Von Bali hatte ich das erste Mal gelesen, als ich 2010 mit 16 Jahren Elizabeth Gilberts „Eat, Pray, Love“ verschlungen und danach nie wieder vergessen habe. Ein Jahr auf Reisen, um sich selbst zu finden? So etwas Exotisches hatte ich noch nie gehört. Und dann auch noch in Indonesien. Klar, mit Italien und Indien konnte ich etwas anfangen, aber Indonesien? Sagte mir nix. Durch das Buch, das Bali nicht vorbehaltlos und durchaus kritisch als Paradiesinsel im indischen Ozean mit grausamer Vergangenheit schildert, hat mich die Insel nicht mehr losgelassen, und als wir im April 2018 unsere Weltreise antraten, wusste ich, dass Bali zwischen Myanmar und Neuseeland ein weiterer Stopp auf dieser unglaublichen Reise sein musste.

Können wir auf dieser kleinen Insel, die als Ballermann Asiens verschrien ist, dem Massentourismus überhaupt aus dem Weg gehen? Gerade nach einem Ziel wie Myanmar, das wir ebenfalls mehrere Wochen erkundet hatten, fragten wir uns, ob uns Bali nicht doch zu touristisch ist. Die Kontraste zwischen den beiden asiatischen Ländern können schließlich kaum größer sein. Aber ich wollte diese Trauminsel, die mich seit dem Lesen von „Eat, Pray, Love“ verfolgt hat, endlich selbst sehen und dem Image der massentouristischen Partyinsel auf den Grund gehen. Also packten wir unsere Tatonka Yukons und machten uns auf in ein neues Abenteuer: nach Bali und auf die kleine Nachbarinsel Nusa Penida!

Wie man auf Bali einen Roller mietet

Traumstrände, türkisblaues Meer und die berüchtigte „Hang Loose“-Philosophie ließen wir nach unserer Ankunft Anfang Mai 2018 am Flughafen Denpasar erstmal links liegen. Unser Plan war, die beiden Inseln mit einem Roller zu bereisen, um unabhängig und kostengünstig an abgelegenere Orte zu gelangen, ohne teure Ausflüge buchen zu müssen. Da wir jedoch das erste Mal auf Bali waren, wussten wir noch nicht so recht, wie der Hase läuft. Uns war klar, dass es direkt am Flughafen keine Roller zu mieten gab, aber wir wollten heute (angekommen sind wir am späten Nachmittag) definitiv noch Richtung Westen fahren und nicht im touristischen Kuta bleiben.

Nachdem wir gefühlte zweihunderttausend Taxifahrer abgewimmelt hatten, fanden wir einen Fußweg aus dem Flughafengelände hinaus. Nach ein paar Gassen durch den Ort fanden wir einen Rollervermieter, der uns vertrauenswürdig genug schien und mit einem Schild mit der Aufschrift „No bullshit prices!“ für seine Roller warb – klar, dass wir da unmöglich wiederstehen konnten.

Der Normalpreis für einen Roller pro Tag beträgt 50.000 Rp (3 €), da wir jedoch den Roller gleich für mehrere Wochen gemietet haben, konnten wir einen Tagespreis von 40.000 Rp. heraushandeln. Ausgerüstet mit zwei Helmen, die ihre besten Jahre längst hinter sich hatten, zwei Tagesrucksäcken vorne und unseren beiden 60-Liter-Yukons auf dem Rücken bzw. zwischen den Beinen auf dem Roller machten wir uns auf den Weg zum Balian Beach.

Marina und ihr Freund mit den Yukon Rucksäcken auf deinem Roller. Nur geübte Rollerfahrer sollten auf Bali fahren.

Rollerfahren auf Bali – ein echtes Abenteuer

Ein paar Worte zum Rollerfahren auf Bali im Allgemeinen und mit zwei Personen und mehreren Reiserucksäcken im Speziellen vorneweg: Sowohl der Verkehr als auch die Straßenverhältnisse sind auf Bali kein Zuckerschlecken, und mit der Masse an Gepäck ist es erst recht kein angenehmes und schon gar kein sicheres Unternehmen. Man sollte schon ein sehr geübter Roller- oder Motorradfahrer sein, um die Koordination und Nerven in dem dichten Gewusel auf den Straßen nicht zu verlieren, vor allem, wenn man ein schreiendes Weib, dass sich in Deutschland mit Händen und Füßen gegen eine Motorradfahrt sträubt, auf dem Rücksitz hat (nämlich mich!). Zu meiner Verteidigung muss ich hinzufügen, dass ich mich in dem dichten und unübersichtlichen Nachmittagsverkehr in Kuta schon als Verkehrstote gesehen habe. Ist man mal aus dem Tourismushotspot raus und fährt in den Norden Balis, macht das Rollerfahren selbst mit den Massen an Gepäck Spaß, und die Tatonka Yukons und ich haben uns schon nach kürzester Zeit daran gewöhnt.

Nachdem wir in Myanmar zuvor einen Monat lang unterwegs waren, ohne das Meer gesehen zu haben, war das Erste, was wir am nächsten Morgen machen wollten, natürlich ans Meer zu gehen. Da Bali eine Vulkaninsel ist, sind einige Strände wie der Balian Beach mit schwarzem Sand bedeckt. Der Wellengang war nicht ohne, was viele Surfer an den Strand zog, zum Baden waren die Wellen jedoch weniger geeignet. Zwei Tage Entspannung gönnten wir uns am Balian Beach, bis wir weiter Richtung Norden fuhren.

In den Bergen Balis – mitten im paradiesischen Nirgendwo

Immer den Mount Batukaru im Blick, sind wir bergauf gefahren, über Straßen, die durch eine Mittellinie andeuteten, für zwei Fahrtrichtungen befahrbar zu sein, im Vergleich zu deutschen Verhältnissen aber so breit waren wie der Standstreifen auf der Autobahn. Wir hatten uns auf die landschaftliche Navigation (Mt. Batukaru) verlassen, und so kam es, wie es kommen musste: wir hatten uns verfahren und sind an einem Mauthäuschen herausgekommen.

Roadtrip Bali: Marina an den Reisterrassen von Jatiluwih.

Kurzerhand auf unserer Navigationsapp nachgesehen, bemerkten wir, dass wir uns direkt vor den Jatiluwih-Reisterrassen befanden. Eigentlich wollten wir weiter östlich die Hauptverbindungsstraße nehmen, aber da wir schon mal hier waren, konnten wir uns auch gleich die Reisterrassen ansehen, dachten wir uns. Natürlich wollten die netten Damen im Mauthäuschen Eintritt für die Reisterrassen, wir versicherten ihnen jedoch, dass wir nur auf der Durchreise seien und die Straße passieren möchten, ohne die Reisterrassen zu besichtigen. Etwas ungläubig ließen uns die Frauen passieren, allerdings mit dem Hinweis, dass wir eine Strafe zahlen müssen, wenn wir dort ohne Ticket in den Reisfeldern erwischt werden. Natürlich hielten wir uns daran, die Reisterrassen nicht zu betreten. Ein paar Stopps für Fotos mussten aber sein!

So viel Zeit muss sein: Marina und ihr Freund legen einen kurzen Stopp für ein paar Fotos an den Reisterrassen von Jatiluwih ein.

Ein Kratersee, ein Tempel und ein verwunschener Botanischer Garten

Am ersten Tag in den Bergen erkundeten wir den Kratersee Bratan mit seinem auf dem Wasser gebauten Tempel Pura Penataran, der vom Tempelgelände Pura Ulun Danu Beratan oder vom gemieteten Tretboot aus zu bestaunen ist. Die meisten Touristen halten hier auf einer Bustour, um sich das Tempelgelände anzusehen, dabei hat das Städtchen Bedugul nebenan noch mehr zu bieten. Da wir Zeit hatten und die Temperaturen hier in den Bergen angenehmer als an der Küste waren, besuchten wir den Botanischen Garten oberhalb des Kratersees. Wir sind im ganzen Park nur selten anderen Leuten begegnet und wenn, dann meistens Einheimischen, die sich die Zeit im Park vertrieben. Vor allem der verwunschene Orchideengarten lud zum Fotoshooting ein!

Tempelgelände Pura Ulun Danu Batur
Der Pura Penataran Wassertempel auf dem Tempelgelände Pura Ulun Danu Beratan.

Die Twin Lakes und die Sekumpul-Wasserfälle

Der nächste Stopp waren die Sekumpul-Wasserfälle, die über eine waghalsige Serpentinenstraße zu erreichen sind, und ein Abstecher nach Westen, um die Twin Lakes zu bestaunen. Dank dieser Kraterseen, die das umgebende Land mit frischem Wasser versorgen, und dem mineralhaltigen Vulkanboden ist die Vegetation auf Bali so reichhaltig und dschungelartig. Daneben machen es vor allem die terrassenförmige Anbauweise der Reisfelder und das ausgeklügelte Wasserleitsystem den Bauern in Balis Bergen möglich, so erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben.

Auf dem Rückweg vom Aussichtspunkt über die Twin Lakes in Richtung Sekumpul Waterfall sahen wir ein Schild zu den Banyumala Twin Waterfalls, denen wir kurzentschlossen einen Besuch abstatteten. Das Gelände ist in Privatbesitz und wurde liebevoll angelegt. Wir teilten uns dieses weitläufige Gelände gerade mal mit zwei anderen Pärchen und verbrachten einen schönen Vormittag ohne Touristenmassen am idyllischen Wasserfall.

Marina nimmt eine Dusche bei den Banyumala Twin Waterfalls auf Bali.

Auf dem Weg zum Sekumpul wiesen uns immer wieder Schilder auf den Wasserfall hin, und wir hielten an einem der Ticketverkaufshäuschen, um uns über die komplett überteuerten Touren zu erkundigen. Wir wollten aber selbst zum Wasserfall laufen und nur Eintrittskarten kaufen. Die Balinesen im Tickethäuschen sagten, es sei nicht gestattet, alleine zum Wasserfall zu laufen, aber lasst euch nicht übers Ohr hauen: Es ist sehr wohl möglich, lediglich ein offizielles Ticket für 20.000 Rp. (1,20 €) zu kaufen und den Weg zum Wasserfall selbst zu bezwingen.

Unser Tipp: Fahrt mit dem Roller einfach zum „North Entrance of Sekumpul Waterfall“ und parkt dort euren Roller (kostenlos). Es gibt zwar Parkeinweiser, aber bezahlen mussten wir nichts. Von hier ist der Weg bei Maps.Me wunderbar eingezeichnet und führt an einigen Warungs und Verkaufsständen vorbei bis zum offiziellen Ticketverkaufshäuschen. Ab hier geht es über schmale Wege bergab zum Wasserfall, den man schon von weitem rauschen hört. Den Weg kann man gar nicht mehr übersehen!

Unten angekommen, spürt man die gewaltige Kraft der herabfallenden Wassermassen, aber erst unmittelbar vor dem Wasserfall hüllt sich die komplette Umgebung in einen Nebel aus Wassertopfen. Das Getöse des auftreffenden Wassers auf dem kleinen vorgelagerten See verschluckt alle Geräusche. Eine direkte Dusche unter dem Wasserfall ist daher nicht möglich, dem Druck dieser Naturgewalt könnte auf Dauer keiner standhalten. Aber das war eine der unglaublichsten und beeindruckendsten Erlebnisse auf Bali. Angesichts solcher Wassermassen kommt man sich unendlich klein und ohnmächtig vor.

Roadtrip Bali: Die Sekumpul Waterfalls auf Bali.

Ubud – ein Paradies für Yogis

Tags darauf sind wir nach Ubud weitergezogen, dem kulturellen Zentrum Balis. Trotz der Touristenmassen, die sich täglich in den Gassen tummeln, strahlt der Ort einen – wenn man darauf steht – gemütlichen veganen Yoga-Charme aus. Von Yogakursen über Organic Food und Naturkosmetik bis hin zu Ökoklamotten findet man in den Straßen der Stadt alles, was das Öko-Herz begehrt.

Wir hatten uns eine Unterkunft etwas außerhalb des Stadtzentrums gesucht, um tagsüber mit unserem Roller die umliegenden Attraktionen zu erkunden und abends in ruhiger Lage zu entspannen.

Natürlich stand auch während unseres Ubud-Aufenthaltes der Besuch des Monkey Forest auf unserer To-Do-Liste. Gut vorbereitet auf die diebischen Affen packten wir alle unsere losen Sachen in unsere Rucksäcke. Nur die Fotokamera mit Handschlinge behielten wir am Mann bzw. an der Frau, um die Affen beim Herumtollen zu fotografieren. Ein Großteil der dort lebenden Affen sind Makaken. Sie lassen sich mit Bananen und Süßkartoffeln füttern, stehlen den Touristen aber auch gerne mal die Wasserflaschen, um daraus zu trinken. Je länger wir die Affen beobachteten, desto mehr fiel uns auf, wie ähnlich wir ihnen sind. Ihre Bewegungen, Mimik und Gestik und die gegenseitige Fürsorge erinnerte uns stark an uns selbst. Ein Besuch des Monkey Forest ist definitiv ein Muss, wenn man auf Bali ist: der verwunschen wirkende Wald mit seinen Tempeln und herumtollenden Affen war ein tolles Erlebnis!

Die Tempel von Tampak Siring

Tempelanlagen gibt es darüber hinaus auf Bali zuhauf! Fast jede Familie mit größerem Anwesen besitzt einen eigenen Haustempel, der je nach Wohlstand sehr prunkvoll und groß ausfallen kann. Wir wollten uns natürlich auch eine Tempelanlage ansehen und entschieden uns für die Tempel von Tampak Siring etwa 45 Minuten nordöstlich von Ubud. Zunächst besuchten wir den Tirta Empul Tempel, wo heiliges Wasser fließt, in dem man eine reinigende Waschzeremonie vollziehen kann. Leider war an dem Tag so viel los, dass man mindestens 30 Minuten im kalten Wasser anstehen musste, bis man an einem der Brunnen ankam, sodass wir das Treiben lieber von außen beobachteten. Anschließend haben wir den Trita Empul Tempel, ein flaches großes Areal, und den Gunung Kawi (Elefantentempel) besucht, der sich auf verschiedene Ebenen verteilt und etwas versteckter liegt, dafür aber nicht so stark besucht ist.

Der größte Fail auf Bali – die gescheiterte Mount Batur-Besteigung

Die Besteigung des immer noch aktiven Mount Batur sollte noch eines unserer Highlights auf Bali werden. Im Voraus informierten wir uns an der Rezeption unseres Hotels über geführte Touren auf den Mount Batur. Natürlich hatte der Hotelbesitzer einen Freund, der eine Ausflugsagentur hat und Ausflüge auf den Vulkan anbietet. 400.000 Rp. (26 €) sollte der Ausflug pro Person kosten. In unseren Augen viel zu viel, aber der Hotelbesitzer könne nochmal mit seinem „Freund“ wegen des Preises sprechen, meinte er. Bei einer Recherche im Internet haben wir jedoch gelesen, dass für die Besteigung kein Guide nötig sei, wenn man bei Tageslicht den Vulkanberg besteigen möchte, man müsse nur den Touristenmassen folgen.

Wir beschlossen, etwas früher ins Bett zu gehen, um bereits bei Sonnenaufgang mit unserem Roller loszufahren, sodass wir noch in der Morgendämmerung den ca. anderthalbstündigen Aufstieg machen konnten. Vorm Einschlafen recherchierten wir nochmal im Internet, ob es einen Eintritt oder ähnliches gibt und wo wir am besten parken könnten. Hier stießen wir auf immer mehr Berichte von anderen Reisenden, die versucht hatten, den Vulkan ohne Guide zu besteigen und Probleme mit der „Mt. Batur-Mafia“ bekamen.

Die „Mount Batur-Mafia“

Scheinbar hat sich in den vielen Jahren der steigenden Touristenzahlen eine Art Organisation gebildet, die sich dafür zuständig fühlt, den Besuchern des Nationalparks Mount Batur einen nicht einmal halbwegs kompetenten Guide aufzuzwingen oder ihnen andernfalls den Zutritt zum Berg zu versperren. Hielten sich Touristen nicht an die Regeln der „Mafia“, wurden Reifen der Autos oder Roller zerstochen, Benzin abgezapft oder die Besucher sogar mit Messern bedroht. Diese Horrorgeschichten, die überall im Internet zu finden sind, konnten wir nicht so recht glauben, denn wir fanden weder eine offizielle Regelung der Regierung noch der UNESCO und wollten demnach weiterhin versuchen, ohne Guide den Berg zu besteigen.

Um 7 Uhr morgens fuhren wir los Richtung Mount Batur, um den Vulkan nach den Touristenmassen vom Sunrise Trekking zu besteigen und so der vermeintlichen Mafia zu entgehen. Unseren Roller parkten wir auf einem Schotterplatz unterhalb des Vulkans, direkt am Eingang zum Wanderweg, der auf den Vulkanberg führt. Schon beim Umsehen auf dem Parkplatz hatten wir ein komisches Gefühl. Die Einheimischen warfen uns nicht gerade einladende Blicke zu. Mit mulmigem Gefühl im Gepäck machten wir uns auf den Weg Richtung Vulkan.

Nachdem wir das Dorf am Fuße des Vulkans verlassen hatten, kamen uns immer wieder Gruppen mit einem Guide entgegen. Die Guides wirkten auf uns weder kompetent noch ausgebildet als Bergsteiger. Ortskundig aber waren sie und fragten immer wieder „Wo ist euer Guide?“ oder „Seid ihr denn alleine unterwegs?“. Der ein oder andere wollte auch einen Freund anrufen, der uns den Weg zeigen könnte und unser Guide sein kann. Wir entgegneten aber immer wieder, dass wir keinen Guide benötigen und selbst den Berg hinaufsteigen wollten. Es hielt uns keiner auf und wir schenkten den entgegenkommenden Guides immer ein Lächeln.

Der bedrohliche Guide

Nach einer halben Stunde Wanderung durch den Wald kamen wir dann zu einer Art „Checkpoint“. Mit Anlauf und ordentlich Schwung walkten wir zielstrebig dem Weg folgend durch den Rastpunkt und hätten die Durchquerung auch fast geschafft, aber dann war es so weit: Ein einheimischer „Guide“ stellte sich uns in den Weg. Er fragte wieder, wo unser Guide sei. Natürlich antworteten wir, dass wir keinen haben und nur den Weg entlangwandern möchten. Wir flunkerten etwas und erzählten dem Mann und seinen Anhängern, dass wir alpine Wanderer aus Österreich seien und schon größere Berge als diesen hier bewandert hätten und keinen Guide bräuchten. Der Mann erwiderte, dass er uns für 500.000 Rp. einen Guide besorgen könne und zeigte uns auf seinem Handy ein angeblich offizielles Dokument, das angeblich zeigt, dass man nicht ohne Guide weiterdarf.

Da wir weder indonesisch lesen noch weiter lügen konnten, waren wir ihm ab dem Punkt ausgeliefert, wenn wir weiter nach oben wandern wollten. Wir sagten, dass wir nur 200.000 Rp. insgesamt dabei hätten, doch er wimmelte uns ab. Dann sollen wir wiederkommen, wenn wir mehr Geld dabeihaben. Wir wollten uns keinen Ärger einhandeln und hatten auch etwas Angst um unseren Miet-Roller, daher entschieden wir uns, umzukehren und den Mount Batur unbestiegen zurückzulassen.

Etwas betrübt gingen wir zurück zum Dorf, aber wir wollten weder diese Mafia-Kultur unterstützen, noch riskieren, unseren Roller mit aufgeschlitzten Reifen vorzufinden und der (mit Sicherheit komplett überteuerten) Rollerwerkstatt im Dorf ausgeliefert zu sein, die uns dann unser komplettes Geld abgeknöpft hätte, damit wir hier wieder wegkommen. Am Parkplatz angekommen, fanden wir unseren Roller zum Glück unversehrt vor. So fuhren wir schnellstmöglich weg von diesem zwielichtigen Ort und einmal um den Mount Batur herum, um wenigstens die wirklich schöne Aussicht auf den Vulkanberg etwas zu genießen.

Traumhaft: Die Tegalalang-Reisterrassen

Auf dem Rückweg nach Ubud statteten wir den Tegalalang Reisterrassen einen Besuch ab, da wir bisher nur die Reisterrassen von Jatiluwih und auch die nur auf der Durchfahrt gesehen haben. Das Terrassenareal ist nicht so groß wie das Jatiluwih, dafür mitten im Dschungel und nicht weniger traumhaft! Es entsteht zwar ein bisschen der Eindruck, als würden die Reisterrassen nur für Touristen bewirtschaftet, aber man kann in den Supermärkten der Insel überall den hier angebauten Reis kaufen, und die Wege durch die Reisfelder werden von den Bauern in Schuss gehalten. Letztendlich hielten wir uns länger in den Reisterrassen auf als geplant, da es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gab, und freuten uns nach dem misslungenen Morgenausflug, dass der Nachmittag umso schöner war.

Roadtrip Bali: Marina und Dominik vor den Tegalalang Reisterrassen.

Am kommenden Tag machten wir uns bereits auf den Weg nach Padangbai, von wo die Fahrzeug-Fähre nach Nusa Penida ablegt, und legten zwei Strandtage am White Sand Beach ein, bevor wir mit der Fahrzeugfähre von Padangbai nach Nusa Penida übersetzten. Nusa Penida ist die größte der drei Nusa-Inseln südöstlich von Bali und wird auf zahlreichen Internetforen und Blogs als Geheimtipp und Abenteuerinsel gehandelt, und das wollten wir natürlich selbst überprüfen!

Roadtrip Bali: Der White Sand Beach nahe Padangbai.

Unser Paradiesinsel-Geheimtipp – Balis kleine Schwester Nusa Penida

Auf Nusa Penida angekommen, bezogen wir unsere Unterkunft im Nordwesten der Insel, ein kleines Resort, das sich gerade in der Erweiterungsphase befindet. Generell scheint sich die Insel gerade für den künftigen Touristenansturm zu wappnen, denn bisher findet man nur vereinzelt Unterkünfte auf der Insel und auch nur wenige Restaurants und Geschäfte.

Den Ankunftstag ließen wir am Crystalbay Beach ausklingen. Dies ist der einzige Strand auf der Insel, an dem man seinen Roller direkt abstellen kann, nur ein paar Meter laufen muss und im wunderschönen türkisblauen Wasser steht. In der Bucht steht ein großer Fels zirka 120 Meter vom Strand entfernt im Wasser, auf dem ein Tempel gebaut ist. Am besten zu erreichen per Boot bei ruhiger See. Wir widmeten unsere Zeit jedoch mehr dem wunderschönen Unterwasserleben in dieser Bucht, einem Schnorchelparadies, das selbst von Bootstouren angefahren wird, da es sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene etwas zu bieten hat. Bunte Fische und lebende Korallenriffe, soweit man sich treiben lässt.

Die Hotspots Angels Billabong und Broken Beach

Am zweiten Tag auf Nusa Penida steuerten wir Angels Billabong und den Broken Beach an, zwei Hotspots auf der Insel, die man gesehen haben muss! Schon auf dem Weg dorthin konnten wir nachvollziehen, warum Nusa Penida Abenteuerinsel genannt wird. Wir hatten schon von den schlechten Straßen der Insel gelesen und unsere Erwartungen wurden nochmals übertroffen: Verlässt man die Hauptstraße der Insel, bestehen große Straßenabschnitte nur aus großen Schotterbrocken, die es zu umfahren gilt, damit man sich keinen Platten holt. Oft war es sogar einfacher, neben der Straße im Graben zu fahren als auf der Straße selbst. Unser Roller, dem wir schon auf Bali viel abverlangt hatten, konnte nun nochmal unter Beweis stellen, aus welchem asiatischen Stahl er geschmiedet war.

Steilküsten von Angels Billabong auf Nusa Penida.

Angekommen am Angels Billabong bewunderten wir eine Steilküste, in der die Naturgewalt des Wassers in Form eines natürlichen Infinity Pools ihre Spuren hinterlassen hat. Wer darin baden möchte, sollte sich einen ruhigen Seetag aussuchen, am besten bei Ebbe. Leider war an dem Tag, an dem wir hier waren, sehr hoher Seegang, wodurch die Wellen bis in den Pool schwappten und der Sog das hineingespülte Wasser aufs offene Meer hinaustrieb. Das machte das Baden sehr gefährlich, geradezu unmöglich. Angeblich wurden hier schon Leute ins Meer hinaus gespült, und da die Strände nicht durch Treppen oder Leitern erschlossen sind, ist es fast unmöglich, wieder an Land zu kommen. Für uns war es aufregend genug, an der Küste zu stehen und die Wellen gegen die Klippen prallen zu sehen.

Nur ein paar Gehminuten vom Angels Billabong entfernt liegt der Broken Beach, eine natürliche Brücke über dem Meer. Entstanden ist diese beeindruckende Felsformation, als der Tunnel unter der Brücke der Eingang zu einer Höhle war, die durch das Wasser über die Jahre ausgespült wurde, bis die Decke sich nicht mehr selbst tragen konnte und einstürzte. Daher stammt auch der Name „Broken Beach“.

Das Brandungstor Broken Beach auf Nusa Penida.

Kelinking Beach – der spektakulärste Strand auf Nusa Penida

Vom Parkplatz am Angels Billabong sind wir anschließend mit unserem Roller über die Straßen, die ich von nun an nur noch als Geröllbahnen bezeichnen werde, ein Stück zurückgefahren und zum Kelinking Beach abgebogen. Der wohl spektakulärste Strand der ganzen Insel! Es ist aber nicht nur der Strand selbst, sondern auch der Weg dorthin. Bisher hatten wir noch nie einen derart abenteuerlichen Weg zu einem „erschlossenen“ Strand gesehen.

Roadtrip Bali: Blick in die Tiefe auf dem Weg zum Kelingking Beach.

Der deutsche TÜV würde die Hände über den Kopf zusammenschlagen, wenn er das hier sehen würde! Je weiter wir die Klippe hinunter und dem Strand näherkamen, desto weniger Besucher waren auf dem Weg unterwegs, der teilweise gerade mal breit genug war, um eine Person durchzulassen. Wir waren schon spät dran und hatten uns den Abstieg nicht so schwierig vorgestellt. Von oben lässt sich nur das erste Drittel des Weges einsehen und die zwei Drittel, die noch folgen, haben es in sich. Als sich dann auch noch unsere Trinkflaschen leerten, beschlossen wir, umzukehren, denn wir mussten den fast 45-minütigen Weg auch wieder hinaufklettern. Verschwitzt, erleichtert und außer Puste oben angekommen, kauften wir uns an einem der Verkaufsstände erst einmal Wasser und Sprite, um unsere Energietanks wieder aufzufüllen.

Marina auf dem Weg zum Kelingking Beach auf Nusa Penida.

Die magische Giri Putri-Grotte und der wunderschöne Atuh Beach

Am Tag darauf sind wir schon früh mit unserem Roller losgefahren, denn wir wollten zum Atuh Beach im Osten von Nusa Penida. An der Straße an der Nordküste entlang kamen wir an einer Grotte vorbei, genauer gesagt, einem Tempel in einer Grotte. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt unserer Reise zwar schon viele Tempel und auch viele Grotten gesehen, einer Kombination aus beidem sind wir jedoch noch nicht begegnet. Also legten wir einen Stopp bei der Giri Putri-Grotte ein, die nur durch ein etwa ein Meter hohes und 80 Zentimeter breites Loch im Fels begehbar ist. Im Inneren wird die Grotte allerdings richtig groß und nimmt die Ausmaße einer kleinen Kathedrale an. Außerdem war es schwül und ein paar Grad wärmer als (im ohnehin schon 30 Grad warmen) draußen.

Durch Lüfter versucht man aber, einen Luftzug herzustellen, um die Temperaturen in der Höhle etwas zu senken. Zwischendurch fiel zwar hin und wieder mal der Strom aus, aber die Magie, die uns in dieser dunklen Stille umgab, war unbeschreiblich! Nach 200 Metern erreichten wir den unterirdischen Tempel, der zwar selbst weniger spektakulär ist, aber die Tatsache, dass er in einer Grotte erbaut wurde, macht ihn zu etwas Besonderem.

Am Atuh Beach angekommen, zieht sich direkt an der Steilküste ein Privatweg entlang, den man gegen eine Parkgebühr für sein Fahrzeug hinunter zum Strand gehen darf. Vorher solltest du aber nach rechts auf einen kleinen Aussichtshügel abbiegen, wo du dir einen Überblick über die spektakuläre Steilküste verschaffen kannst. Genau genommen gibt es nämlich zwei Atuh Beaches, der südliche wird aber gerade erst erschlossen. Männer stemmen mit dem Presslufthammer Treppenstufen in die Steilküste und schlagen so eine Treppe in den Stein. Wenn du also zufällig ab 2019 hier bist, solltest du unbedingt einen Abstecher zum südlichen Atuh Beach machen und dich vorab über die Gezeiten informieren. Am nördlichen Atuh Beach lässt es sich bei Ebbe nicht mehr so schön baden. Dafür wird der südliche Atuh Beach bei Ebbe breiter und schöner sein!

Roadtrip Bali: Wunderschöner Atuh Beach auf Nusa Penida.

Wir machten uns nun auf den Abwärtsweg zum nördlichen Atuh Beach, der über gut ausgebaute Treppenstufen zu erreichen ist. Wir sprangen nach unserer Ankunft gleich nochmal ins Wasser, denn die kommende Ebbe war dem Wasserstand schon anzusehen. Keine zwei Stunden später lagen Korallenriffe, die vorher von Wasser bedeckt waren, nun an der Oberfläche. Letztendlich hat uns dieser Strand aber super gefallen. Es gibt Liegestühle und kleine Hütten, die frisches Essen und sogar Radler verkaufen, und wenn man vom Strand aus zwischen den hoch aufragenden Küstenwänden raus aufs Meer schaut, kommt schon ein bisschen Piratenstimmung auf.

Pandan Beach – wie auf einer einsamen Insel

Den letzten Tag unseres Inselabenteuers gingen wir ruhiger an und statteten dem Crystalbay Beach und dem Pandan Beach einen Besuch ab. Zum Pandan Beach, den man nur über einen zugewucherten Pfad am Ende der Crystal Bay erreicht, verirren sich nur wenige Menschen und er war der einsamste Strand unserer bisherigen Reise. An diesem Tag waren wir die ersten, und nach uns haben sich auch nur eine Handvoll Besucher hin verirrt. Man kam sich hier wie auf einer einsamen Insel gestrandet vor. Wenn man von hier noch Lust hat, kann man noch weiter zum Tona Beach, da der Weg aber ziemlich zugewuchert war, entschieden wir uns stattdessen dafür, nach unserer Rückkehr lieber in der Crystal Bay zu schnorcheln und eine Kokosnuss zu schlürfen. Unseren letzten Abend ließen wir dann gemütlich am Pool ausklingen, bevor wir uns am nächsten Tag mit unseren Yukon-Backpacks auf den Rückweg nach Bali machten.

Der Crystal Bay Beach auf Nusa Penida.

Unser Fazit zu Nusa Penida:

Keiner der Strände, die wir besucht haben, war überlaufen, nur die „Hotspots“ Angels Billabong und Kelinking Beach, wo sich viele Leute mit Tour-SUVs herfahren lassen, um tolle Fotos zu schießen. Für erfahrene Rollerfahrer empfehlen wir definitiv einen Mietroller, denn so ist man auf der, noch relativ unerschlossenen Insel maximal mobil. Schnorchel- und Tauch-Fans kommen auch auf ihre Kosten, denn man kann hier sogar mit Manta-Rochen tauchen! Abenteuerlich sind die vielen Strände hier definitiv, die Geröllbahnen auf den Straßen nicht zu vergessen. Wer in seinem Bali-Urlaub nicht nur faul auf der Haut liegen will, der sollte einen Abstecher nach Nusa Penida auf jeden Fall einplanen.