„Ich komme aus Sulawesi“, sagte er. Es war 2016 und wir saßen gerade in einem Hostel auf den Philippinen, in einer Runde mit weiteren Reisenden. Und ihm. Dem Mitte 20-jährigen aus Sulawesi.
„Ah…“, sagten wir alle und nickten. Er merkte schnell, dass der Ort den wenigsten etwas sagte und hängte noch die Info dran: „Das ist eine Insel in Indonesien, liegt im Norden!“, und nahm einen Schluck seines Biers. Wir auch.
Der Moment, in dem sich die Insel in unseren Kopf einbrannte.
2 Jahre später.
Wir saßen in Deutschland und überlegten, welches nächste Abenteuer auf uns warten würde – wohin kann die nächste Reise für uns gehen?
Und obwohl uns zig Länder, Inseln und Kontinente in den Kopf hätten kommen können, sagte Daniel dann:
„…sag mal, erinnerst Du Dich noch an den einen, der aus Sulawesi kam? Den wir auf den Philippinen getroffen haben? Was wäre damit… Sulawesi?“
Und unsere Recherche begann: Was kann man auf Sulawesi erleben?
Die Recherche spuckte aus, dass Sulawesi die elft-größte Insel der Welt ist, dennoch touristisch noch nicht so erschlossen, wie ihre Verwandten Bali, Lombok, Sumatra, Java, etc.
Dass sie dicht bewachsenen Dschungel bietet unter anderem mit Tieren, die nur dort leben.
Dass es dort eine Inselgruppe gibt, die das reinste, abgeschottete Paradies in sich trägt.
Dass an der Insel Tauchgebiete liegen, die zu den schönsten der Welt gehören.
Dass es auf der Insel einen ganz speziellen Totenkult zu erleben gibt.
Dass die Insel eigentlich ein eigenes Land für sich ist.
Wie die Infrastruktur dort ist?
Wie das mit Hostels etc. aussieht?
Und überhaupt das Backpacken auf einer Insel, von der man bis vor kurzem noch nie etwas gehört hatte?
Das würden wir dann rausfinden!
Denn einige Wochen später packten wir beide unsere Tatonka Yukons, und machten uns auf ins neue Abenteuer: nach Sulawesi!
Wir waren da. Und es ist einfach ein wunderbares Gefühl an einem Ort der Welt zu stehen, von dem man bis vor einigen Monaten noch nie etwas gehört hat. In dem Wissen, dass in wenigen Wochen genau dieser Ort einem ans Herz wachsen wird.
Die Backpacks auf dem Rücken startete unsere 2-monatige Rundreise in der zweitgrößten Stadt der Insel.
Die Großstädte Sulawesis – Malls & Meer
Ja, klingt jetzt erst einmal nicht wirklich spannend, ist es auch nicht, aber die beiden größten Städte sollten hier dennoch nicht fehlen, bevor wir zu den wahren Juwelen der Insel kommen! Also, die Großstädte Sulawesis: Hier reden wir von Manado und Makassar.
Makassar ist die größte Stadt der Insel im Süden, Manado die zweitgrößte im Norden. Man merkt: Es macht Sinn an einem der beiden Punkte die Rundreise zu starten und zu beenden, ziemlich praktisch. Wir starteten im Norden, in Manado.
Von Shopping Malls über Restaurants und auch hochpreisigen Hotels ist hier alles vorhanden. Doch bewegt man sich von dem Shopping-Zentrum ein wenig weg, taucht man ein in die kleinen, gemütlichen, lebendigen Nebenstraßen mit ihren Garküchen, Wäschereien und kleinen Cafés!
Die Städte haben vielleicht sehenswürdigkeiten-mäßig nicht allzu viel zu bieten, sind aber perfekte Orte, um den Jetleg loszuwerden, die letzten Besorgungen für die Rundreise zu machen, sich an das scharfe Essen zu gewöhnen, das auf Sulawesi übrigens völlig normal ist, und sich noch die besten Tipps der Einheimischen abzuholen!
Gut, halten wir fest: Die Städte sind groß, modern, laut, leicht chaotisch aber auch wunderbar süd-ost-asiatisch! Okay. Und nun: Lass uns eintauchen in diese unfassbar vielfältige Insel und komm mit auf unsere Rundreise, in der wir merkten, dass unsere Recherchen zu Sulawesi mehr als Recht hatten.
… dass Sulawesi dicht bewachsenen Dschungel bietet unter anderem mit Tieren, die nur dort leben.
Endemisch, haben wir gelernt, heißt es. Da wir absolute Dschungel-Fans sind, stand für uns fest, dass der Dschungel der nächste Stop auf unserem Backpack-Trip sein sollte! Und so kramten wir die Wanderschuhe aus dem Rucksack, zogen unsere Regenjacken an und landeten im Tangkoko Nationalpark im Norden der Insel. Wir schauten auf Nashornvögel, Tarsiere, Nashornvögel, Kuskusbären und… wir hatten die Chance die endemischen Schopfmakaken hier wild und in der freien Natur zu sehen! Affen, die nur auf Sulawesi leben.
Und so standen wir dort. Mitten im Dschungel auf Sulawesi mit unserem Guide, der im Dorf nebenan lebte, gingen in die Hocke und beobachteten eine gesamte Familie der Schopfmakaken!
Es war früh morgens, die Sonne brach ihre Strahlen durch die dichten Bäume und wir genossen komplett allein diese Tiere in ihrem Zuhause. Still, leise und ganz in Ruhe.
Es sollten noch viele weitere Dschungel-Besuche auf der Insel folgen – aber dieser Moment war ein ganz besonderer.
…dass an der Insel Tauchgebiete liegen, die zu den schönsten der Welt gehören.
Wir hatten bereits wahnsinnige Tauchgänge im Komodo Nationalpark, wir waren im zweitgrößten Riff der Welt vor Belize tauchen, in Mexiko waren wir ebenfalls schon unter Wasser und wir hatten sogar die Chance Walhaie im Meer zu erleben.
Und dann waren wir auf Sualwesi. Tauchten vor der Insel Bunaken hinab und hatten noch keine Ahnung, dass diese Tauchgänge die schönsten werden, die wir je haben würden.
Meeresschildkröten, dichte, große Fischschwärme, bunteste und große Korallen, noch mehr Schildkröten, noch mehr Fischschwärme. Wir wussten nicht, wo wir hinschauen sollten. Und am Ende blieb uns nichts anderes, als nachzugeben und… einfach zu genießen, zu staunen. Auch wenn Bunaken als Insel selbst kein Highlight ist, lohnt es sich für Meeresliebhaber hierher zu kommen!
…dass es auf der Insel einen ganz speziellen Totenkult zu erleben gibt.
Hast du schon einmal von einer Kultur gehört, die ihre verstorbenen Familienmitglieder zum Teil über Jahrzehnte hinweg noch im Haus behalten? Von einer Kultur, in der es nicht einfach ein Begräbnis gibt, sondern eine 5-Tages-Zeremonie der Beerdigung? Von einer Kultur, die innerhalb dieser 5 Tage auch eine Büffelschlachtung praktiziert, die nichts für schwache Nerven ist?
Es gibt einige Dokumentationen über diese Kultur und die findet man genau hier in der Region Tana Toraja auf Sulawesi. Die Kultur der Toraja in der Nähe der Stadt Rantepao. 3 Tage haben wir bei einer Toraja gewohnt und uns von ihr die Kultur erklären und zeigen lassen. Ganz ehrlich? Es waren bisher die wohl intensivsten Tage, die wir auf Reisen je hatten.
Im September 2018 erschütterte ein Erdbeben Sulawesi. In Folge dieses Erdbeben wurde die Stadt Palu von einem Tsunami getroffen und verwüstet. Dabei starben mehrere Tausend Menschen, viele verloren Hab und Gut oder wurden obdachlos. Zahlreiche Hilfsorganisationen waren damals vor Ort und halfen den Betroffenen mit Nahrungsmittel, Medikamenten und beim Wiederaufbau. Unter den Hilfsorganisationen befand sich auch die Aktion Deutschland Hilft.
Das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen unterstützt Menschen in Notsituationen weltweit. Wenn auch du Menschen in Not helfen möchtest, kannst du eine Spende bei der Organisation Aktion Deutschland Hilft vornehmen.
Zum Online-Spenden-Formular
Wir besuchten hängende Gräber und Höhlen, in denen unzählige Totenköpfe der Vorfahren lagen. Wir besuchten eine Beerdigungszeremonie, ließen uns erklären, warum der Büffel eine so große Rolle in ihrer Kultur spielt. Wir besuchten bekannte Familien von unserem Guide, die ihre verstorbenen Mitglieder noch daheim liegen haben. Und das hauptsächlich aus einem Grund: Sie sparen für die teure Beerdigungszeremonie. Und bis sie das Geld beisammen haben, können Jahre… auch Jahrzehnte vergehen.
Wir ließen uns erklären, warum ihre Häuser so sonderbar gebaut sind, was der Grund für ihre Form ist, was die Geschichte hinter den Farben und Zeichen ist. Und all das begleitet von unfassbar schöner Natur, die dort nebenbei zu erleben ist!
Es fühlte sich an, als wären wir mittendrin in einer der ganzen Dokumentationen, die wir vorher gesehen haben!
…dass es dort eine Inselgruppe gibt, die das reinste, abgeschottete Paradies in sich trägt.
Willkommen auf einem Fleck der Erde, an dem dein Handy kein Datennetz hat. Keinen Empfang. Nicht für einen Anruf, nicht für eine SMS.
Willkommen auf dem Fleck der Erde, wo man sich mit Booten fortbewegt, nicht mit Autos oder Zügen – denn Straßen gibt es hier nicht, sondern Dschungel.
Willkommen auf dem Fleck der Erde, an dem wir lernten zu entschleunigen.
Willkommen auf den Togean Inseln.
Die Togean Inseln sind ein Inselparadies, wie man es sich vorstellt. Es gibt nicht viele Unterkünfte, und diese findet man auch auf keinen bekannten Buchungsportalen. Die Unterkünfte liegen in kleinen Buchten der Inseln, umgeben von Dschungel – und sonst nichts. Bungalows am Strand, die Zeit egal werden lassen.
Was man macht an einem Ort, wie diesem? Tauchen, schnorcheln, Trekking durch den Dschungel oder auch die Bajos besuchen: Die letzten Seenomaden, die tagelang auf’s Meer rausfahren, um zu fischen – eine jahrhundertjahre alte Kultur, die so besonders ist, weil sich die Lungen der Menschen mittlerweile so angepasst haben, dass sie 5 Minuten unter Wasser bleiben können – und unter Wasser mit einem Speer jagen.
Würde man uns fragen, wo man den schönsten, ruhigsten Platz auf Erden findet… würden wir antworten hier.
…dass die Insel eigentlich ein eigenes Land für sich ist.
Es ist der Wahnsinn, was diese Insel alles zu bieten hat. Nicht nur einen einzigartigen Totenkult der Toraja, einige der besten Tauchgebiete der Welt, einzigartige Tierarten, das reinste abgeschottete Inselparadies – sondern auch Vulkane und saftiges Grün mit Reisfeldern und Bergen und wunderschönen Wasserfällen.
Achja, und die Fortbewegung? Einfach. Überall gibt es Busse oder Minivans, Fähren oder Boote. Jeder hilft dir zu jederzeit und einer Backpack-Reise durch Sulawesi steht wirklich nichts im Wege. Nur sei dir klar, dass es Zeit braucht… Sualwesi ist schließlich die elftgrößte Insel der Welt.
„Ich komme aus Sulawesi“, sagte er uns 2016…
…und wir wünschten, wir könnten ihm Danke für diesen Satz sagen. Denn sonst wären wir wohl nicht so schnell mit unseren Yukon-Backpacks dort gelandet und hätten wohl weiterhin einige Jahre nicht gewusst, wo Sulawesi eigentlich liegt und vor allem… was man denn dort sehen und erleben kann.
Nämlich so einiges.
Weitere Impessionen aus Sulawesi: