Das erste Mal alleine auf Trekkingreise und das mit meinem neuen Tatonka Yukon 60+10.
Vorfreude gemischt mit klitzekleinen Bedenken und der Frage: Was nehme ich mit und was packe ich da überhaupt alles rein? Diese Gedanken waren an der Tagesordnung, bevor die Reise losging. Nachdem ich alles abgewogen hatte, ein paar Sachen weglegte, um so manches dann letztendlich doch wieder dazu zu packen, fand ich schlussendlich für mich die richtige Balance und war ziemlich happy damit. Das Gewicht war natürlich am ersten Tag noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber kaum war der Rucksack richtig eingestellt, konnte es auch schon losgehen.
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Unter den Lightpackern befinde ich mich wahrlich nicht: 20 Kilogramm inklusive Wasser und Nahrung sind wahrscheinlich für so manchen viel an Gewicht, aber ich konnte einfach nicht auf etwas Komfort und Technik verzichten, vor allem, da alles so schön Platz hatte. Ich bin schon öfter alleine gereist, jedoch immer mit Komfort im Sinne eines Campers, Hotels oder Mietwagens.
Es war das erste Mal – ich, mein Rucksack, der mein Zuhause für die kommenden Tage beinhaltete, und meine Füße, die mich tragen würden – mein Fortbewegungsmittel für die nächsten Tage. In diesem Sinne, hinein in den Flieger und los geht’s.
Der Weitwanderweg Roslagsleden
Und dann stand ich da, in Danderyd, am Rande von Stockholm, um die ersten Schritte auf dem Weitwanderweg Roslagsleden zu wagen. Sechs Tage war ich auf diesem Trail, wobei ich zwei davon einfach nur an den Seen genossen habe und die Seele baumeln ließ. Endlich wieder zu mir selbst finden, den Stress vergessen und wieder lernen, im Moment zu leben.
Von Danderyd bis Karby Gard war meine erste Etappe. Der Stadt entfliehen und in die Seen- und Naturlandschaft eintauchen. Die Vorfreude, die Wanderung endlich zu starten, begleitete mich die ersten Meter. Voller Erwartung machte ich die ersten Schritte, das Kribbeln im Sinne „Ein Abenteuer beginnt“ verstärkte sich, ich nahm alles rundherum in mich auf und dann plötzlich … ein Gelsenschwarm, der mich einkreiste und über mich herfiel. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich dann auch, was ich morgens vergessen hatte: Mich mit Mückenspray einzusprühen. Was für ein Start.
Den inneren Schweinehund überwinden
Die Hitze ist nicht gerade mein größter Freund, und natürlich habe ausgerechnet ich die heißeste Phase seit Jahrhunderten erwischt. Von den Waldbränden, die zu dieser Zeit in Schweden herrschten, wurde ich aber zum Glück verschont, die befanden sich weiter nördlich. Die Hitze selbst setzte mir trotzdem ziemlich zu und katapultierte mich des Öfteren an meine Grenzen. Da fragte ich mich dann doch: Warum mache ich das? Wieso habe ich mich eigentlich entschieden, das alleine zu machen? Und warum musste es ausgerechnet zu Fuß sein? Wieso bin ich nicht mit dem Auto und einer kühlen Klimaanlage unterwegs?
Letztendlich stellte ich auf einer Brücke fest, dass ich doch eine gute Wahl an Fortbewegungsmittel getroffen habe. Denn unter mir lag die Autobahn, ich blickte hinab auf die unzähligen Autos, die nur so vorbeirauschten, und dachte mir dabei: „Wenn ihr wüsstet, was ihr alles versäumt!“ Meine Zweifel wurden somit leiser und meine Füße trugen mich weiter, vorbei an grasenden Pferden, kleinen Dörfern mit roten Häusern und wunderschöner Landschaft.
Ein Hoch auf die schwedischen Seen
Ich schaffte es, trotz der Hitze zumindest rund 15 Kilometer pro Tag zu wandern und gleichzeitig noch die Landschaft zu genießen, ohne komplett aus den Latschen zu kippen. Zwar nicht das, was eigentlich geplant war, aber ich bewegte mich immerhin vorwärts. Pläne sind ja angeblich dazu da, um sie über den Haufen zu werfen und sie dann wieder neu zu schmieden.
Ein kleiner Fächer, um sich frische Luft zuzufächern, und vier Liter Wasser pro Tag waren zu einem Muss geworden. Ich versuchte, meine Einstellung „Das Beste aus dieser Situation machen“ fest im Kopf zu verankern. Tja, und Hitze bekämpft man am besten mit Abkühlung. Wenn also am Ende des Tages oder zwischendurch ein See auf mich wartete, waren die Strapazen umgehend vergessen, ich ließ alles fallen und stürzte mich ins Wasser. Herrlich!
Nächster Stop: Örsta, wo ich am Rande des Angarnssjöängens-Naturreservat mein Nachtlager aufschlug und die Vögel und Enten beobachten konnte. Der Weg führt einen durch Wälder und an weiteren kleineren Ortschaften vorbei. Es tauchen dort und da auch immer wieder mal Runensteine auf, die für jeden, der schwedisch kann, deren Geschichte preisgeben. Leider schließt dies mich aus. Das Einzige, was ich auf Schwedisch kann, ist „skål“, was so viel heißt wie „Prost“.
Am Lilla Härsjön die Seele baumeln lassen
Am dritten Tag kam ich zu meinem Lieblingsplatz dieser Wanderreise, dem Lilla Härsjön-See. Kennt ihr das, wenn euch ein Kribbeln erfasst, sich von innen Wärme ausbreitet und sich ein wunderbares Glücksgefühl breitmacht? Wenn man das Gefühl hat, angekommen zu sein und endlich alles Unnötige loszulassen?
Tja, ich sag dazu nur: ein See für mich alleine, was für ein Traum. Die Entscheidung, da noch gleich einen Tag länger zu verweilen und dieses Gefühl so richtig auszukosten, war umso schneller gefallen. Hier konnte ich mir Zeit nehmen für mich, meine Gedanken und endlich wiedermal in Ruhe ein Buch lesen. Das Buch, genauer gesagt, ein E-Book-Reader, fällt unter den zuvor erwähnten Komfort und Technik-Krimskrams, auf den ich nicht verzichten wollte. 😉
Zwischendurch gelegentlich mal ins Wasser hüpfen und die Natur auf mich wirken lassen. Abends mit einem Schokoriegel auf einem Felsen hocken und den Sonnenuntergang genießen. Wie leise es doch ist, wenn man da so alleine sitzt. Man hört nur noch Natur. Das Rauschen des Windes und das leise Plätschern vom See nehme ich noch intensiver wahr als sonst.
Domarudden: Mein Badeparadies
Am darauffolgenden Morgen, während einer mystischen Nebelstimmung am See, baute ich mein Lager wieder ab und verabschiedete mich von meinem neu gefundenen Lieblingsplatz.
Die nächste Etappe fiel ziemlich kurz aus, denn sie führte mich nach Domarudden, einem Badeparadies, an dem ich nicht einfach so vorbeimarschieren konnte. Bei der Hitze ist baden einfach das beste Gegenmittel. Und die kleinen niedlichen Hütten luden ein, länger zu verweilen. Es war, als wäre bei einer Hütte schon mein Name darauf gestanden. Also traf ich die Entscheidung, auch hier eine Nacht anzuhängen und in diesem Badeparadies zu verweilen.
Ich sitze auf der Terrasse des Cafés von Mia und Mette, einerseits glücklich, noch einen Platz in einer ihrer Hütten ergattert zu haben, andererseits etwas unschlüssig, ob ich später eins meiner Fertiggerichte oder etwas von meinen Nahrungsvorräten zubereiten soll. Aber wenn am Nachbartisch ein kleines Kind eins der Traditionsgerichte isst, fällt es schon irgendwie schwer, den köstlich duftenden Köttbullar zu wiederstehen. Ihr könnt wohl erraten, was ich als nächstes tat.
In Domarruden verließ ich den Roslagsleden und folgte dem Blåleden bis nach Åkersberga. Also anstatt der orangefarbenen Markierung folgte ich nun der blauen, um meinem Ziel Stockholm wieder näher zu kommen. Im Hotel genoss ich den Luxus einer Dusche und eines Betts. Denn eines ist klar, in den letzten Tagen habe ich wieder gelernt, auch solche Dinge zu schätzen.
City-Sightseeing – Stockholm, ich komme!
Das Land zieht langsam an einem vorbei und gibt die wunderschöne Schärenlandschaft preis. Ich befinde mich gerade auf der Fähre von Vaxholm nach Stockholm und lasse meine Gedanken kreisen. Ich komme Stockholm immer näher, und schließlich lande ich vor dem Königspalast. Tja, aber erst mal Rucksack umschnallen und Hotel suchen.
Während des City-Trips gönnte ich meinem Tatonka-Rucksack eine Pause von der Hitze und der Sonneneinstrahlung und ließ ihn im Zimmer zurück. OK, ertappt – ich wollte nur mit dem allernötigsten – Handy, Geldbörse und Fotoapparat – die Tagesausflüge und Sehenswürdigkeiten genießen.
In den darauffolgenden Tagen wurde Stockholm aufs Gründlichste erkundet. Vom Königspalast bis hin zu Gamla Stan, der Altstadt. Tagesausflüge nach Birka, der ersten Stadt Schwedens und eine Kajaktour durch die Schären standen an. Dann noch das beeindruckende Vasa-Museum und die Besichtigung des ersten Freilichtmuseums Europas, dem Skansen, in dem man Stunden verbringen kann. Oh ja, in Stockholm kann man einiges sehen und erleben.
Und wie es so ist, man schafft es trotzdem nicht, alles zu machen, was man sich vornimmt. Daher wächst auch hier wieder meine Liste, was ich noch alles sehen und erleben will, weiter an. Das war also nicht die letzte Reise mit meinem Tatonka Rucksack, ich freu mich jetzt schon auf die nächste!
INFOS ZUM WEITWANDERWEG ROSLAGSLEDEN:
Der Roslagsleden erstreckt sich über 190 km und ist Teil des Europäischen Fernwanderweges E6. Ursprünglich führte der Roslagsleden nur bis nach Norrtälje, der sogenannten Hauptstadt der Schärenregion Roslagen. In den letzten Jahren wurde der Weg jedoch erweitert und findet seinen Endpunkt nun in Grisslehamn auf der Insel Väddö. Danderyd ist ein Außenbezirk Stockholms und von der U-Bahnstation „Mörby Station“ ist es nur ein kleiner Fußmarsch bis zum Startpunkt des Roslagsledens.
Der Weg selbst ist abwechslungsreich und besteht aus Pfaden, Waldwegen, Schotterstraßen und auch kurze Distanzen auf wenig befahrenen Straßen. Er windet sich die meiste Zeit abseits der Zivilisation durch Wälder, Weiden und vorbei an Seen, aber gelegentlich passiert man auch Dörfer.
Eckdaten:
Länge: insgesamt 190 km
Startpunkt: in Danderyd
Endpunkt: in Grisslehamn
Etappen: 11 Etappen werden von den Tourismusbüros vor Ort vorgeschlagen
Mehr Informationen findest du hier:
swedishtouristassociation.com
roslagen.se