Die Planung, Infos und Tipps
„Hey Schatz, hast Du Dich schon um unseren Botswana Roadtrip gekümmert?“ fängt es Anfang Januar immer öfters an in meinen Ohren zu klingen. ¬Zugegeben, ich bin kein Mensch, der gerne Dinge im Voraus plant und lieber spontan und intuitiv seine Entscheidungen trifft, es sind ja schließlich noch sieben lange Monate bis August. Doch damit die Katze im Sack ist, hole ich den Reiseführer hervor, der nun seit fast zwei Monaten zwischen etlichen Musikzeitschriften vergraben ist, falte die Karte aus und betrachte das gute Stück sachkundig.
Auf den ersten Blick ist klar, dass es für uns nur zwei sinnvolle Möglichkeiten gibt in das Land unseres Begehrens einzureisen. Dabei ist mein absoluter Favorit der Zielflughafen Windhuk in Namibia. Da Land und Menschen tief in mein Herz eingeschlossen sind, wäre es für mich eine große Freude erneut und unverhofft namibische Luft einatmen zu können. Doch eine schnelle Recherche in Sachen Leihauto und Flug machen preislich den Unterschied und so entscheiden wir uns für die Anreise ab Johannesburg in Südafrika. Apropos Leihwagen – da wir ein Jahr zuvor recht blauäugig und nahezu naiv mit einem VW Polo durch Namibia gefahren sind und dabei keine Scheu hatten den Remhoogte-Pass im östlichen Teil des Landes zu überwinden und auch keinerlei Bedenken gegenüber dem Straßenzustand der D324 am Fish River Canyon hatten (leider sind wir hier mehrmals wegen Überschwemmung stecken geblieben), ist es nun an der Zeit etwas tiefer in die Tasche zu greifen und sich auf einen 4×4 Allradantrieb-Fahrzeug zu verlassen, was sich im Verlauf unserer Reise als besonders sinnvoll herausstellt.
Die Route
Die Route ist relativ schnell abgesteckt. Will man in Botswana so viele Attraktionen wie möglich entdecken und sich die Zeit nehmen Entfernungen mit dem Wagen zu überwinden, fährt man am besten über Kanye und Kang Richtung Maun, verbringt dort Zeit im Okavango Delta und Moremi Game Reserve, fährt dann weiter über Shakawe und dem in Namibia liegenden Caprivi Streifen nach Kasane, wo man den Chobe National Park und die in Zimbabwe liegenden Victoria Fälle genießen kann. Zurück Richtung Gaborone und Johannesburg hält man in Rakops und hat die Möglichkeit (und die Pflicht) das in der Mitte des Landes liegende Central Kalahari Game Reserve zu erleben. Die Unterkünfte buchen wir über eine bekannte Booking-Plattform. Hier kann man auch in Botswana problemlos Übernachtungsmöglichkeiten innerhalb seines Budgetrahmens finden.
Das Gepäck
Als Gepäckstücke nehmen wir beide unsere frisch erworbenen Tatonka Yukon 50+10 und Yukon 50+10 Women mit. Für eine dreiwöchige Flugreise in ein warmes, sonniges Gebiet die idealen Begleiter. Als Handgepäck dienen uns zwei nagelneue Cima di Bassos mit 22 Liter Volumen. Ich liebe zwar unsere alten Modelle, aber Michael, mein Kollege und Sitznachbar auf der Arbeit meint, ich sollte ihn für Promotionzwecke ausleihen und ein paar schöne Fotos schießen. Gesagt – getan! Sinnvoll für den Flug ist es vielleicht noch, die Yukons in einen Schutzsack zu packen, damit der Rucksack auf dem Laufband nirgendwo hängen bleibt und Langfinger am Flughafen keine Möglichkeit haben das Gepäckstück zu öffnen. Sicherheitshalber verschließen wir den Schutzsack zusätzlich mit einem markierten Kabelbinder, man kann nie wissen. Einige Übernachtungen sind im Auto eingeplant und so nehmen wir auch Schlafsäcke und Matten mit ins Gepäck auf. Ehrlich gesagt hat auch die ein oder andere Dose Ravioli ihren Weg in den Yukon gefunden, da man ja, wie erwähnt, nie wissen kann.
4.400 km pures Botswana-Abenteuer liegt nun vor uns und wir können es kaum noch erwarten das Land der Löwen und Elefanten zu bereisen.
Von Johannesburg über den Trans-Kalahari Highway nach Kang
Zugegeben, der Südosten Botswanas hat landschaftlich nicht gerade viel zu bieten: endlos gerade Straßen, flache Trocken- u. Dornbuschsavanne soweit das Auge reicht und am Straßenrand immer wieder Esel, Kühe, Ziegen und Hunde, gerne auch mal leblos skelettiert. Doch wer schon einmal in Afrika war und diese endlosen Weiten kennengelernt hat, wird sich immer wieder neu in diese sagenhaft ruhige Landschaft verlieben.
Die Straßenbeschaffenheiten des Trans-Kalahari Highway sind gut bis sehr gut und so erreichen wir unser erstes Ziel, die Savanna Lodge in Kanye, gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit. Auf unseren Reisen ist die erste Übernachtung traditionell eher Low-budget. Daher wundere ich mich auch nicht über eine eher unfreundliche Begrüßung der drei Damen an der Rezeption, wenn man diese so nennen darf. Die schon etwas heruntergewirtschaftete Lodge ist wirklich nicht das, was sie im Internet versprochen hat. Ich meine, ich bin ja schon gut im Photoshoppen, aber hier hat der Künstler eine Meisterleistung vollbracht: Die Schränke fallen beim ersten Anblick auseinander, die Toilette benutzt man mit der Kneifzange und das Duschen sollte man am besten erstmal auf den nächsten Stopp verschieben.
Doch meine ersten Nörgeleien wurden direkt am Anfang von meiner lieben Freundin Petra zu Nichte gemacht – „Ich weiß gar nicht was Du hast, passt doch alles!“ Und so überlebe ich meine erste Nacht in Botswana, auch wenn der alte Röhrenfernseher meint um 3.25 Uhr von alleine anzuspringen und pausenlos Geräusche auf dem Hof wahrnehmbar sind. Am anderen Morgen ist das Personal dann schon wieder besser gelaunt, auch wenn es wie ich etwas verpeilt ist. Während ich Omosede dreimal Frage, wie Ihre Nacht war, weil ich ständig denke sie wäre jemand anderes, erwidert sie mir bei jedem Konservationsversuch nur „Cooking all night, cooking all night.“
Bargeld in Botswana
Warum es sinnvoll ist genug Bargeld, in diesem Falle Pula mitzunehmen, erfahren wir dann beim Checkout. Das Kartenlesegerät kann keine Verbindung zum Server aufbauen oder ist defekt. So müssen wir schnell nochmal zu der in der Innenstadt liegenden kleinen Mall pilgern. Omosede begleitet uns, weil sie angeblich noch etwas für Ihr Mittagessen besorgen muss, aber ich denke sie hat einfach nur die Befürchtung, wir würden uns aus dem Staub machen, ohne die Zeche zu zahlen.
Auf jeden Fall läuft alles reibungslos und wir besorgen uns noch knapp zehn Liter Trinkwasser für den Notfall. In den südafrikanischen Ländern sind die Entfernungen von Hotspot zu Hotspot besonders weit entfernt und man hat nicht überall die Möglichkeit sich mit Proviant zu versorgen. So sollte man im Falle einer Autopanne immer genug Trinkwasser und Snacks dabei haben, wenn man so wie wir über kein Satellitentelefon verfügt. Im Extremfall kann es mehrere Tage dauern bis man am Straßenrand von einem vorbeikommenden Auto aufgefunden wird. Omosede scheint erfreut über unsere Besorgungen zu sein und ist an der Kasse so aufgeweckt den Warentrenner zwischen unseren beiden Einkäufen zu entfernen. So übernehme ich völlig perplex ihre Kasse, wahrscheinlich noch geblendet von dem Heiratsantrag, den ich im Vorfeld von der Kassiererin erhalten habe.
Ein Traum: Die Kalahari Rest Lodge
Ohne weitere Vorkommnisse fahren wir dann in nördliche Richtung über Mabutsane die A2 entlang nach Kang und erreichen die Kalahari Rest Lodge recht früh am Nachmittag. Hier bekommen wir den ersten richtigen Eindruck von Botswana: Sandige Böden, spärliche Zivilisation, die in kleinen Hütten am Straßenrand wohnt und eine Lodge, wie sie im Buche steht. Highlight des Aufenthalts ist, abgesehen von der hervorragenden Küche und der tollen Location der Lodge, ein zahmes, freilebendes Gnu, welches sich wohl an die Besitzer gewöhnt hat und welches sich selbst von uns streicheln lässt. Am Abend bekommen wir dann noch zum ersten Mal in diesem Urlaub einen bezaubernden, typisch afrikanischen Sonnenuntergang kredenzt.
Wie schon im Vorbericht erwähnt kommen nun langsam unsere Rucksäcke ins Spiel. Während Petra gerne in ihren Sachen herum gruscht und wühlt und kramt, arbeite ich gerne mit System. Mein Yukon ist dabei das Herzstück meiner Planung, hier befindet sich sämtliche Bekleidung und Ausrüstung der Reise. Er ist ideal für den logistischen Teil der Expedition und ich habe bei jedem Location-Wechsel die Hände frei für den Transport meiner Einkäufe, meiner Gitarre oder den Utensilien meiner scharmanten Begleitung.
Der Cima di Basso dient dafür, Reisegepäck für zwei Tage aufzunehmen, so dass ich den Yukon auch gerne mal im Auto lasse, wenn wir an einem neuen Ziel einkehren. Viel benötigt man hier in Botswana in zwei Tagen in der Regel eh nicht: eine kurze Hose, ein T-Shirt, Boxershorts, Teva Sandalen und auf jeden Fall ein Cappy, weil die Sonne schon ganz schön kräftig vom Himmel brennt. Festes Schuhwerk mit Socken wäre auch eine Empfehlung, da im Busch Skorpione, Schlangen und weitere Überraschungen lauern können, doch für die täglichen Touren eben nur schlicht und praktisch sind.
Das Okavango Delta & der Moremi National Park
Am nächsten Tag geht’s weiter nach Maun: Jetzt beginnt das Abenteuer Botswana erst richtig! Ziel ist die Safari Island Lodge am Thamalakane River. Beeinflusst von Sendungen wie Marlin Perkins „Im Reich der wilden Tiere“ oder Heinz Sielmanns „Expeditionen ins Tierreich“ war es als kleines Kind und Teenager schon immer ein großer Traum durch das Okavango Delta zu streifen, nun sollte dieser Traum endlich in Erfüllung gehen.
Direkt am Abend buchen wir für den anderen Tag eine ganztägige Safari mit dem Mokoro Einbaum-Boot durch das Delta. Dafür fahren wir zunächst früh morgens um 7.30 Uhr mit einem kleinen, flachen Motorboot den Thamalakane River entlang zur Boro Boat Station. Auf dem Weg lässt sich schon erahnen, wie Artenreich die Tierwelt des Deltas ist. Immer wieder hält unser sympathischer Bootsführer die kleine zehnköpfige Gruppe an, um gemeinsam mit uns Krokodile zu beobachten oder die verschiedenen Vogelarten am Uferrand und auf den nahegelegenen Baumkronen zu bestimmen. Zugegeben, ein Fachmann in Ornithologie, bzw. Vogelkunde war ich noch nie und so kann ich nur zuhören und mich für die zahl- und farbenreichen Flügeltiere begeistern.
Angekommen an der Boro Station teilt sich unsere Gruppe noch einmal in Halb- und Tagesausflug auf, so dass wir letztlich nur drei Paare sind, die zusammen durch das Delta geshippelt werden. Meine große Befürchtung ist zunächst, dass die ganze Aktion eher touristisch abläuft und man in Großgruppen über das Wasser gejagt wird. Dem ist allerdings nicht so. Mit drei Mokoros starten wir unseren mehrstündigen Trip und passieren das Gate NG32 im südöstlichen Teil des Deltas ohne auf weitere Gruppen zu stoßen.
Direkt hinter der ersten Abbiegung haben wir auch schon unsere erste Tierbeobachtung. Eine Gruppe von ca. 8-9 Hippos liegt seelenruhig 50-100 Meter von uns entfernt im Wasser und scheint eine erste Abkühlung von den heißen Sonnenstrahlen zu suchen. Unser Mokoroführer Madu ist im Delta aufgewachsen und warnt uns vor den Hippos. Sie sind im mittleren und südlichen Afrika für Menschen die bedrohlichste Gefahr, da sie zum einen ein ausgeprägtes Territorialverhalten haben und zum anderen gerade in einer Gruppe mit Jungtieren einen extremen Schutzinstinkt ausüben. So beobachten wir die Hippos aus der Ferne und sind froh ein Fernglas griffbereit zu haben.
Flussaufwärts treffen wir auf unsere erste Gruppe Elefanten, die nahe am Ufer dabei ist ihr Frühstück aufzunehmen. Auch Elefanten seien nicht zu unterschätzen, erklärt Madu. Die großen Riesen machen einen ruhigen und friedlichen Eindruck, doch gerade die Jungbullen können schnell aggressiv und angriffslustig werden. Ein Zeichen dafür sind wilde Bewegungen mit den Ohren, ein Staubaufwirbeln sowie laute Trompetengeräusche. Extrem ernst wird die ganze Geschichte, wenn sich bei ihm Schweißperlen um die Augen bilden, dann ist es fast zu spät für eine Flucht. Daher immer großen Abstand halten und den Tieren seinen Respekt geben.
Unser erster Bushwalk im Okavango Delta
Etwas später legen wir überraschenderweise an und machen uns zu Fuß auf um die Gegend zu erkunden. Entweder haben wir in der Beschreibung der Tour etwas überlesen oder der Stopp ist spontan eingeplant. Petra ist von Anfang an fix und fertig und kann es nicht begreifen, dass wir einen Bushwalk ohne jegliche Waffen im Gepäck bestreiten wollen. Nachdem sie etwas herumdruckst spricht sie Madu auf ihre Sorgen an. Dieser ist ganz entspannt und beruhigt sie, indem er ihr erklärt, dass die Tiere prinzipiell ungefährlich sind, wenn sie ausreichend Abstand und Respekt bekommen. Gibt man ihnen einen Radius von etwa 100 Metern, so kann nichts passieren. Zudem sind wir gerade mitten in der Mittagshitze und die „Predators“ halten gerade alle ihre Siesta und haben keinerlei Interesse an der Jagd.
Beruhigt ist Petra durch die Ansprache nicht gerade, da ich sie dabei beobachte, wie sie immer näher an mich rückt und mir keinen Meter von der Seite weicht. Ich wiederum finde es total spannend und bin begeistert in der Wildnis zwischen Giraffen, Skeletten und Gnu-Bollern herumzulaufen, natürlich immer mit einem wachsamen Auge.
Unterwegs erzählt uns Madu noch von seiner „Daily Newspaper“: Er erkennt auf dem sandigen Untergrund alle Tiere, die in den letzten Stunden seinen Weg gekreuzt haben und berichtet von Leoparden, Hyänen und Büffeln. Während sich Petras Gesichtsfarbe in Sekunden Richtung schneeweiß färbt herrscht beim Rest der Gruppe Nervenkitzel. Zudem hebt er hervor, dass er am Vortag ein kleines Rudel Löwen gesehen habe und bedauert, dass es heute nicht noch einmal dazu gekommen ist.
„No problem“ ertönt es aus Petras Mund „We do not necessarily have to see lions today!” und etwas leiser im Anschluss “Can we go back to the boat now?” Madu muss grinsen, wohl wissend, dass wir heute sowieso keine Löwen mehr sehen werden.
Auf dem Rückweg sehen wir aus sicherer Entfernung eine große Herde Elefanten, Warzenschweine und ein paar Streifengnus, die Sonne scheint mit all Ihrer Kraft auf uns herunter und ich bin ebenfalls froh, als wir nach zwei Stunden unser Boot erreichen, die Sonne hat uns heute fertig gemacht.
Während unseres Aufenthalts im Okavango Delta lernen wir übrigens Rahel kennen. Die sympathische Schweizerin befindet sich momentan auf einer Weltreise, hat Beruf, Verwandtschaft und Freunde hinter sich gelassen, um das Abenteuer ihres Lebens zu erleben. Dabei ist sie auch eine Woche in der Okavango Guiding School am Kwapa River und erlernt die Bush Skills eines Rangers.
Privat-Safari durch den Moremi Park
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker früher als üblich. Um 6.30 Uhr sitzen wir bereits in unserem Safari-Jeep und befinden uns auf dem Weg in den Moremi National Park, der von Maun mit dem Auto in ca. 1,5 Stunden auf einer sandigen Wellenpiste in nördlicher Richtung zu erreichen ist. Da wir an diesem Tag die einzigen Abenteurer sind, die sich für einen Tagesausflug angemeldet haben, kommen wir in die luxuriöse Situation eine private Führung durch den Park erleben zu dürfen. Der Nachteil an einem offenen Jeep ist auf trockener, sandiger Straße das Pech zu haben, einem oder besser gesagt zwei Fahrzeugen zu folgen, die in etwa mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs sind wie man selber und so ist es nicht verwunderlich, dass wir bei der Ankunft am Maqwee Gate (South Gate) aussehen wie zwei kleine Dünen-Sandlaufkäfer.
Der Moremi Park hat alles zu bieten, was das Safari-Herz begehrt. Direkt nach den ersten Metern treffen wir auf eine große Anzahl an Impalas, Giraffen, Zebras, Kundus und Elefanten. Während wir ein Jahr zuvor im Etosha Park eher etwas unglücklich mit unseren Tierbeobachtungen waren, können wir heute im Moremi Park von einer wirklich gelungenen Ausbeute sprechen. Vielleicht liegt dieser Erfolg nicht zuletzt an unserem absolut kompetenten Guide Lynel, der uns immer wieder gezielt an die Hotspots des Parks führt.
Löwen am Black Pool
Am Black Pool, einer Wasserstelle im südlichen Teil des Parks, erfahren wir dann unseren absoluten Höhepunkt der Safari: Hinter einem relativ unauffälligen Gebüsch dösen drei ausgewachsene Löwen still und friedlich vor sich hin. Lynel manövriert das Fahrzeug ganz vorsichtig bis auf etwa drei Meter an die Löwen heran und es läuft uns kalt den Rücken herunter. Kein Zaun, keine Abgrenzung, Lynel in der Fahrerkabine und wir zwei Leckerbissen auf einem silbernen Tablett einen Katzensprung entfernt von den Löwen entfernt. Ich traue mich kaum meine Kamera in die Hand zu nehmen oder überhaupt ein Geräusch zu machen. Doch den Löwen scheint unsere Anwesenheit nicht im Geringsten zu stören. Nahezu arrogant nehmen sie keinerlei Notiz von uns und so genießen wir den Anblick noch eine geraume Zeit. Dann startet Lynel den Wagen und es scheint uns, als hätte er eine Intuition.
Keine 20 Meter von den Männchen entfernt stoßen wir haremsmäßig auf eine Gruppe von 12 Löwinnen, die ebenso ausgeglichen an einem Gebüsch auf der abgewandten Seite des Wasserlochs relaxt. Wir fahren erneut bis auf drei Meter an die Löwinnen heran und ich wechsle meinen Sitzplatz um meine Bilder besser schießen zu können. Doch jetzt bekomme ich Ärger. Leider hatte uns Lynel vergessen davor zu warnen, dass man sich im Falle einer Löwen- oder Leopardensichtung auf gar keinen Fall bewegen darf. Die Tiere nehmen das Fahrzeug als ein Ganzes war, doch finden Bewegungen oder Aktionen innerhalb des offenen Wagens statt, können sie differenziert erkennen, was dort vor ihnen zu finden ist. Böse Blicke kreuzen meinen Weg und während ich freundlich versuche mich ganz unauffällig zu entschuldigen wird das Rudel auf einmal nervös. Einige Tiere stehen auf und laufen unruhig an uns vorbei. Aus Petras Mund kommen vertraute Töne „Can we drive now?“.
Doch unser Driver legt nur den linken Zeigefinger auf seinen Mund und zeigt mit seinem rechten Arm in die Richtung hinter dem Gebüsch. Und da sehen wir es: Eine Herde von ca. 70 Elefanten kommt aus Nordost direkt auf das Wasserloch zu um ihren Durst zu stillen. Ein Bild für die Götter.
Alle Anwesenden überleben das Spektakel und so kehren wir spät am Abend völlig erschöpft vom vielen Gucken und den seltenen Eindrücken in unsere Unterkunft zurück.
Über Shakawe nach Kasane
„Man, das die Straßen in Botswana so gut sind hätte ich mir echt nicht träumen lassen“ schießt es mir noch kurz durch den Kopf, bevor mich ein lauter Krach aus meinen Gedanken reißt. Ein Schlagloch direkt hinter einer Anhöhe auf der A35 hinter Sehithawa eröffnet den Reigen. Von nun an schießen Schlaglöcher pilzartig aus dem Boden und versauen (auf jeden Fall) mir meinen guten Durchschnitt auf dem Weg von Maun nach Shakawe. Am Anfang denke ich mir noch, dass es vielleicht nur eine kurze Phase sei und versuche mein Tempo einigermaßen zu halten. Aber nachdem ich nur noch „Schlagloch… Schlagloch… Achtung Schlagloch… rechts kommt ein Schlagloch…“ höre, sehe ich ein, dass hier zeitlich nichts mehr zu retten ist und so tuckern wir ganz langsam und beschaulich den Rest des Tages die A35 entlang. In Shakawe angekommen, stehen wir vor einem großen Zaun und ich muss irgendwie an einen Horrorfilm denken.
Eine einsame, verlassene Gegend weit abgelegen von der Straße, weit und breit keine Menschenseele zu sehen und wir stehen vor diesem Anwesen und wissen nicht was uns erwartet. Den Protagonisten in diesem Film würde ich dringend raten, gar nicht erst an der Glocke zu läuten. „Neeein, sind die doof… wieso klingeln die denn jetzt? Haut doch schnell ab… Vollidioten!“ Aber was mache ich? Noch während ich darüber nachdenke, was für psychisch angeschlagene Menschen jetzt angehumpelt kommen, um uns das Tor in die Hölle zu öffnen, ziehe ich schon das Seil für die Glocke.
Petra war mit dem Yukon 50+10 für Damen unterwegs, der Trekkingrucksack mit umlaufender Reißverschluss-Frontöffnung und verstellbarem Tragesystem.
Aus fairer, transparenter und sozialer Produktion!
Nach mehrmaligem läuten sehen wir immer noch keine Bewegung auf dem Anwesen und ich weiß nicht, ob ich darüber eher glücklich oder traurig sein soll. Petra ist der Meinung ich solle erstmal kräftig ausschlafen, nachdem ich ihr meine Eindrücke von der Situation geschildert habe. Doch an Schlaf wollte ich in diesem Moment am wenigsten denken, denn was ist am besten an einer Horrorfilm-Location? Richtig, eine gottverlassene Krokodil-Farm, keine 20 Meter gegenüber unserer Unterkunft und dazu ein Ranger, der uns schon seit geraumer Zeit aus sicherer Entfernung zu beobachten scheint. Vielleicht leide ich gerade an einer Art Phobie oder ähnlichem, aber alles passt gerade hervorragend zusammen.
„Nein, ich geh da nicht rein“ erwidere ich, als Petra ihren Rucksack aus dem Wagen holt, diesen abschließt und unverwechselbar den Eindruck macht, dass sie sich unbedingt die Farm genauer ansehen möchte.
„Guck mal, die haben da auch kleine Kätzchen!“
„Kleine Kätzchen?“
„Ja, gerade hinter dem Eingang verschwunden. Komm, wir schauen mal!“
Also dann doch Krokavango Crocodile Farm. Direkt am Eingang empfängt uns auch schon Amos, der uns bereits kommen sah und uns freundlich zulächelt. Er heißt uns willkommen und macht dann doch einen ganz sympathischen Eindruck. Ursprünglich kommt er aus Zimbabwe, arbeitet und wohnt nun schon ziemlich lange am Panhandle in Shakawe.
Die Krokavango Crocodile Farm
Während des Rundgangs erzählt er uns alles Wichtige über die Farm und die Krokodilzucht. In Spitzenzeiten haben sie dort 12.000 Krokodile, die sie großziehen. Ehrlich gesagt dachte ich ja, dass sie die Krokodile heranwachsen lassen und auswildern, aber leider habe ich mich auch in diesem Fall vertan. Die Krokodile werden in verschiedenen Gehegen herangezüchtet und dann geschlachtet. Schnell weg von hier – das ist gar nichts für mich und das Kätzchen habe ich auch nicht gesehen, wahrscheinlich eine Finte.
Was mich aber noch einige Zeit beschäftigt, sind die doch sehr dünnen und leicht zerbrechlich wirkenden Zäune rund um die Gehege, wo die erwachsenen, ausgereiften Krokodile untergebracht sind. Wenn ich bedenke, dass ich heute Nacht unmittelbar neben diesen Tieren schlafen werde und dazu noch in einem Zelt, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, wird mir mal ganz anders zu Mute… na gut, heute bin ich halt der Schisser.
Askiesbos Okovango Delta – Eine absolute Empfehlung
Dafür haben wir beim zweiten läuten der Glocke Glück und meine Befürchtungen verlaufen sich im warmen Savannensand. Als uns aus einiger Entfernung Hetty entgegen kommt und uns das Tor öffnet fallen mir erst einmal 69.000 Tonnen Schwermetall von der Seele. Die gebürtige Botswanerin ist in meinem Alter und trägt ein kleines Kind im Arm. Sie heißt uns auf ihrem Grundstück herzlich willkommen und lädt uns direkt auf eine frische Tasse Kaffee in ihren Garten ein, der direkt an einem Altarm des Kavango liegt.
Auch ihr Mann Dammand stößt kurz darauf zu uns und überredet die Gruppe einen kleinen Sundowner auf seinem Motorboot einzunehmen. Wir sind hellauf begeistert, wollen uns zunächst allerdings noch frisch machen und unser Gepäck verstauen. Hetty zeigt uns daraufhin unsere Behausung, die sie gerade neu erbaut und eingerichtet haben. Es handelt sich hierbei um ein Safarizelt, welches komplett mit Bett, Schränken und Strom eingerichtet ist.
Draußen neben dem Zelt, ebenfalls am Fluss liegend, befindet sich unsere Open Air Toilette mit Dusche und Waschbecken vom feinsten Bambusmantel umgeben und natürlich auch mit Warmwasseranschluss…5 Sterne von mir. Wir sollen nur daran denken eine Taschenlampe mitzunehmen, wenn wir nachts auf die Toilette müssen. Die Hippos gehen in der Nacht an Land um zu fressen und da sollten wir doch ein Auge drauf werfen. Na wunderbar. Tatsächlich sollten wir am anderen Morgen bei Sonnenaufgang von unseren hungrigen Nachbarn im Wasser geweckt werden, die sich mit einem Heißhunger über die hiesige Vegetation hermachen.
Auf dem Kawango könnte die Stimmung nicht eindrucksvoller sein. Die Sonne senkt sich am Horizont in ihr Bett hinein, während am Ufer Krokodile ins Wasser gleiten und sich eine Gruppe Elefanten über das Bambusschilf hermacht, welches im Überfluss auf beiden Seiten des Flusses wächst. In der Ferne hört man einige Hippos grölen und an Bord des kleinen Bootes wird gerade der Gin Tonic zubereitet. Ein Moment, den ich mein Leben nicht mehr vergessen werde.
Wer von euch auch einmal an Shakawe vorbei kommt und am Panhandle eine außergewöhnliche Unterkunft buchen möchte, ist bei Hetty und Dammand im Askiesbos Okovango Delta in den allerbesten Händen.
Da ich unsere Reise eher aus dem Bauch heraus geplant habe kommen wir am nächsten Tag etwas in Bedrängnis. Über den in Namibia liegenden Caprivi Streifen wollen wir Richtung Osten zurück nach Botswana einreisen, um in Kasane unseren nächsten Stopp einzulegen. Leider hatte ich bei der Planung übersehen, dass laut Karte bzw. Reiseführer der Grenzübergang an der Ngoma Bridge um 16 Uhr schließen soll, was für die knapp 500 Kilometer eine recht sportliche Angelegenheit wird. Doch die Straßen sollen im besten Zustand sein und die Aus- und Einreise zeichnet sich auch als recht unkompliziert ab und so nehmen wir uns noch die Zeit gemütlich durch den Bwabwata National Park zu tingeln und treffen dort auf Oryx, Kudu, Zebra und Impala.
Der Chobe Nationalpark & die Victoria Fälle
Ein weiteres Highlight unsere Tour durch Botswana soll natürlich der Chobe National Park sein. Eigentlich hatten wir vor, direkt von Maun aus durch den Moremi Park in den Chobe Park zu fahren. Da die Savuti Camps aber bereits ein halbes Jahr vorher ausgebucht waren, haben wir uns damals für den Umweg über Shakawe entschieden. Im Nachhinein sind wir schon fast froh, dass es so gekommen ist, denn die Straßen in beiden Parks sind sehr tief und sandig und der Umweg über Shakawe hatte uns ja auch viele neue Eindrücke verschafft.
Der Chobe ist mit einer der einzigen Parks die keine Zäune zur Abgrenzung besitzen, daher muss man hier besonders vorsichtig auf den Straßen sein. Immer wieder kommt es vor, dass größere Gruppen von Elefanten unvorhergesehen aus dem Gebüsch hervorkommen und die Straße passieren. Schon in der ersten Nacht im Lesoma Valley können wir daher die Löwen hören, die keinen Steinwurf von uns entfernt auf Beutefang sind. Die Lodge ist recht klein und familiär, beim Essen sitzt man mit allen Gästen zusammen draußen an der Bar an einer langen Tafel und lernt sich recht zügig kennen.
So treffen wir auf Amanda und Frederico aus Italien, die uns auf den ersten Blick sympathisch sind. Gemeinsam buchen wir für den nächsten Tag eine vierstündige Safari durch den Chobe Park. Die Buchung ist recht unkompliziert und erfolgt durch den Inhaber persönlich und so sitzen wir bereits früh am anderen Morgen in einem kleinen Shuttlebus, der uns nach Kasane bringt. Von hier aus geht es mit einem Geländewagen weiter durch das Sedudu Gate in den Park hinein. Auch diesmal haben wir das Glück nur zu viert durch den Park fahren zu dürfen und so genießen wir einen wunderbaren Ausblick in alle Richtungen.
Safari im Chobe Nationalpark
Unsere Safari beschränkt sich auf die Chobe Riverfront, da sie laut Richmond, unserem Fahrer, die einzige Wasserstelle in der Gegend ist und sich hier die großen Tierherden von Tieren sammelt. Schon auf der Fahrt dorthin hat man einen herrlichen Ausblick auf das Chobetal und die mit Gras bewachende Sedudu Insel. Wie erwartet sichten wir eine hohe Anzahl an Impalas, Kudus, Elefanten, aber auf Buschschweine, Krokodile und Büffel.
Ein Schauplatz, wie man ihn aus Filmen und Büchern kennt – immer wieder stoßen wir auf herumliegende Knochen und Tierschädel, nur fehlen uns die passenden „Predators“ dazu. Heute treffen wir auf keine Löwen oder Hyänen und auch der Leopard lässt sich leider nicht bei uns blicken. Trotz alledem ist der Chobe ein toller und sehenswürdiger Park und wir kehren immer wieder gerne zurück.
Auf nach Simbabwe
Voller neu gewonnener Eindrücke geht es dann recht zügig um 20.30 Uhr ins Bett, damit wir am anderen Tag um 6.00 Uhr wieder top fit im Bus Richtung Simbabwe sitzen. Unser Tagesziel sind die Victoria Falls, die ca. eine Autostunde entfernt von Kasane zwischen Livingstone in Sambia und der Stadt Victoria Falls in Zimbabwe liegen. Hier sparen wir uns die hohen Einreisesteuern die man zahlen muss, wenn man mit dem eigenen PKW ins Land einreisen möchte und haben so natürlich auch weniger Stress an der Grenze. Dank einer erfahrenen Reiseleitung müssen wir in den frühen Morgenstunden auch nicht allzu lange auf unser Visum warten und sind in ca. 30 Minuten durch.
An den Victoriafällen angekommen steht uns der ganze Tag zur freien Verfügung. Es gibt Millionen von Aktivitäten, die vor Ort hinzugebucht werden können: Helikopter-Flüge über die Fälle, Baden in den Devil Pools direkt an den Klippen, Bungee-Jumping und vieles mehr. Doch für uns sind die Preise absolut überteuert und wir entscheiden uns die Wasserfälle in einer bezaubernden Landschaft an sich zu genießen. Eine sehr gute Empfehlung ist es auf einen Kaffee oder Cappuccino im Lookout Cafe außerhalb des Parks vorbeizuschauen. Hier hat man von der Terrasse aus eine phänomenale Aussicht auf die Batoka Gorge Felsformationen, in die sich der Sambesi durch das Gestein beißt.
Bevor es dann endgültig in den Mosi-Oa-Tunya-Nationalpark geht besorgen wir uns an der Border Post ein Brückenvisum für Sambia und überqueren die Victoria Falls Bridge. Die Brücke wurde 1905 fertig gestellt und bildet die Grenze zwischen Sambia und Zimbabwe. Hier bekommen wir einen ersten Eindruck von der Mächtigkeit der Wasserfälle. Zwischendurch wird man zwar immer wieder von einheimischen Straßenverkäufern angesprochen, die ihre Uhren und Souvenirs verkaufen wollen, doch im Großen und Ganzen sind diese unaufdringlich und man kann gut mit ihnen flachsen.
Der Park selber ist sehr besucherfreundlich aufgebaut und als Rundgang konzipiert. Es gibt verschiedene Spots von denen man einen sehr guten und vor allen Dingen nahen Blick auf die Wassermassen hat. Zu keiner Zeit entsteht der Eindruck einer Touristenhochburg, da sich die Besucher sehr gut auf die verschiedenen Sehenswürdigkeiten verteilen können. Nach der ganzen Trockenheit in Botswana ist dieser Tag wirklich eine willkommene Abwechslung und so schlendern wir durch tropenähnliche Regenwälder, werden durch die hohe Luftfeuchtigkeit und der Gischt bis auf die Unterwäsche durchfeuchtet und sind einfach überwältigt von dem Anblick von so viel Schönheit.
Bei bester Aussicht Chillen und Entspannen an den Viktoriafällen
Auf dem Heimweg gibt es dann einen, wohl mit den Händlern abgesprochenen, obligatorischen einstündigen Stop im Victoria Fall Craft Village. Es ist mega-heiß und die Händler hier sind schon etwas aufdringlicher als auf der Victoria Falls Bridge. Klar, ich denke ihre wirtschaftliche Situation ist nicht die beste und sie sind dringend darauf angewiesen Umsatz zu generieren, doch wir können mit den angebotenen Souvenirs wenig anfangen. Auch wenn es mir wahnsinnig Leid tut. Selbst einem T-Shirt-Tausch kann ich nichts abgewinnen und so verlassen wir die Location und wechseln zum gegenüberliegenden Elephant’s Walk Shopping Village. Hier findet man neben afrikanischen Kunstgalerien und Antiquitätenläden auch nette Cafés und Bistros, in denen wir unseren Ausflug in Ruhe ausklingen lassen.
Gweta, Nxai Pan & Makgadikgadi Pans National Park
„Endlich geht es wieder los!“ werfe ich ins Auto, als ich den Motor starten lasse. Wir lassen Kasane hinter uns und machen uns über Nata auf nach Gweta, wo wir in der Gweta Lodge unsere nächste Übernachtung gebucht haben. Die A33 ist eine super Straße und wir kommen recht schnell ans Ziel. Zwischen Nata und Gweta gibt es zwar ein paar Schlaglöcher, doch die Anzahl hält sich wirklich in Grenzen. Preis-/leistungsmäßig sind wir von unserer Unterkunft in dem kleinen übersichtlichen Städtchen echt überrascht: eine kleine Oase nördlich der Makgadikgadi Pans. Doch zunächst steht die Salzpfanne im Nxai Pan Nationalpark auf dem Programm, die wir auf eigene Faust erkunden wollen.
Hinter dem Gate kommt unser 4×4 Allrad-Fahrzeug voll auf seine Kosten. Die einstündige Fahrt zum Rangercamp verläuft entlang einer extrem sandigen Piste. Chobe und Moremi sind Kindergarten dagegen. Obwohl wir schon die einfachere der zwei Pisten nehmen, läuft der Schweiß trotz Klimaanlage in Dauerschleife. Vor allem bei entgegenkommenden Autos wird es brenzlig, wenn man links ranfahren und anhalten muss. Stoßgebete in den Himmel, dass die Reifen greifen und die Fahrt weiter gehen kann auf der härtesten Straße Botswanas. Vom Rangercamp ist es dann nicht mehr weit bis zum einzigen Wasserloch in der näheren Umgebung, welches auch tatsächlich in der Trockenzeit mit Wasser gefüllt ist.
Extrem trocken: Der Nxai Pan Park
Eine Gruppe von Geiern, ein Schakal und ein einsames Impala begrüßen uns, als der Wagen zum Stillstand kommt. Da wir genug Zeit haben und jetzt nicht unbedingt weiterfahren wollen, beschließen wir heute eine ausgiebige Tierbeobachtung an diesem baum- und buschlosen Hotspot. Was wir allerdings nicht bedenken ist die brütend heiße Hitze, die sich dabei im Fahrzeug bildet. Bei gefühlten 50 Grad verweilen wir in Unterwäsche und sind froh über jeden kleinen Windstoß, der in unser Fahrzeug gelangt, Aussteigen strengstens verboten. Belohnt werden wir mit der Sichtung einer kleinen Elefantenherde, die sich mit ca. 6-7 Tieren am Horizont nähert und uns dann etwa für eine halbe Stunde Gesellschaft leistet.
Auf dem Rückweg treffen wir auf besagter sandiger Piste vertraute Gesichter. Eine niederländische Familie aus unserer Lodge ist in Ihrem Duster stecken geblieben und wartet nun schon seit einer Stunde auf Hilfe. Leider schaffen wir es auch gemeinsam nicht den Wagen aus dem tiefen Sandloch zu schieben und so können wir nur anbieten, jemanden von ihnen mit zum Gate zu nehmen und die Ranger um Hilfe zu bitten. Am Gate angekommen treffen wir auch schon auf eine weitere Familie aus der Lodge, welche die rechte Piste für die Hinfahrt gewählt hatte und über vier Stunden warten musste, bis sie von einem Rangerfahrzeug aufgefunden wurde… Ich für meinen Teil bin dann wirklich froh wieder Asphalt unter den Reifen zu spüren und so fahren wir mit einer reichlichen Verspätung zu unserem nächsten Etappenziel, dem Kumaga Wild Life Camp im Makgadikgadi Pans National Park.
Da Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, müssen wir feststellen, dass die kleine Fährstation, die uns über den Boteti River bringen soll nach Sonnenuntergang schließt und so stehen wir ohne Unterkunft für die Nacht an dem verlassen Flussufer. Zum Glück haben wir schon auf der Fahrt zur Uferstelle das Tiaan’s Camp entdeckt, ein wirklich feiner Campingplatz mit kleiner Bar, Restaurant und einem Stellplatz für unser Auto. So planen wir spontan um und befinden uns wenig später in der Open Air Lodge des Restaurants bei kühlem Bier und einigen Snacks. Das Leben könnte schlimmer sein.
Am anderen Morgen muss ich feststellen, dass es sich bei der kleinen Fährstation um eine extrem kleine Fährstation handelt. Gerade mal ein Auto hat so gerade Platz auf dem kleinen „Boot“ und die Auffahrt an sich stellt schon ein kleines Abenteuer da. Blind muss man die Anweisungen des Captains befolgen, der mal so gar keine Zeit für Zimperlichkeiten, Befindlichkeiten und Hasenfüße hat. Aber er bringt uns sicher auf die andere Seite und keine zehn Minuten später befinden wir uns auch schon am Gate des Parks. Da wir noch vom Vortag die Nase voll von Sandpisten haben nehmen wir hauptsächlich die Route am Fluss entlang.
Ein weiteres Highlight: Der Makgadikgadi Pans Park
Der Makgadikgadi Pans Park ist die kleine Serengeti und zeigt sich uns in all seiner Pracht. Riesige Gnuherden lagern am Flussufer, Elefanten baden an den seichten Stellen des Stroms, Kudus spitzen ihre Ohren und eine Herde von ca. 200 Zebras umkreist unser Fahrzeug und schlägt ihr Lager in Armlänge von uns auf. Es sollte die tierreichste und tollste Beobachtung auf unserem Roadtrip werden und so verbringen wir tatsächlich den ganzen Tag am schattenreichen Ufer des Boteti Rivers.
Der Kalahari Central Park
Deception Valley – ich bin mir nicht sicher, ob es nur der coole Name ist, aber irgendwie ist es von Anfang an mein persönliches Höhepunkt des Urlaubs, auf das ich mich die ganze Zeit über gefreut habe. Und nun soll es so weit sein. Wir stehen kurz vor Rakobs an der Abbiegung zum Kalahari Central Park und blicken ins Nichts.
Laut Schild sollen es von hier noch 45 Kilometer sein und wie die Straße uns verrät, können wir uns wieder auf einiges gefasst machen. Mit etwas mehr Reife fahre ich nun die sehr wellige und holprige Piste mit etwas mehr Geschwindigkeit als noch in den Nxai Pans und so kommen wir nach guten zwei Stunden am Matswere Gate an, dem östlichen Tor zum Park. Da wir Einlass und Übernachtung von zu Hause aus gebucht haben, sind die Papiere schnell ausgefüllt und unsere Reise geht weitere zwei Stunden durch Busch- und Feldwege Richtung Deception Valley.
Von hier aus beginnt unsere Rundfahrt über die Leopard Pan hin zum Sunday Pan Waterhole. Bei dieser Wasserstelle handelt es sich um ein kleines, künstliches Wasserloch, welches den hiesigen Tieren die einzige Möglichkeit bietet ihren Durst in der Trockenzeit zu stillen. Gut versteckt hinter kleinen Büschen haben wir ein perfektes, schattiges Plätzchen für unsere Beobachtung gefunden. Aus sicherer Entfernung beobachtet uns eine Gruppe Oryxantilopen. Die Spießböcke sind sehr misstrauisch und trauen sich zunächst nicht näher an die Quelle heran. Nur sehr zaghaft wagen sich die ersten Tiere an das Wasser heran.
Den ausstrahlenden Mut der Antilopen nehmen sich die Impalas zu Herzen und kommen nun ebenfalls, um Ihren Durst zu löschen, ein herrlicher Anblick. Etwas später machen wir uns auf um die nähere Gegend zu erkunden… hier muss es doch auch irgendwo Löwen geben… und richtig: Keine 150 Meter vom Wasserloch entfernt liegen zwei Löwenweibchen faul hinter einem Busch und chillen nach allen Regeln der Kunst. Was für ein Augenblick, wir halten keine zwei Meter von dem Paar entfernt, atmen tief und langsam durch. Keine Menschenseele weit und breit, keine Safariautos und nur das Geräusch der singenden Grillen im Gras.
„Was kann das Leben sonst noch bieten?“ frage ich meine Gefährtin, doch diese winkt nur ab und widmet sich voll und ganz der Situation. Dann rollt sich eine der Löwin auf den Rücken, breitet ihre Beine auseinander und sieht uns an, als ob sie wolle, dass wir ihren Bauch kraulen sollen. Wahnsinn!
Eigentlich wollen wir nie wieder los, aber da wir sehr tierliebe Menschen sind, lassen wir den Löwinnen ihre Ruhe und machen uns ganz leise aus dem Staub, um wenig später einen Artgenossen auf dem Weg ins Camp zu treffen. Dieser liegt leider so ungünstig, dass es schon ein Wunder ist, dass Petra ihn überhaupt gesehen hat, aber als Kindergärtnerin muss man wohl so ein waches Auge haben.
Ein traumhafter Tag neigt sich dem Ende als wir endlich an unserem Campsite CKD6 ankommen. Es gibt eine Feuerstelle, eine Buschtoilette und eine Eimerdusche und wir sind froh uns endlich die Beine vertreten zu können. Doch Obacht, der Campsite ist weder eingezäunt noch bewacht und wir sind die einzigen Camper an diesem Tag. Das wachsame Auge sollte also auch hier jede Sekunde funktionstauglich sein. Schnell mache ich ein Feuer mit dem in Rakobs gekauften Holz und so lassen wir es uns mit einer Dose Ravioli und einem ganz besonderen Sonnenuntergang gut gehen.
Der frühe Vogel sieht den Leoparden
Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr. Draußen ist es noch stockdunkel und wir beginnen den Tag mit einer Katzenwäsche, denn das ist es, was wir heute sehen wollen: Katzen. Kleine Katzen, große Katzen… Wildkatzen. Daher machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Sunday Pan Waterhole, um die Katzen bei der Jagd zu beobachten. Und der Tag fängt für uns sehr gut an. Keine 5 Minuten vom Camp entfernt läuft vor uns auf der Sandpiste ein einsamer Leopard auf der Suche nach Frühstück und macht keine Anstalten uns aus dem Weg zu gehen… What a moment!
Bis auf ca. 7 Meter kommen wir an das prächtige Tier heran, bevor es nach links im Busch verschwindet. Der Tag ist jetzt schon ein totales Highlight, auch wenn wir auf keine weiteren Großkatzen mehr stoßen sollten. Dafür treffen wir auf zwei sehr süß anzuschauende Löffelhunde, die uns neugierig beäugen. Wenig später können wir noch zwei Schabrackenschakale dabei beobachten, wie sie aus nächster Nähe den Boden aufwühlen, um unvorsichtige Insekten zu verspeisen.
Schlachtfeld vor dem Auto vs. Schlachtfeld im Auto
Nicht zu unterschätzen: Der Khama Rhino Sanctuary Park
Gegen Mittag heißt es dann Abschied nehmen von unserer geliebten Kalahari und zurück nach Rakops, von wo aus es am nächsten Tag nach Palapye gehen soll. Kurz vor Palapye, besser gesagt bei Serowe, machen wir einen Abstecher in den Khama Rhino Sanctuary Park. Wir haben unsere Big Five noch nicht zusammen und denken, dass hier die Wahrscheinlichkeit auf unser Nashorn zu stoßen am größten ist. Zunächst treffen wir allerdings erst wieder auf einen wundervollen Leoparden. Jetzt muss ich dazu sagen, dass wir außergewöhnliches Glück dabei haben. Es gibt Fälle, da siehst du bei einer einwöchigen Safari weder Löwen noch Leoparden und so wissen wir genau, was wir an dieser Sichtung haben. Auch das Nashorn lässt nicht lange auf sich warten und so haben wir Löwe, Elefant, Büffel, Nashorn und Leopard zusammen. Weder in Namibia noch in Südafrika konnte ich das jemals nach einem Urlaub behaupten.
Goodbye again: Botswana – ein Land, was Sehnsüchte weckt
An einem kleinen Rastplatz im Park machen wir Pause um das Gesehene zu reflektieren. Man darf das Fahrzeug verlassen und wird durch einen beidseitig abgezäunten Weg zu einer Aussichtsplattform geleitet. Von hier aus hat der Betrachter einen tollen Blick auf eine von Bäumen umgebenen Wasserstelle, an der sich gefühlt 1000 Vögel in der strahlenden Sonne das Ja-Wort zu geben scheinen.
Zurückblickend auf die Safaris, die wir erlebt haben, trifft der Spruch aus unserem Reiseführer treffend zu: “Nicht der, der die meisten Kilometer gefahren ist, sieht auch die meisten Tiere, sondern derjenige mit der größten Geduld wird am Ende belohnt.”