dort, beim dritten Anlauf, genau die Bedingungen, die wir uns erhofft haben: Strahlendes Orange, das in perfektem Kontrast zu der unglaublichen Farbe des Lake Pukaki, der direkt neben dem Aussichtpunkt liegt, steht. Wir beschließen, uns die Gegend bei kleinen Hikes noch genauer anzusehen, bevor es zurück nach Christchurch geht, und genießen das gute Wetter.

In der Nacht hatten wir dann noch einmal einen super klaren Himmel, so dass man die Milchstraße mit bloßem Auge erkennen konnte. Nun konnte auch das endlich von unserer To-do-Liste gestrichen werden.

Zurück in den Alltag

Nach etwas über zwei Wochen und mehreren Tausend zurückgelegten Kilometern kommen wir am nächsten Nachmittag in Christchurch an, wo wir uns nach Tagen im Auto erst einmal wieder entspannen können, bevor es um drei Uhr morgens in Richtung Flughafen und zurück nach Deutschland in den Unialltag ging.