Nach dem Abi bin ich zusammen mit meiner besten Freundin auf eine siebenmonatige Reise gegangen. Über einen Zwischenstopp in Mumbai und Singapur ging es dann nach Australien, Neuseeland, Fiji und Vietnam.

Unterwegs war ich mit dem Backpack Tatonka Yukon, den ich tatsächlich auf dem Blog von Ania und Daniel von „Geh Mal Reisen“ zum ersten Mal gesehen habe.

Lissia mit ihrer Freundin und ihrem Tatonka Yukon-Rucksack am Flughafen.

Erste Stopps: Mumbai und Singapur

Der erste Stopp in Mumbai war noch ein wenig überwältigend, weil wir mitten in der Nacht ankamen und total überfordert waren, welchem Rikscha-Fahrer man trauen kann und wem nicht. Unser „Hotel Sunshine“ war auch sehr interessant und der Name hätte nicht weniger passend sein können! Am nächsten Morgen sah aber alles gleich schon anders aus und wir haben uns noch ein bisschen von Mumbai angeschaut. Dort ist übrigens auch das Bild mit dem Tatonka-Rucksack entstanden.

Lissia mit ihrem Tatonka Yukon Rucksack im Mumbai.

Dann ging es für ein paar Tage weiter nach Singapur. Eine wirklich schöne Stadt, aber uns war doch alles ein bisschen zu sauber und zu ordentlich. Ein bisschen hat uns das Authentische gefehlt. Was aber total cool war, waren die einzelnen Viertel. Gewohnt haben wir im Arabischen Viertel, sind aber auch durch China Town und Little India gelaufen. Das Coole an Singapur ist, dass dort so viele unterschiedliche Kulturen auf engstem Raum leben und dieses Multi-Kulti gut zu funktionieren scheint.

Work-and-Travel in Australien

In Australien war unser erster Stopp Melbourne. In diese Stadt haben wir uns sofort verliebt, da sie einen ganz eigenen Charme hat. Jeden Tag sind wir am Flinders Square gewesen, um im kostenlosen WLAN unsere Reise weiter zu planen. Damals wussten wir noch gar nicht genau, wie lange unser Geld reichen würde und was wir noch für Länder sehen könnten. Ich weiß noch, wie wir uns zum ersten Mal Bilder von der Südsee angeschaut haben und uns gefragt haben: „Wie cool das wäre, wenn wir da hin könnten! Aber ist das nicht viel zu teuer?“

Sonst waren wir manchmal morgens im Botanischen Garten joggen oder auf dem Wochenmarkt. Mit zwei Engländern zusammen haben wir uns außerdem ein Auto ausgeliehen, um zur Great Ocean Road zu fahren. Um uns die Unterkunft zu sparen, haben wir im Auto übernachtet, was bei vier Personen aber nicht sehr bequem war. 🙂

Wie so ziemlich jeder Deutsche sind auch wir in Australien mit dem Work-and-Travel-Visum gereist und haben insgesamt zwei Monate gearbeitet, um uns die weitere Reise finanzieren zu können. Einen Monat davon waren wir in Sydney in einem Büro. Den anderen Monat haben wir in Bundaberg verbracht, wo wir Süßkartoffeln eingepflanzt und Mangos geerntet haben. Das hört sich leider schöner an, als es wirklich ist. Wir mussten dort zwölf Stunden pro Tag mit kaum Pausen zwischendurch arbeiten und waren nach einiger Zeit total kaputt. Nachdem wir auch an Weihnachten bei 40 Grad arbeiten mussten und einigen sogar schwarz vor Augen wurde, waren wir kurz davor, aufzuhören. Aber wir wollten unbedingt den einen Monat voll durchziehen und sind jetzt auch froh, das gemacht zu haben. Außerdem sind in dieser Zeit gute Freundschaften entstanden und alle wurden eng zusammengeschweißt. Im Nachhinein ist es doch eine schöne Erinnerung und hat uns auf jeden Fall geprägt und stärker werden lassen.

Durch das Outback und zu den Whitsunday-Inseln

Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit in Australien ist der Uluru oder Ayers Rock, den wir unbedingt sehen wollten. Da uns die Flüge aber zu teuer waren, haben wir uns spontan dazu entschieden, ein kleines Auto zu mieten und damit durchs Outback zu fahren – was auch die beste Entscheidung war! Von Sydney aus sind wir über Adelaide nach Alice Springs gefahren und über den Norden nach Brisbane zurück. Insgesamt waren das in zwei Wochen über 6000 km!

Lissia im Outback von Australien.

In Airlie Beach waren wir für drei Nächte über Couchsurfing unterwegs. Da unser Host ein Jetski hatte, haben wir mit ihm zusammen einen Ausflug zu den Whitsunday-Inseln gemacht. Die Inseln sind fast alle unbewohnt und stehen unter Naturschutz. Um uns herum war nur türkisblaues Meer, Mangroven und die bewaldeten Hügel der kleinen Inseln. Wir sind zu einem menschenleeren Korallenstrand gefahren und waren dort im Meer baden. Leider haben wir aber auch beim Schnorcheln gemerkt, wie viele Korallen durch die Korallenbleiche bereits abgestorben waren, was ziemlich traurig anzusehen war.

Türkisblaues Meer an einem Strand der Whitsunday-Inseln.

Mit der Mystery Machine quer durch Neuseeland

In Neuseeland haben wir uns für vier Wochen einen Campervan gemietet. Mit unserer „Mystery Machine“ ging es also quer durchs Land – von Christchurch auf der Südinsel bis hoch nach Auckland auf der Nordinsel. In Neuseeland waren wir viel wandern und haben die Natur genossen. Übernachtet haben wir immer auf kostenlosen Campingplätzen, wovon es zum Glück sehr viele gab. Da wir für den Campervan relativ viel Geld ausgegeben hatten und Neuseeland sowieso schon ein teures Land ist, wollten wir beim Essen sparen und haben fast jeden Tag Nudeln mit Öl und Gewürzen gegessen. Das kann ich heute definitiv nicht mehr sehen! 🙂

Lissia mit Freundin vor ihrem Campervan - der Mystery Machine.

Homestay auf den Fiji-Inseln

Auf den Fiji-Inseln waren wir die meiste Zeit über in einem Homestay auf einer winzigen Insel in der Nähe der Hauptinsel Viti Levu. Zwei Wochen lang sind wir bei der Familie geblieben. Das kleine Dorf war noch total ursprünglich. Da es keinen Strom oder fließendes Wasser gibt, waren ein paar Solarlampen aufgestellt und über einen Tank auf dem Dach wurde das Regenwasser gefiltert, sodass es trinkbar war. In zwanzig Minuten konnte man auf die andere Seite der Insel laufen, wo es ein Resort mit einem kleinen Supermarkt gab. Abends wurde immer zusammen mit der Familie gegessen und Gitarre gespielt und gesungen.

Wir waren eigentlich nicht während der Zyklon-Saison in Fiji, aber trotzdem haben wir direkt zwei Stürme hintereinander erlebt. Schnell wurden die Fenster zugenagelt und die Boote an Land gezogen, als der Sturm näher kam. Zum Glück hat es die Familie nicht erwischt, und die Häuser waren unbeschadet. An diese Tage erinnere ich mich aber bis heute besonders gut, da sie für mich ein Schlüsselerlebnis dargestellt haben. Ich habe zum ersten Mal realisiert, wie nah der Klimawandel schon ist und habe ihn hautnah miterlebt. Die Familie meinte, dass es früher ca. einen Zyklon pro Jahr gegeben hätte – ich hatte in wenigen Tagen schon zwei erlebt! Damals hat ein Umdenkprozess in meinem Kopf stattgefunden, vor allem weil ich wusste, dass ich maßgeblich zum Problem beitrage durch die vielen Flüge während der Reise. Bis heute bin ich im Zwiespalt, weil ich einerseits total gerne reise und andere Kulturen kennen lerne, andererseits aber versuchen will, nachhaltig zu leben.

Surfbretter vor Holzhütten direkt am Meer.

Vietnam mit einem einheimischen Tour Guide erleben

Unser letzter Stopp der Reise war Vietnam. Dort sind wir in 3 Wochen von Norden nach Süden gereist. Unser wohl schönstes Erlebnis war die Tour bei Pham, die ich über den Kanal von Ania und Daniel von „Geh mal Reisen“ entdeckt habe. Pham kommt aus Sapa im Norden Vietnams und bietet private Touren an, in denen sie Menschen zu ihrem Heimatdorf mitnimmt. Über Stock und Stein geht es durch die wunderschöne Landschaft mit den vielen Reisterrassen und kleinen Dörfern. Wir haben viel mit Pham geredet und konnten so einiges über das Leben dort erfahren.

Reisanbau in Vietnam.

Jedes Mal, wenn wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, aus der Unterkunft ausgecheckt haben und unterwegs waren zu unserem nächsten Stopp, haben wir uns kurz angeschaut und meinten: „Wie cool ist das denn? Wir haben einfach unser ganzes „Haus“ bei uns! Wenn wir wollen, können wir einfach irgendwo unser Zelt aufstellen und dort übernachten!“ Das war für uns einfach eine grenzenlose Freiheit. Obwohl wir nicht viel dabei hatten, hatten wir alles, was man braucht und waren total glücklich damit.

Reisen macht glücklich

Nach der „großen“ Reise kamen noch viele weitere, kleine Reisen dazu, jetzt meistens in den Semesterferien. Doch jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, hatte ich weniger das Gefühl, mich wieder über die ganzen Dinge zu freuen, die ich unterwegs nicht hatte, sondern war eher überfordert mit so vielen materiellen Dingen – weil ich eben gelernt habe, mit wie wenig man auskommen kann.

Für mich war diese Reise einer der schönsten meines Lebens. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass mich das Reisen verändert hat oder ich „zu mir selbst gefunden habe“, aber ich habe doch total viele neue Dinge gelernt und habe auch gelernt, über mich selbst und mein Leben zu reflektieren. Ich habe oft gemerkt, wie dankbar ich sein kann über all das, was ich habe, und was es für ein Privileg ist, reisen zu können. Gerade jetzt in der Corona-Zeit schwelge ich besonders gerne in den Erinnerungen 🙂