„Bula Bula!“ Diese Begrüßung, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, begegnet uns nahezu auf jeder Yasawa-Insel. Meist begleitet von Blumenkränzen und einer Musikgruppe mit Gitarre, Ukulele und mehrstimmigem polynesischen Gesang. Willkommen auf „Matanitu ko Viti“ – so wird der Inselstaat von Einheimischen genannt.
Es ist ein Eintauchen in eine Traumwelt, die man sonst nur aus der Werbung oder dem Reiseprospekt für Honeymooner kennt. Die insgesamt ca. 300 Fiji-Inseln im Südpazifik, die meisten sind unbewohnt, werden von knapp einer Million Menschen bewohnt, davon die Mehrheit Melanesier mit polynesischem Hintergrund. Es gibt auch viele Inder. Am einfachsten erreicht man das Eiland mit seinen gutmütigen Menschen via Australien und Neuseeland.
Der Rausch auf der Zunge
Auf Nadi, von den Einheimischen Nandi ausgesprochen, erleben wir unser erstes Kava-Kava Ritual. Bei Dämmerung rührt der Zeremonien-Meister in einer Tonschale das Pulver der Kava Wurzel (Rauschpfeffer) mit kaltem Wasser an. Alle sitzen im Kreis darum herum, schauen ihm gebannt zu. Mit einer kleinen Schale wird das Gebräu einem nach dem anderen zum Trinken gereicht – Ex und Hopp, versteht sich. Begleitet von einem zünftigen „Bula“- und nachherigem „Mata“-Ruf aller Beteiligten. Gnädigerweise darf man vorher zwischen „low tide“ und „high tide“ wählen (kleine und grosse Portion). Das Gebräu schmeckt wie alte Socken. Die Wirkung zeigt sich nach der vierten Schale. Mit einem tauben Gefühl auf der Zunge. Gefolgt von einer beruhigenden Entspannung. Die betäubte Zunge spüre ich allerdings Tage später noch.
Awesome Adventure
Was gibt es Schöneres, als hoch zu Ross die Küste entlang zu reiten. Das dachte auch Babou, den wir frühmorgens auf seinem schwarzen Hengst im Meer trabend trafen. Spontan bot er uns zwei Pferde zum Ausreiten aus seinem provisorischen Stall direkt am Strand des Travellers Beach Resort an.
Gleich daneben ist die Basis von Turtle Airways. Das Wasserflugzeug steht schon bereit. Email heißt unser Pilot, ein charmanter Bursche. Der Sightseeing-Trip ist ein visuelles Highlight. Türkis liegt das Meer unter uns, weiß glänzen die Strände, grün die Palmen.
Aus der Vogelperspektive erscheinen die Inseln wie von einem anderen Planeten. Und trotzdem kommen sie uns bekannt vor. Die Kino-Blockbuster „Cast Away“ und „Blue Lagoon“ wurden hier gedreht. 45 Minuten später landen wir auf Nacula Island, eine der nördlichsten Inseln des Archipels. „Safe Landing“ heisst die Adresse. Die Lodge ist zauberhaft. Lange halten wir es nicht an der Sonne aus – und tauchen ab ins tiefblaue Meer.
Regenbogen-Korallen
Die Korallen-Riffe sind so gross wie Autobusse. Die Unterwasser-Welten praktisch unberührt. Das berührt uns selber tief. Nach dem stundenlangen Auftauchen besteht die Schwierigkeit jeweils, das kleine Motorboot im Meer wieder zu finden. Von Nacula Island ist es nur einen Katzensprung an die Blaue Lagune. Es ist einer der Bilderbuch-Orte auf ganz Fiji. Man läuft barfuss ins Nanuya Island Resort und geniesst in der Hängematte einen kühlen Drink. Die Gegend ist auch bekannt für Höhlen im Kalkstein. Die grösste Höhle heisst Sawa-I-Lau Cave und ist eine kleine Sensation. Wir erreichen sie frühmorgens per Boot – und haben sie eine Weile ganz für uns allein. Das Wasser ist dunkel. Das Lichtspiel grandios. Wir treiben dahin, schauen oben durch die Öffnung – und sind high, ganz ohne Drogen. Die Wirkung ist ähnlich wie beim «Kava Kava»-Ritual. An den rutschigen Wänden klettern wir mit den Guides so hoch wir kommen. Danach springen wir ins Wasser. Anschliessend tauchen wir durch einen schmalen Tunnel ins nächste Höhlensystem.
Aufstieg auf den Gorilla-Kopf
Auf Matacawalevu Island erwartet uns Natur pur. Und einer der höchsten Berge der Region. Wir besteigen ihn gut ausgerüstet mit dem Grip Rolltop Pack S von Tatonka, der gefüllten Stainless Bottle Wasserflasche und robuster, leichter Bekleidung. Das dichte Gras ist messerscharf. Es überragt uns um Meter. Im steilen Gelände müssen wir uns an Punkte orientieren, die wir vorher ausgekundschaftet haben. Die Überraschung folgt auf den letzten Höhenmetern kurz vor dem felsigen Gorilla Head. Er heisst so, weil er die Form eines Primaten-Kopfes hat. Ab hier gibt es kein Durchkommen mehr, der schmale Pfad ist komplett zugewachsen. Trotzdem ist der Ausblick beeindruckend.
Der Rückweg ist nicht minder schwierig zu finden. Schon nach wenigen Metern haben wir den plattgetretenen Pfad verloren und irren im hohen Gras herum. Halb verhungert erreichen wir das Waitui Base Camp. Chicken, Maniok und Brotfrucht schmecken ausgezeichnet. Auch wenn die Fijianer allgemein auf scharfe Gewürze verzichten.
Herzliche Begegnungen
Zur Erholung schnappen wir uns am nächsten Tag ein Kajak und paddeln Richtung Mangroven vorbei an ärmlichen Dörfern. Die Kinder am Ufer springen ins Wasser und entern grölend unsere Kanus. Das Zirpen der Insekten, Piepen der Vögel, rascheln der Hirsche, Hasen und anderen Kleintieren und die herumfliegenden Fledermäuse versetzen uns ins Staunen. Der Dschungel lebt!
Bevor die Monsunfront uns erreicht, erreichen wir die nächste Insel. Das Prozedere wird so gehandhabt: Wir besteigen das Mini-Motorboot der Einheimischen, die uns mit dem Yukon und Great Escape Rucksäcken von Tatonka zum Abhol-Platz auf dem offenen Meer bringt. Dann wird auf die Ankunft der Yasawa-Fähre gewartet. Der Katamaran ist nebst dem Wasserflugzeug das einzige Transportmittel. Die Schiffs-Crew ist sehr hilfsbereit. Aber ohne den Nachweis einer Buchung auf der nächsten Insel lassen sie einen gar nicht erst von Bord. Alles klappt super! Das Botaira Beach Resort auf Naviti Island ist auch aufgrund der typischen Holzarchitektur der Hüttchen ein Geheimtipp. Der fruchtige Sundowner auf der Terrasse und die glutrote Sonne, die langsam ins Meer versinkt, wird uns noch ewig in Erinnerung bleiben.
Hallo Haifisch!
Das letzte Reiseziel heisst Nancuya Island. Von weitem sehen wir einen Krieger auf einem Felsen stehen. Er trägt einen Lendenschurz und führt eigenartige Tänze auf. Wir fühlen uns wie im King Kong-Film. Oder in einer Episode von Indiana Jones. Die große Felswand weckt Kletter-Instinkte.
Doch der herabprasselnde Monsun bringt uns auf andere Ideen. Wir besuchen mit den Einheimischen einen Gottesdienst. Und lassen uns zu einem Schnorchelplatz bringen, an dem sich Haifische tummeln. Neben, unter und über uns zischen die Riffhaie vorbei.
Wir sind überrascht, wie zart und verletzlich die Haut dieser Tiere ist. Die Hände beim Fotografieren auszustrecken scheint keine gute Idee. Ruhig bleiben hingegen schon. Plötzlich haben wir ihren Instinkt geweckt. Die Jäger der Meere kreisen uns fast ein, bis sie in der Dunkelheit der Tiefe verschwunden sind.
Die Begegnung mit diesen majestätischen Wesen ist ein Höhepunkt dieser Reise, die uns Respekt und Toleranz gelehrt hat. Nicht nur gegenüber den Tieren, auch gegenüber den Menschen, die auf Yasawa Island im Einklang mit der Natur leben.
Text: Michi Bösiger
Fotos: Caroline Micaela Hauger www.peakart.ch
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