Der Wecker klingelt, die ersten Sonnenstrahlen fallen über mein Gesicht, es ist Montag! Aufstehen, duschen, Kaffee und los. Ich bin die Erste auf dem großen Parkplatz. Als ich die Türe des großen Gebäudes vor mir öffne, sehe ich die bunten Bilder verschiedener Tiere, die ich mit den Kindern vor dem Wochenende gemalt habe. Die ersten Kinder stürmen bereits durch den Eingang und suchen voller Freude zwischen all den Hasen, Katzen, Füchsen, Elefanten, Giraffen, Nashörnern und anderen Tieren nach ihrem Kunstwerk an der Wand. Ich muss lächeln, als sie stolz ihre Werke den Eltern presentieren. Als alle Kinder in der Gruppe angekommen sind, versammeln wir uns im Stuhlkreis und begrüßen uns mit einem Guten-Morgen-Lied:

“ In der Früh sag ich …
Guten Morgen, good morning, selamat pagi, buongiorno, dobre utrae, buna dimineata,
… ja dann, ja dann fängt der Tag gut an!”

Regenbogen in Waikiki, Hawaii.

Ich bin Erzieherin in einem großen Kindergarten. Ich betreue Kinder aus den unterschiedlichsten Ländern, etwa aus Russland, Polen, Italien, Kroatien, aber auch aus Rumänien, Indien, Thailand und Indonesien. Die unterschiedlichen Länder und ihre Kulturen sind täglich ein großes Thema in unserem Kindergartenalltag. Die Kinder sind sehr interessiert daran zu erfahren, warum die Hautfarben unterschiedlich sind, warum manche Kinder an Weihnachten keinen Weihnachtsbaum mit Geschenken haben, dafür an anderen Tagen große Feste feiern, warum manche Kinder keine Wurstsemmel, sondern Sushi oder Mangopudding zur Brotzeit dabei haben, und vor allem, wo Giraffen, Elefanten, Koalas, Krokodile oder Kängurus leben. Oft genug stellen die Kinder Fragen, die ich ohne Google nicht beantworten kann, und eines Tages stelle ich mir selbst die Frage:

„Wie kann ich euch etwas über die Welt beibringen, wenn ich es selbst nicht besser weiß?“

Die Frage beschäftigt mich sehr und ich spreche mit meiner Familie darüber. Nur einige Tage später bringt mir mein Schwager ein Geschenk. Einen 60 Liter Tatonka Rucksack in lila! Er sagt zu mir: “Dieser Rucksack hat mich bereits durch einige Länder begleitet und seither im Keller auf sein nächstes Abenteuer gewartet. Du musst ihn nur füllen und dich auf den Weg machen. Entdecke die Welt, lerne sie kennen, und wenn du zurückkommst, kannst du von Erfahrung sprechen und den Kindern erzählen, was du erlebt hast.“
Ich muss nicht lange darüber nachdenken und schon beginnt die Planung.

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Wohin will ich überhaupt? Für wie lange möchte ich reisen? Impfungen? Versicherungen? Geld? Und was zur Hölle packt man in seinen Rucksack? Ein Jahr ist eine lange Zeit, und wenn man im Internet schaut, was andere Backpacker so einpacken, steht man nach ein paar Online-Bestellungen vor einem riesigen Haufen Sachen und fragt sich, wie das alles in den Rucksack passen soll. Ist aber überhaupt kein Problem! Dank der unterschiedlichen Fächer im und am Rucksack kann man alles super aufteilen und nach Wichtigkeit sortieren.

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Das Einzige was mir noch Sorgen macht, ist das Gewicht: „Wie soll ich so lange mit 16 kg auf dem Rücken reisen?“ Es drückt hier, es schmerzt da … naja, einstellen lassen wäre vielleicht eine Sache. Der Rucksack lässt sich super einfach einstellen und mit der richtigen Höhe spürt man das Gewicht kaum. Nach genau einem halben Jahr erkläre ich den Kindern in meiner Gruppe, dass ich nach Südostasien, auf die andere Seite der Welt, reisen möchte und ihnen von meinem Abenteuer berichten werde.

Faszinierendes Thailand

Und schon stehe ich in Bangkok am Flughafen, mit meinem gefüllten Tatonka Rucksack auf dem Rücken und warte auf mein Tuktuk. Thailand ist faszinierend. All die Tempel und Buddhas, die Farben, das Essen, die Kleidung und die Menschen, alles ist so anders und alles weckt die Neugier nach mehr.

Nicole sitzt auf einer Stufe der Tempelruine Ayutthaya in Thailand.
Tempelruine Ayutthaya, Thailand.

Ich beginne meine Reise mit dem Norden von Thailand, Wasserfälle in Kanchanaburi, Tempelruinen in Ayutthaya, Dschungeltrip mit Elefanten in Chiang Mai, Yoga in Pai und ein atemberaubender Nachtmarkt in Chang Rai, wo ich Skorpion und Heuschrecken probieren muss. Ich bin erst seit fünfzehn Tagen unterwegs, habe aber bereits jetzt mehr von Asien gesehen und gelernt als in meinen fünfzehn Jahren Schule und Studium.

Nicole an einem kleinen Wasserfall im Srinakarin Nationalpark bei Kanchanaburi, Thailand.
Srinakarin Nationalpark bei Kanchanaburi, Thailand.

Laos und Vietnam – überwältigende Natur und begeisternde Kultur

Nach zwei Tagen mit dem Boot über dem Mekong River komme ich schließlich in Laos an. Die Natur überwältigt mich. Die Kombination aus Bergen, Wäldern und Feldern schreit direkt nach Wandern und Erkunden. Auch wenn der Weg oft steinig und steil ist, für den Ausblick am Ende lohnt sich jeder einzelne Schweißtropfen.

Ich persönlich habe mich in die Vielfalt von Vietnam verliebt. Die riesengroße Stadt Hanoi, die man tagelang zu Fuß erkunden kann und die nachts mit Tanz und Musik begeistert. Die wunderschönen Reisfelder, die sich über das ganze Land verbreiten und eine ganz bestimmte Stimmung von Frieden, Ruhe und Freiheit ausströmen.

Boote am Strand von Mui Ne in Vietnam.
Boote am Strand von Mũi Né, Veitnam.

Die Halong-Bucht mit ihrem smaragdgrünen Wasser und den tausenden, mit Regenwald bedeckten Kalksteininseln. Das Lichterfest in Hoi An war mein Highlight in Vietnam. Tausende Lichter, die nachts den Fluss entlang treiben und überall Laternen, welche die ganze Stadt in bunte Farben tauchen. Verzaubernd!

In Da Lat kann man mit dem Roller einiges erkunden: Wunderschöne Natur, riesige Kaffeeplantagen mit den berühmten Wieselkaffeebohnen und eine Seidenfabrik, in der man zusehen kann, wie Seidenstoffe hergestellt werden.

Die Inseln Kambodschas

In Kambodscha halte ich mich überwiegend auf den Inseln auf. Auf Koh Rong und Koh Rong Sanloem ist es etwas touristischer an den Hauptstränden. Wenn man sich aber die Zeit nimmt und ein weiteres Boot zur anderen Seite der Insel nimmt oder einfach etwas durch den Dschungel wandert, erreicht man wunderschöne ruhige Strände mit Palmen, weißem Sand, hellblau-türkisem Wasser und fantastischen Plätzen zum Schnorcheln. Auch den schönsten Moment meines Lebens erlebe ich hier. Da ich es mit der Kamera nicht festhalten kann, möchte ich versuchen es zu beschreiben.

Menschenloser Strand Phumi Kaoh Rong Kaoh Kong in Kambodscha.
Menschenleerer Strand in Phumi Kaoh Rong Samlœ̆M, Kaoh Kong, Kambodscha.

Ein märchenhaftes Leuchten

Wir machen eine Bootstour, es ist Nacht, und mitten im Meer halten wir an. Die Lichter gehen aus, und einer der Männer sagt uns, wir sollen ins Wasser springen und uns überraschen lassen. Wir sind uns sicher, er macht nur Witze, aber schnell wird klar, er meint es ernst. Wir zögern, da wir nicht sehen können, was im Wasser ist.

Sonnenuntergang auf Phumi Kaoh Rong Sanloem in Kambodscha.
Phumi Kaoh Rong Samlœ̆M, Kaoh Kong, Kambodscha.

Als er mir allerdings in die Augen schaut und sagt, ich solle ihm vertrauen, schnappe ich mir eine Taucherbrille und springe in die Dunkelheit. In diesem Moment fängt alles um mich herum an zu glitzern. Wie tausend kleine Glühwürmchen unter Wasser, und umso mehr ich mich bewege, umso mehr fängt es an zu leuchten. Wir sind umgeben von einem riesigen Schwarm Leuchtplankton. Dieses Gefühl, was man in diesem Moment verspürt, kann man mit Worten nicht beschreiben, es ist atemberaubend, einfach unvorstellbar.

Boot im Sonnenuntergang an einem Strand in Kambodscha.
In Koh Ta Kiev, Kambodscha.

Auf der Reise lernt man viele unterschiedliche Menschen kennen. Jeder ist anders, jeder hat seine eigene Geschichte und jeder sein eigenes Ziel. Einige werden nur zu Bekannten und einige werden zu Freunden, die dich ein Stück auf deinem Abenteuer begleiten. In Kambotscha lerne ich jemanden kennen, der auf Weltreise ist. Er möchte innerhalb eines Jahres einmal um die ganze Welt reisen und jeden Kontinent entdecken. Nach einigen Tagen entsteht Freundschaft, und er fragt mich, ob ich ihn begleiten möchte und gemeinsam mit ihm die Welt erkunden will. Da fällt mir meine Frage von zuhause wieder ein:

„Wie kann ich euch etwas über die Welt beibringen, wenn ich es selbst nicht besser weiß?“

Südostasien ist nicht die Welt. Es ist nur ein klitzekleiner Teil davon, und ich habe auch ein Jahr zum Reisen eingeplant, also warum nicht? Ja natürlich möchte ich mitkommen und so viel entdecken und lernen, wie ich in diesem Jahr nur lernen kann. Somit machen wir uns gemeinsam auf die Reise.

Nicole im Angkor Wat Tempel in Kambodscha.
Am Angkor Wat Tempel in Kambodscha.

Auf nach Australien!

Mit Malaysia, Singapur und Indonesien schließen wir Südostasien ab und machen uns auf den Weg nach Australien, wo Papageien von Baum zu Baum fliegen, auf denen Koalas sitzen und unter denen Kängurus den Schatten genießen.

Nicole beim Känguru streicheln in Melbourne, Australien.
Ich beim Känguru streicheln in Melbourne, Australien.

Australien ist im Gegensatz zu Asien oder Europa wieder komplett anders. Die Natur ist sehr flach und sehr trocken im Inneren des Landes. Entlang der Küste wird es grüner, und das Meer ist glasklar und hellblau. Und wenn man an Australien denkt, fällt einem sofort das Opernhaus in Sydney ein. Ja es ist gigantisch und wunderschön!

Nicola am Opernhaus in Sydney, Australien.
Am Opernhaus in Sydney, Australien.

Ukulelenklänge auf Hawaii

Da wir nur noch sechs Monate Zeit haben, um den Rest der Welt zu sehen, müssen wir unseren Aufenthalt in jedem Land etwas verkürzen. Also machen wir uns nach zwei Wochen auch schon wieder auf den Weg nach Kanada, allerdings mit einem Fünf-Tag-Stopp in Hawaii. Jeder träumt davon, einmal auf Hawaii zu sein! Im Norden von O’hao finden wir wunderschöne Strände mit meterhohen Wellen, auf denen Surfer tanzen und wo wir den Klängen von Ukulelen lauschen können. Wir genießen unsere letzten Tage Sonnenschein und Badewetter, denn in Kanada wartet der Winter auf uns.

Nicole blickt von einer Klippe in Waikiki, Hawaii aufs Meer.
Blick aufs Meer in Waikiki, Hawaii.

Mein Tatonka-Rucksack wird noch etwas mehr strapaziert, denn für diese Grade sind wir nicht vorbereitet, also wird erstmal neu eingekauft … noch mehr Kleidung! Allerdings überhaupt kein Problem, im Rucksack ist Platz, genug und die Kälte macht sowieso nichts aus.

Vom Sonnenbaden zum Skilaufen

In der Nähe von Vancouver gehen wir auf die Piste. Von Sonnen am Strand zu Skifahren im Schnee. Auf dem Gipfel des Berges Cypress haben wir einem überwältigenden Ausblick auf den Ozean, schneebedeckte Berge und die Lichter von Vancouver. Und dazu nichts außer der Stille der Natur und majestätischen Adlern, die über unsere Köpfe hinwegfliegen.

Nicole am Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark in Oregon, USA.
Am Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark im U. S. Bundesstaat Oregon.

Für einen Augenblick habe ich das Gefühl, dass die Zeit stillsteht, und ich fühle, wie unfassbar glücklich ich bin. Ich erlebe gerade die schönste Zeit meines Lebens, ich lerne die Vielfalt unseres Planeten kennen, entdecke wunderschöne Orte, die andere nur aus dem Fernsehen kennen und begegne Menschen, die bereits bei der ersten Begegnung mein Herz berühren. Ich habe einiges auf meiner bisherigen Reise erlebt und gelernt, und ich bin gespannt, was mich auf meinem Abenteuer noch erwartet.

Weitere Impressionen von Nicoles Weltreise: