Kennt ihr diese Momente in denen euch die Natur einfach sprachlos sein lässt?
Wir können wohl mit Überzeugung von uns sagen, dass wir absolute Naturmenschen sind. Würde man uns entscheiden lassen ob Städtrip oder Trekking Tour, müssten wir keine Sekunde überlegen.

Natur schafft einfach dass, was uns bisher keine Stadt geben konnte. Sie lässt uns staunen und uns immer wieder fragen: Passiert das gerade wirklich? Stehen wir tatsächlich inmitten von diesem Paradies? Du hast das Bedürfnis inne zu halten und alles in dir aufzusaugen, zu archivieren in deinen Erinnerungen.

Fairer weiße muss man sagen, dass es uns bei der Urlaubsplanung demnach zwar immer in die Natur aber auch immer in die Sonne zieht. Ein paar Berge, milde Temperaturen und wenn’s perfekt sein soll noch das Meer ganz in der Nähe.

Urlaub im Winter haben wir bisher nur zum Skifahren gemacht. Wir können euch sagen, völlig zu Unrecht wie wir festgestellt haben.
Zieht euch warm an, denn wir nehmen euch mit auf unsere fantastische Reise in den schönsten Winter und auf unsere Suche nach den Nordlichtern.

Äkäslompolo

Äkäslompolo steht in der Adresse unserer Hotelbuchung. Äkä-slom-was, fragt ihr euch? Haben wir auch. Bis vor ein paar Wochen war dieser Name für uns auch mehr ein Zungenbrecher als ein Ort auf der Landkarte. Aber Reisen bildet ja bekanntlich ;). Deshalb können wir euch heute mehr zu dem Ort mit dem lustigen Namen erzählen:

Äkäslompolo ist eine kleine Ortschaft im Norden von Finnland. Um genau zu sein, in Finnisch Lappland. Aus Deutschland erreicht man Äkäslompolo erstaunlich einfach. Wir fliegen von Stuttgart, mit einem kurzen Zwischenstopp in Hannover, bis nach Kittilä. Von Kittilä geht es dann noch einmal ungefähr eine Stunde mit dem Bus über die weiß verschneiten Straßen. In Deutschland wäre wahrscheinlich das größte Verkehrschaos ausgebrochen, in Finnland sieht man nicht einmal die Notwendigkeit von Schneeketten. Übung macht hier wohl ganz klar den Meister – von Oktober bis in den Mai rein gibt es in dieser Region jede Menge Schnee und kühle Temperaturen. Auf dem Weg von Kittilä bis Akäslompolo stoppen wir in einigen kleinen Ferienorten. Sogar ein paar Skipisten gibt es hier, wobei die Hänge wirklich sehr seicht sind. Vielmehr ist die Region für ihre traumhaften Langlauf-Loipen bekannt.

Äkäslompolo, eine kleine Ortschaft im Norden von Finnland.

Äkäslompolo selbst liegt mit seinen kleinen roten Holzhäuschen, die das Bild der Ortschaft bestimmen, am Ufer eines Sees. Im Moment ist er natürlich versteckt unter einer sehr dicken Eis – und Schneedecke und lässt sich nur anhand der Baumgrenze erahnen. Wer hier einen riesen Wintersport Ort mit jeder Menge Kneipen und Partys erwartet, den müssen wir enttäuschen. Restaurants und Bars gibt es natürlich, auch einen großen Supermarkt, aber mit seinen 350 Einwohnern ist es nicht zu vergleichen mit den großen Wintersport Gebieten in Deutschland und Österreich. Die Finnen legen großen Wert auf den Schutz ihrer Natur und so hat man hier das Gefühl das Tourismus und Natur noch im Einklang sind.

Rotes Holzhäuschen in Akäslompolo.

Schneeschuhwanderung durch die Nacht

Wir sind gerade ein paar Stunden hier, schon hat uns die Abenteuerlust gepackt. Wir wollen raus. Raus und sehen wo wir sind. Einen weiteren traumhaften Fleck unserer Erde entdecken.
Außerdem ist die Aufregung heute besonders groß, da wir immer noch hoffen uns einen langersehnten Traum zu erfüllen: Nordlichter. Leider sind die Voraussetzungen nicht besonders gut, aber trotzdem wollen wir unser Glück versuchen.

Sophie und Pat während einer Schneeschuhwanderung durch die Nacht.

Zusammen mit unserem Guide schnallen wir die Schneeschuhe an und begeben uns in einen Märchenhaften Winterwald. Schon nach ein paar Schritten merkt man wie die Lichtverschmutzung abnimmt. Die Stirnlampen leuchten uns den Weg und ihre Lichtstrahlen lassen die uns umgebende, unberührte Schneefläche glitzern. Die Äste der Bäume hängen unter der Last des Schnees nach unten. So entstehen richtige kleine Höhlen am Fuße der Bäume in die man sich im Notfall zurückziehen könnte.

Immer wieder geht unser Blick nach oben. Noch nichts. „Aber die Wolken werden weniger, oder?“ philosophieren wir immer wieder. Wir laufen weiter. Genießen die Stille, atmen die eisige Luft, und lauschen den mystisch anhauchenden Geschichten unseres Guides über Elfen und Trolle. Nach einiger Zeit erreichen wir eine kleine Holzhütte in der Form eines Tipis. Diese Hütten werden vom Staat gebaut und finanziert und stehen somit jedem, der in den Wäldern unterwegs ist, zur Verfügung. In der Mitte der Hütte findet man eine Feuerstelle, es gibt eine Grundausstattung an Töpfen und Pfannen. Auf den Bänken die rund um die Feuerstelle aufgestellt sind nehmen wir Platz und beobachten wie für uns frischer Kaffee und „Berry Juice“ aufbereitet werden. Ganz ungeduldig warten wir, bis die Getränke fertig sind und schlürfen sie so schnell wie möglich hinter. Immer wieder schauen wir durch die vereisten Fenster nach draußen. Unsere Blicke treffen sich und wir wissen, dass derselbe Gedanke in unseren Köpfen herumgeistert: „Was wenn gerade jetzt die Nordlichter über den Himmel streifen“?

Also los: Jacken wieder zu, Mütze auf, Schneeschuhe an, Handschuhe. Raus in die Nacht. Was wir sehen gefällt uns allerdings leider gar nicht. Anstatt weniger zu werden, ziehen immer mehr Wolken auf. Für heute müssen wir uns leider damit abfinden. So ist es eben mit Naturphänomenen – es gehört auch jede Menge Glück dazu sie zu erleben. Aber wir sind weiter optimistisch: immer hin haben wir ja noch ein paar Tage vor uns…

Von Skidoos und dem Abenteuer Huskyschlittenfahrt

Als wir am Abend wieder zurück in unserer Hütte sind und gemütlich vor unserem Kamin sitzen, weicht die Enttäuschung über die nicht entdeckten Nordlichter schnell der Vorfreude auf den nächsten Tag. Was wir vorhaben? Etwas das unweigerlich jeder mit einem Urlaub hier oben verbindet und das wir uns nicht entgehen lassen möchten: Wir fahren auf eine Husky Farm, werden etwas über die Arbeit mit den Hunden und deren Zucht erfahren und haben sogar die Möglichkeit eine Hundeschlittentour zu machen.

Gesagt, getan. Am nächsten Morgen legen wir das Zwiebellagen Outfit an, packen alles das wir für den Tag brauchen in unseren Rucksack und satteln die Skidoos. Eine Stunde lang fahren wir durch den schönsten verschneiten, weißen Winterwald den man sich nur vorstellen kann.

Dann irgendwann können wir hören, dass es bis zu unserem Ziel nicht mehr weit sein kann. Das erste Bellen der Hunde dringt durch die Bäume und wir sind sehr gespannt was uns erwartet.

Wir werden von einem der Farmbesitzer empfangen und ruck zuck erklärt er die Grundlagen des Hundeschlitten Fahrens. Nach nur 2 Sätzen scheint ihm auf zufallen, dass wir ihn doch alle recht fragend anschauen. „Wieso erzählt er uns denn jetzt wie man so einen Schlitten bremst?“ frage ich Patrick. „Die wollen doch nicht…?“ DOCH…dann kann man sehen wie wir alle plötzlich begreifen.

Sophie umarmt einen Husky.
Huskys ziehen einen Schlitten durch Finnisch Lappland.

Es geht nicht darum sich ganz Touristen-Like in einen Schlitten zu setzten und sich durch die Landschaft chauffieren zu lassen. Wir dürfen selber fahren. Vielleicht denkt ihr jetzt: „War doch klar.“, aber wir haben wirklich mit keiner Silbe je daran gedacht. Als der Guide dann zum zweiten Mal die Grundlagen runterrasselt lauschen wir ganz genau und wiederholen die wichtigsten Dinge immer wieder leise:

„Am Anfang komplettes Gewicht auf die Bremse, beim Start leicht lösen, bergan die Hunde unterstützen und mitlaufen.“ Ok, das klingt nicht so kompliziert. Ich darf als erstes ans Steuer und so macht es sich Patrick im Schlitten bequem. Nach der Hälfte der Strecke tauschen wir. Wie angewiesen stelle mich mit meinem ganzen Gewicht auf die Bremse. Fünf, ganz unterschiedliche, Hunde springen und bellen vor unserem Schlitten weil sie endlich los wollen. Dann ist es soweit – unser Guide gibt das Zeichen. Wir sind die nächsten. Langsam runter von der Bremse. Es stockt ein wenig und dann ein Ruck. Wir fahren. Ganz geschmeidig lassen die Hunde den Schlitten durch den Schnee gleiten. Ich bin konzentriert und beobachte das Geschehen vor mir:

Versunken im Schnee

Nach dem wir nach unserer Tour noch jede Menge Zeit hatten uns auf der Huskey Farm um zuschauen sind wir mit den Skidoos wieder zurück gefahren. Da auch für heute Nacht quasi eine 0% Nordlicht – Wahrscheinlichkeit wegen zu vielen Wolken und fehlenden Sonnenwinden vorausgesagt ist, bleiben wir heute Abend gemütlich in unserer Hütte.

Am nächsten Morgen können wir unser Glück kaum fassen. Es ist strahlend blauer Himmel. Der Schnee glitzert in der Sonne und die Stimmung ist einfach unbeschreiblich schön.

Da wir am Vormittag keine Tour gebucht haben, entschließen wir uns einen  Winterspaziergang zu machen.  Wir nehmen uns von der Rezeption einen kleinen typischen Transport Schlitten mit und erkunden die Gegend. Als ich gerade versuche einen Schneeball zu formen um Patrick abzuwerfen, sehe ich etwas Unglaubliches. In dem Schnee in meiner Hand erkennt man tatsächlich jeden einzelnen Schneekristall, jeden einzelnen Stern.

Schneekristalle in Finnland.

Ich bin so gefesselt das ich den sich anbahnenden Gegenschlag nicht bemerke und drei Sekunden später der Länge nach in all den unzähligen Schneekristallen lande. Nach dem ich mich aus den Schneemassen raus gekämpft habe – und ich kann euch sagen, das war nicht ganz so einfach, ziehen wir weiter & ich plane gedanklich meine Rache 😉 – Wichtigste Erkenntnis dieses Spaziergangs: Geh in Finnland lieber nicht abseits der Wege, du könntest bis zur Hüfte im Schnee versinken.

Hanu’s Rentierfarm

Am nächsten Morgen liegen wir noch eine Weile wach im Bett und lassen uns durch den Kopf gehen, was wir in den letzten Tagen bereits alles erlebt haben. Wir schauen aus dem Fenster und dann fängt es an zu schneien. Schnee. Kleine gefrorene Wassertropfen. Eine so einfache aber zugleich faszinierende Sache, die mich immer wieder zum Kind werden lässt. Nichts hält mich drinnen wenn draußen die weißen Flocken in aller Stille vom Himmel rieseln.

Demnach dauert es nicht lang, bis wir aus dem Bett springen und uns anziehen.
Heute ist tatsächlich schon wieder unser letzter Tag, morgen geht der Flieger zurück nach Hause.
Aber auch heute an unserem letzten Tag haben wir natürlich noch etwas geplant, etwas ganz Besonderes: Heute besuchen wir Rudolf und werden schauen ob er wirklich eine rote Nase hat…

Um 10 Uhr steigen wir in den Bus und fahren zu Hannuns Rentierfarm. Mittlerweile hat es aufgehört zu schneien und der blaue Himmel ist etwas zu sehen. Wieder kann ich meine Augen nicht von dem lösen was draußen am Busfenster vorbeizieht. Diese Winterlandschaft ist einfach unbeschreiblich schön. Nach unserer Ankunft werden wir sehr herzlich empfangen und in einem Tippi Zelt am Feuer mit warmen Getränken und Essen versorgt. Nachdem Hannun uns viele spannende Geschichten über sein Leben mit den Rentieren erzählt hat gehen wir wieder nach draußen und machen uns bereit. Um ehrlich zu sein, weiß ich ab diesem Punkt nicht mehr, wie ich in Worte fassen soll was wir dann erlebt haben. Hier schließt sich der Kreis und die Natur hat es mal wieder geschafft. Wir sind sprachlos von dem was wir gerade sehen und erleben dürfen. Saugen alles in uns auf und speichern es als wundervolle Erinnerungen ab. Deshalb verabschieden wir uns an dieser Stelle mit den kommenden Bildeindrücken von euch und sagen danke, dass ihr das Abenteuer Finnland mit uns geteilt habt.