Nur noch ein letzter Schritt, dann habe ich es geschafft. Das Gefühl der Freiheit überkommt mich, während ich ins Hole-in-the-Wall klettere und über das Missouri-River-Breaks National Monument meinen Blick schweifen lasse. Meine Gedanken sind bei den letzten Tagen, an denen wir immer neue Erlebnisse erlebt haben: Hunderte Tiere, heiße Quellen und Geysire, Wanderungen in abgelegenen Canyons und campen bei jeglicher Wetterlage. Werden wir die 250km mit dem Kanu als Gruppe schaffen? Und was erwartet uns wohl noch auf unserer Tour durch Wyoming und South Dakota?
Als Tatonka mir ein echtes Abenteuer schenkte
Bing! Aber erstmal zurück zum Anfang. Mitten in der Nacht leuchtete mein Handy auf und ich erhielt ich eine Nachricht von meiner Mutter. „Schau mal, wäre dieses Gewinnspiel von Tatonka nicht etwas für dich – ein neues Abenteuer?” Als ich die Beschreibung der Reise las, kamen mir unzählige Fragen. Wer paddelt 7 Tage am Stück? Wer campt fast 3 Wochen in der Wildnis? Wie ist es, gemeinsam mit dem Abenteurer Dirk Rohrbach zu reisen? Und je mehr ich mich damit beschäftige und mich informierte, umso mehr stand fest: Das möchte ich erleben!
Die Tage darauf holte ich meinen Yukon, mit dem ich 2020 auf Weltreise war, aus dem Schrank und filmte mit Vergnügen das Video für die Teilnahme am Gewinnspiel. Nicht mal 3 Tage später erhielt ich dann die Nachricht von Tatonka – “Du hast die Missouri-Reise gewonnen!”. Mit tausend Emotionen, voller Dankbarkeit & Vorfreude stand ein neues Abenteuer bevor und ich konnte es gar nicht erwarten, dass es losging.
Reisen mit 15 Fremden, die zu Freuden wurden
Auf dem Weg zum Flughafen war ich gespannt darauf, wie eine Gruppenreise mit 16 Pionieren wohl werden würde. Diese Art zu reisen hatte ich bislang noch nicht gemacht. Mit dabei hatte ich meinen Yukon 60+10 Women und als Daypack meinen funktionalen City Tramp 22. Bereits nach den ersten Minuten am Flughafen in Denver befanden sich alle im regen Austausch und voller Vorfreude. 16 Personen, die von den Lebensgeschichten und vom Alter unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit 25 Jahren war ich die Jüngste der Gruppe, Brigitte mit 75 Jahren die Älteste. Schnell stand fest: Was uns verbindet ist die Suche nach Abenteuern, draußen in der Natur.
Unerwartetes Gewitter im ältesten Nationalpark der Welt
Los geht’s! Unsere Tour begann mit vier geliehenen Vans von Denver über Laramie und Dubois zu dem ersten Nationalpark, dem Grand Teton Nationalpark. Fasziniert von dem Blick auf die Teton-Kette stoppten wir unsere Fahrt, denn vor uns sahen wir den Grand Teton mit 4198 Metern Höhe. Was für ein Erlebnis! Doch das richtige Erlebnis und Ziel unserer Fahrt stand noch bevor: Der Yellowstone Nationalpark, der älteste Nationalpark der Welt, den wir kurz darauf erreichten. Während wir unsere Zelte am Camp am Yellowstone Lake ausluden, blickte ich in den Himmel und sah eine dunkle Wolkenfront auf uns zukommen, gefolgt von starkem Donner. Wir beeilten uns beim Aufbauen, doch dann fing es plötzlich stark an zu regen, gefolgt von riesigen Hagelkörnern. In diesem Moment wären alle gerne schnell ins Trockene geflüchtet. Doch wir realisierten, dass wir schnell weitermachen mussten, um unser “Haus für die Nacht” final aufzubauen. Obwohl wir nass waren, ließen wir uns nicht die Laune verderben und erkundeten daraufhin gut gelaunt den Nationalpark an 2 Tagen: Ein außergewöhnliches Erlebnis für mich, fasziniert von den hunderten Bisons, heiße Quellen, Canyons und Geysiren, die wir entdeckten.
Ein Besuch lohnt sich übrigens allemal und es gibt an jeder Ecke was zu erkunden: Es befinden sich ingesamt 10.000 heiße Quellen und 300 Geysire im Park, weil dieser auf einer riesigen Caldera eines Super-Vulkans liegt, der die Erde brodeln und in bunten Farben erstrahlen lässt.
Zurück in der Zivilisation schaute ich aus dem Fenster und beobachte die Weite des Landes. Die nächsten Tage würden für mich etwas ganz Besonderes werden – etwas, dass ich noch nie gemacht hatte. Denn wir befanden uns auf dem Weg nach Fort Benton, um uns auf unsere nächste Etappe vorzubereiten: 250 Kilometer Kanu fahren durch das Missouri Breaks National Monument. Gedankenversunken plante ich bereits, was ich in den wasserfesten Beutel packen würde, welche Ausrüstung wir auf den Kanus benötigten und überlegte, wie die Kanu-Tour ohne richtige Vorerfahrung wohl werden würde. Die Zeit verging wie im Flug und schon befanden wir uns auf dem Wasser, auf dem Weg ins Ungewisse.
“Ich möchte, dass ihr die Paddeltechnik so gut wie möglich beherrscht, damit ihr die Natur genießen könnt!” Dirk motivierte uns ab der ersten Minute fürs Paddeln und inspiriert von seinen Erfahrungen lauschten wir gespannt seinen Anweisungen und Hilfestellungen. Jeden Tag standen neue Herausforderungen bevor, durchschnittlich lag unsere Paddelstrecke bei 35 Kilometer pro Tag.
Kanufahren mit unvergesslichen Naturerlebnissen
Nach dem ersten Tag realisierte ich, dass meine Paddeltechnik definitiv nicht gut war. Unkoordiniert versuchte ich als Steuerfrau das Kanu geradeaus zu lenken. Am zweiten Tag lernte ich, wie ich noch gezielter steuern konnte. Abends brannten meine Hände, ich spürte die Anspannung in meinen Schultern aufgrund der ungewohnten Bewegung. Aber die Gruppe und das Ziel vor Augen motivierten mich Stunde für Stunde, immer weiter zu paddeln. Und ab dem dritten Tag fiel mir auf, wie ich immer mehr Kraft und Ausdauer bekam. Es fing an, richtig Spaß zu machen!
Die Landschaft veränderte sich und vor uns erschienen die White Cliffs. Beeindruckt schauten wir die Felsen hoch und sahen die Weißkopfseeadler über uns kreisen. Die Sonne brannte auf der Haut. Mit einem Grinsen im Gesicht fing ich an, über nächste Abenteuer in der Heimat nachzudenken. Das sollte ich bei uns zuhause auf den Flüssen auch ausprobieren! Die folgenden Tage kletterten wir durch den beeindruckenden Neat Coulee Canyon am Ufer und tauchen tief in die Wildnis Montanas ein. Ein besonderes Highlight war unser Camp und die Wanderung am Hole-in-the-Wall.
Angekommen im Nirgendwo – das Plätschern und die Stille wurde zum Alltag
Was ist das für ein Geräusch? Mein Schlafsack raschelte, während ich mich auf die andere Seite umdrehte. Ich erinnerte mich, wie die anderen am Lagerfeuer über Kojoten gesprochen hatten und ich realisierte, dass irgendwo in der Ferne eine Gruppe vom Kojoten sein müsste. Während es eisig kalt draußen war, war ich froh über mein Equipment, dass mich warmhielt. Das war eine Erkenntnis von vielen, die ich während dieser Reise machte: Gute, funktionale Kleidung und das richtige Equipment sind ein Segen bei diesen unterschiedlichen Wetterverhältnissen. Außerdem dachte ich bei Regen oder Hagel nicht mehr daran, ob ich selbst nass werden, da die Kleidung mich schützte. Es ging vorwiegend darum, ob die Zelte trockneten, damit wir die nächste Nacht nicht in nassen Innenzelten schlafen mussten. Auch Wind bekam eine ganz neue Bedeutung auf dem Wasser. Die Richtung und Stärke des Windes waren bedeutend dafür, wie schnell oder langsam wir auf dem Fluss vorankamen und wie anstrengend das Paddeln war. Aber das wechselnde Wetter war definitiv kein Grund für uns aufzugeben. Denn für uns waren exakt diese Momente und Erfahrungen das, was dieses Abenteuer und das Expedition Life ausmachten.
Beschreibung: Auf der Suche nach einem Camp für die Nacht am Missouri River
Je weiter wir in die Wildnis gelangten, desto selbstverständlicher wurde die Ruhe. Das Plätschern des Wassers wurde zu einem angenehmen Geräusch, die Badlands um uns herum waren ein beruhigender Anblick. Am vorletzten Tag unseres Trips auf dem Wasser wurde die Ruhe gestört durch ein lautes Geräusch am Himmel – ein Flugzeug. Fasziniert davon, dass uns dieses Geräusch, was zuhause ganz alltäglich ist, aus der Ruhe brachte, erkannte ich, dass wir dem “Alltagsstress” und den alltäglichen Sineseindrücken auf dieser Reise ganz entflohen waren.
Ein matschiges Hindernis vor dem langersehnten Ziel
Als wir dachten, dass die letzten Kilometer „ganz easy“ werden würden, hatten wir uns geirrt. Überrascht von einem plötzlichen Gewitter wurde die Campsuche am letzten Abend auf dem Missouri zu einer herausfordernden Angelegenheit, da sich die anvisierten Camps als ungeeignet herausstellten. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fanden wir einen Platz auf einer Kiesbank, der unserer durchnässten Gruppe ein weiteres Erlebnis bescherte: Tiefer Matsch, in dem einige der Pioniere Schwierigkeiten hatten, an Land zu gelangen. „Ich komm nicht raus!“ und „Hilfe, mein Bein steckt fest!“ brachte uns zum Glück nur noch mehr zum Lachen, sodass die Anstrengungen des Tages bereits verflogen waren. Mit einem lauten „WE MADE IT!“ erreichten wir unser Ziel: 250 Kilometer! Wir lagen wir uns als Gruppe in den Armen, waren unfassbar stolz und uns sicher, dass diese 7 Tage die Gruppe auf eine ganz andere Weise näher verbunden hatten.
Die Magie der Milchstraße und Sternschnuppen am Himmel
Wieder zurück in der Zivilisation setzen wir unsere Reise fort über Billings zum Little Big Horn. Während wir am selben Abend im Dunkeln am Devils Tower ankamen, sah ich bereits, dass uns ein klarer Sternenhimmel bevorstand. Nach einem leckerem Abendessen am Lagerfeuer machten Dirk und ich uns mit Kamera und Stativ ausgestattet auf eine Mission: diesen Moment festhalten, die Milchstraße über den Zelten und dem Devils Tower! Das Ergebnis erkennt ihr am Foto, wir waren begeistert. Übrigens: Das Besondere ist gar nicht zu sehen: Während ich das Licht nach oben hielt und mehrere Bilder ausgelöst wurden, sind vier Sternschnuppen über den Himmel geflogen. Was für ein Moment!
Wir setzen uns Reise fort ins Pine Ridge Reservat, ein Indianerreservat im Südwesten des US-Bundesstaats South Dakota. Dort übernachteten wir für 2 Nächte in der Red Cloud Indian School und lernten im Thunder Valley aktuelle Projekte für die Lakota kennen. Für mich war es richtig spannend, von Dirk mehr über seinen Verein TATANKA OYATE e. V. zu erfahren. Dieser unterstützt Projekte, die sich für den Erhalt von Sprache, Kultur und Traditionen der der Lakota-Sioux einsetzen. Mit den Spendengeldern werden unter anderem der Aufbau einer Website für Sprachprojekte und die Finanzierung des Kinderhorts im Pine Ridge Reservat unterstützt. Seit seiner Gründung fördert auch Tatonka den Verein Tatanka Oyate mit jährlichen Zuwendungen und sponsert die Teilnahme an Spendenreisen, die von Dirk Rohrbach veranstaltet werden.
Freilebende Bisons im Badlands Nationalpark
“Ahhhh! Schau mal, da ist noch einer!” Ich war überglücklich. Einen weiteren Tag hatten wir die Chance, den Bisons ganz nah zu kommen. Bei einem letzten Ausflug in den Badlands Nationalpark versuchte ich ein letztes Mal, diese unfassbar faszinierenden Tiere mit meiner Kamera festzuhalten. Als ich den Bison durch das offene Fenster und mein Objektiv genauer betrachtete, fiel mir auf, welche Stärke und Freiheit er ausstrahlte. Es fühlte sich fast an, als wäre man auf Safari, und für mich war ein es großes Privileg, noch weitere Bisons in der freilebenden Natur und Wildnis zu entdecken. Übrigens: TATONKA heißt Bison in der Sprache der Sioux und die Idee für den Markennamen stammt aus dem Film “Der mit dem Wolf tanzt”.
Danke für ein weiteres Abenteuer als Teil meines Lebens
18 Tage neigten sich dem Ende zu. Mit einem Grinsen und den vielen neuen Eindrücken ließen wir die letzten Abende ausklingen. Ich bin unendlich dankbar für diese Möglichkeit, die Tatonka mir gegeben hat. Dass ich mich lebendig und frei gefühlt habe. Dass ich etwas Neues erleben und aus dem Alltag herauskommen konnte. Dass ich unfassbar inspirierende Leute & Geschichten kennenlerne konnte. Danke, dass mein Yukon jetzt wieder mit unzähligen neuen Erfahrungen gefüllt ist!