„Joanna, hast du Bock auf den Oman?“ fragte Marko mich eines Tages am Telefon, während ich grade versuchte ein Camp im nirgendwo von Kroatien aufzubauen. Marko ist ein Freund von mir, der seinen Traum zum Beruf gemacht hat und die einzigartigsten Destinationen aus seiner Perspektive und durch seine Linse zeigt. Eigentlich weiß ich nie wo er steckt, war daher umso happier, als er diesen Trip in Zusammenarbeit mit Tatonka und dem Tourismusverband vom Oman vorgeschlagen hat. Meine Antwort war selbstverständlich ja. Um ehrlich zu sein, hatte ich den Oman bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht auf dem Travel-Radar, und somit auch überhaupt keine Ahnung, worauf ich mich hier einlassen würde.

Als dann im deutschen Winter die Wollsocken und literweise heißer Tee gegen die graue Jahreszeit auch nichts mehr ausrichten konnten, war es endlich an der Zeit, die Taschen zu packen.
Oder in diesem Fall meinen Yukon 50+10 Trekkingrucksack von Tatonka. In der Regel packe ich gerne leicht, aber für diesen Trip war das gar nicht so einfach.

Marko war bereits im Oman und hatte die komplette Planung des Trips übernommen. Hin und wieder rief er mich an und warf mir Informationsfetzen zu, wie „Campen in der Wüste“, „Klettersteige in den Bergen“, „Delfine, Strand und Meer!“ – ja, da braucht man schon einiges an Gepäck, um sich auf das Ungewisse vorzubereiten. Mit meinem Tatonka Rucksack jedoch gar kein Problem. Marko reiste mit einem Yukon 60+10, daher durfte er dann noch unsere Campingausrüstung und unser Zelt Okisba einpacken.
Der europäische Winter eignet sich sowieso am besten, um den Oman zu erkunden. Die Temperaturen liegen dann zwischen angenehmen 18° C und 26° C.

Von München per Direktflug mal schnell in den Oman

Meinen Yukon 50+10 und Storm 20 Wanderrucksack gepackt und schon ging’s los. Die Anreise war super easy, Oman Air bietet Direktflüge von Frankfurt und München nach Muscat an. Per Nachtflug ging es in nur 6 Stunden in den Oman.

Muscat liegt in einer Bucht direkt am Meer und ist umzingelt von einem riesigen Gebirge.
Noch etwas verschlafen hat’s einen Moment gedauert um zu begreifen, wo ich gelandet war, die Müdigkeit war jedoch schnell wieder verflogen. Die vielen Eindrücke haben meinen Kreislauf sofort wieder in Schwung gebracht und als dann auch schon Marko mit seinem 4×4 Geländewagen von Zahara Tours auf mich wartete, war ich mehr als bereit!

Auf den Spuren des großen Sandkastens

Backpacks im Wagen verstaut, ging es raus aus Muscat direkt Richtung Wüste. Die Fahrt nach Wahiba Sands dauerte ca. 3-4 Stunden. Im Oman regnet es wirklich selten, aber zu unserem „Glück“ kamen zeitgleich mit uns starke Regenfälle ins Land, daher fiel unser geplanter Stopp am Wadi Bani Khalid im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Wadis sind für den Oman typische Flussbetten, die sich durch das trockene Gebirge ziehen und wunderschöne grüne Oasen erschaffen, die in der kargen Landschaft mit ihrer unwirklichen Schönheit auf den ersten Blick fast schon fehl am Platz wirken.

Also weiter in Richtung Wüste. Nächstes Ziel: Wahiba Sands. Wir hielten noch an einer Tankstelle, um den Reifendruck unsere Jeeps für die Wüstenkonditionen anzupassen. Erst als wir die befestigten Straßen verließen und in die Wüste hineinfuhren, fing ich an zu realisieren, welches Abenteuer wirklich vor uns lag: mit Jeep, Zelt und Kameraausrüstung bewaffnet fuhren wir direkt in einen riesigen Sandkasten. Um genauer zu sein: in einen Sandkasten gefüllt mit 200 Meter hohen Sanddünen, soweit das Auge reicht.

Nach einer Weile fanden wir die perfekte Düne, um unser Zelt aufzubauen. Schon beim ersten Stopp erwies das Zelt sich als perfekter Reisebegleiter, im Handumdrehen hatten wir unser Lager aufgeschlagen und konnten den Sonnenuntergang genießen.

Aufgebautes Tatonka Zelt in der Wahiba Sands Wüste. Im Hintergrund zieht ein Beduine mit zwei Kamelen vorbei.

Als die Sonne dann hinter den Dünen verschwunden war, wurde es Zeit für unser Lagerfeuer, da es draußen in der Wüste sehr schnell abkühlt.
Wichtig zu beachten sobald die Sonne untergeht: Skorpione. Nach Sonnenuntergang sollte man auf geschlossene Schuhe setzen. Das nächste Krankenhaus ist einige Stunden entfernt und man sollte auf Tuchfühlung mit einem Skorpion verzichten.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 5.40Uhr, wir durften schließlich den Sonnenaufgang in der Wüste nicht verpassen. Sobald die ersten Sonnenstrahlen hinter den Dünen hervorkrochen, war jegliche Müdigkeit vergessen und wir freuten uns sehr auf den Morgen, da uns die Jungs von Canvas Club Tents, einem Designer-Beduinen-Glamp/Camp in Wahiba Sands, eine Kamel-Safari organisiert haben. Streng genommen handelt es sich bei den Tieren hier nicht um Kamele, sondern um Dromedare – aber ob nun Dromedar oder Kamel, dieser Ausflug am Morgen durch das Sandmeer aus Dünen war ein unvergessliches Erlebnis.

Kamel-Safari durch die Wahiba Sands Wüste im Oman.

Unser Zelt haben wir in Nullkommanichts abgebaut, unserer Yukons im Wagen verstaut und schon konnte der nächste Teil unseres Roadtrips beginnen.
Auf unserer Tour passierten wir gefühlt fünf verschiedene Kontinente, da alle paar Kilometer eine völlig neue Landschaft vor uns auftauchte. Hier und da entdeckten wir auch wilde Kamele und Ziegen.
Wir hatten uns das Jebel Akhdar Gebirge zum Ziel gemacht, da das Alila Jebel Akhdar Hotel über den höchsten Klettersteig des mittleren Osten verfügt und wir uns den natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Der Grand Canyon des Oman

Das Jebel Akhdar Gebirge wird gerne auch „Grand Canyon des Oman“ genannt. In kurzen 20 Kilometern erklommen wir auf einem steilen und kurvenreiche Pass über 2.000 Höhenmeter, begleitet von wahnsinnigen Ausblicken auf tiefe Schluchten. Nach einigen Kilometern wurden wir an einer Militärkontrolle angehalten, da vor uns militärische Gebiet lag. Das hört sich jedoch spektakulärer an als es ist; ein Soldat kontrollierte unsere Papiere, registrierte uns und unser Fahrzeug und stellte sicher, dass wir in einem Allradwagen unterwegs waren, denn dieser war hier Pflicht.

Joanna am Klettersteig des Jebel Akhdar Gebirges im Oman.

Das Hotel Alila Jebel Akhdar liegt 2.000 Meter über dem Meeresspiegel direkt an einer Schlucht mit spektakulärer Aussicht auf die Al Hajar Berge. Wohl der beste Ausgangspunkt für Wander- und Trekkingtouren, um diese Bergregion zu erkunden.

Am nächsten Morgen hieß es dann zum Frühstück die Höhenangst für einige Stunden runterschlucken. Ich füllte meinen Tatonka Storm 20 Wanderrucksack mit ausreichend Wasser, Snacks, Sonnencreme und meiner Kameraausrüstung und war bereit für den Anstieg. Unser Bergführer Mahmoud wartete bereits mit dem restlichen Equipment am Einstieg der Via Ferrata auf uns.

Nach einer kurzen Einführung hieß es dann mit wenig Ausrüstung die steilen Felswände der Al Hajar Berge zu erklettern. Mit Sicherheit die beeindruckendste Art und Weise, diese Region zu erkunden.
Das absolute Highlight dieser Via Ferrate ist jedoch die Hochseilbrücke.

Zunächst kletterten wir eine ca. 30m hohe Steilwand hinauf, um dann über die freischwebenden Drahtseile wieder zum anderen Berg zu gelangen. Die Tour dauerte circa zwei Stunden, jedoch haben wir unterwegs auch den ein oder anderen Foto-Stopp eingelegt. Jebel Akhdar und die Al Hajar Berge sind wirklich spektakulär und können dem Grand Canyon ohne Weiteres das Wasser reichen.

Grand Canyon des Oman - Nach dem anstrengenden Aufstieg genießt Joanna den Sonnenuntergang über dem Jebel Akhdar Gebirge.

Das Norwegen Arabiens

Die nächste Stecknadel unsere Trips war Musandam. Von Muscat flogen wir mit Oman Air mit dem ersten Flug im Morgengrauen nach Khasab. Schon im Landeanflug konnten wir sehen, warum die Musandam-Halbinsel auch das Norwegen des Omans bezeichnet wird. Eine riesige Berglandschaft ragte aus dem Wasser und war durchzogen von Fjorden und Gewässern.

In Khasab angekommen, wurden wir von Zahara Tours begrüßt und bekamen gleich unseren Mietwagen. Wir fuhren zum nächsten Supermarkt um alles zu kaufen, was wir für unseren nächsten Wildcamping Spot brauchten. Aber vor allen Dingen Hummus, Dips, Oliven, arabisches Fladenbrot und noch mehr Hummus.

Auf der Karte suchten wir uns einen geeigneten Spot aus und schon ging es die abenteuerlichen Wegen bis zum Berggipfel hinauf.
Auf dem Weg passierten wir kleine Dörfer die so abgelegen waren, dass ich mir nur schwer vorstellen konnte, wie hier der Alltag der Omani aussah.

In der Nachmittagssonne erreichten wir unseren Spot, schlugen unser Lager auf gingen erst einmal auf Erkundungstour.

Die Aussicht war der absolute Wahnsinn, wir konnten mindestens acht weitere Bergreihen zählen und außer uns war weit und breit niemand zu sehen.

Joanna erkundet mir ihrem Yukon Trekkingrucksack die steinige Berglandschaft von Khasab im Oman.

Als die Sonne langsam unterging, machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Camp und besonders ich freute mich riesig über unseren neuen Freund. Ein kleiner Wildesel wartete an unserem Zelt.

Ein kleiner Wildesel besucht Joanna vor ihrem Okisba-Zelt in Khasab, Oman.

Er blieb zum Abendessen und genoss den Sonnenuntergang und anschließend noch das Lagerfeuer mit uns. Genauso atemberaubend wie die Aussicht von hier oben bei Tag, war der kristallklare Sternenhimmel bei Nacht, der samt Milchstraße aus dem Nichts über uns auftauchte.

Kristallklarer Sternenhimmel über dem Oman – Joanna wärmt sich am Lagerfeuer vor ihrem Tatonka-Zelt.

Am nächsten Morgen standen wir mit dem Sonnenaufgang auf, um das erste Dhau, ein traditionelles arabisches Schiff, am Hafen zu erwischen. Es ging raus aufs Wasser, entlang bis zu 1.000 Metern steil abfallenden Felswänden und dem gewaltigen Kalksteingebirge. Bei süßem Schwarztee fuhren wir entlang kleiner Fischerdörfer durch türkisfarbenes Wasser, bis wir in eine große Bucht abbogen.

Traditionell arabisches Schiff, ein sogenanntes Dhau.

Nach einigen Minuten des Wartens kam dann endlich Bewegung ins Wasser: Delfine! Mehrere Boote hatten sich in der Bucht versammelt und die Kapitäne versuchten die Delfine mit klatschenden und pfeifenden Geräuschen anzulocken. Und tatsächlich, links von unserem Boot tauchte eine Gruppe von Delfinen auf und begleitete uns eine zeitlang.

Joanna am Heck eines Dhaus, ein traditionelles arabisches Schiff.

Nach einer Weile fuhr unser Boot weiter in die Bucht hinein und wir warfen den Anker neben einer kleinen Felsinsel aus. Hier konnten wir noch kurz ins kalte Wasser springen und uns abkühlen.
Auf dem Rückweg fuhren wir an vielen kleinen Dörfern vorbei, die zum Teil ausschließlich über das Wasser zu erreichen waren. Es gab noch mehr süßen Schwarztee und nach insgesamt vier Stunden Bootsfahrt erreichten wir wieder den Hafen von Khasab.

Joanna genießt ein Glas süßen Schwarztees auf einem traditionellen arabischen Schiffs – dem Dhau.

Ein letzter Zwischenstopp: Muscat

Bevor wir unsere Heimreise nach Deutschland antraten, ging es noch einmal mit Oman Air von Khasab zurück nach Muscat. Es war Freitag und wir hatten keine 24 Stunden mehr im Oman. Ein absolutes Must-See ist definitiv die große Moschee, jedoch kann man sie als nicht-Muslime nur zwischen 8 und 11 Uhr besuchen, freitags ist sie aufgrund der Freitagsgebete komplett geschlossen.

Also haben wir beschlossen, an unserem letzten Tag einen Spaziergang entlang der Strandpromenade zu machen und anschießend noch auf den großen Souk zu gehen. Im Vergleich zu den letzten Tagen war der Markt ein absoluter Kontrast für uns. Viele Menschen, ein lautes und buntes Treiben und zahlreiche unterschiedlichste Gerüche, die auf uns einwirkten, ganz besonders aber der Weihrauch. Zu kaufen gab es alles was das Herz begehrt, von Tüchern über Schmuck bis hin zu der klassischen Kleidung findet man fast alles hier.

Am Abend ging es dann für uns mit Oman Air zurück nach Deutschland. Geplättet von den ganzen Ereignissen der letzten Woche, haben dir den gesamten Flug verschlafen. Am Flughafen Frankfurt wieder aufgewacht, fühlte sich die komplette Reise eher wie ein viel zu schöner Traum an, aus dem wir grade aufgewacht sind.

Wissenswertes

Ein Mietwagen ist Voraussetzung, um flexibel im Oman reisen zu können. Allradantrieb ist nicht überall zwingend notwendig, macht das Reisen insbesondere Richtung Wüste und Musandam aber um einiges spannender. Trekking ist das absolute Highlight im Oman. Überall darf gecampt werden und geeignete Orte gibt es hier en masse. Das Tourismusangebot ist relativ überschaubar, daher hat man noch das Gefühl das Land in seiner ursprünglichen Form kennenzulernen.

Joanna auf dem Dach eines Geländewagens.

Fazit

Oman ist ein Land voller Kontraste und hat uns komplett umgehauen. Die Omani legen sehr viel Wert auf ihre Tradition und Kultur, sind der westlichen Welt jedoch aufgeschlossen und machen einem das Reisen extrem einfach, insbesondere wenn man ihnen respektvoll begegnet. Es gibt so viel zu sehen und besonders die Kultur und die Einwohner haben uns begeistert. Oman innerhalb einer Woche ist machbar, jedoch sollte man vielleicht besser zwei Wochen einplanen, um die gesamte Vielfalt des Landes von Dörfern, Städten, Bergen, dem Meer, der Wüste, Wadis und Oasen zu erkunden.

Weitere Impressionen von Joanna und Marko aus dem Oman:

Die Reise in den Oman wurde unterstützt von:

  • Tourismusverband Oman
  • Oman Air
  • Zahara Tours
  • Mysk Hotel
  • Canvas Club Tents
  • Alila Jabal Akhdar
  • Holiday Inn Muscat
  • Atana Khasab