Ich bin Leni: reiselustig, lebensfroh und gelegentlich etwas durcheinander – verpeilt, könnte man schon fast sagen. So beschreiben mich in jedem Fall diejenigen, die ich öfters in den Wahnsinn treibe. Letztere Eigenschaft ist mir jedenfalls einmal bitter aufgestoßen – bittersüß… 😉

Zu meinem Glück wurde ich nämlich durch eine falsche Flugbuchung gezwungen und dadurch sprichwörtlich ins kalte Wasser geschmissen. Warum? Naja, bei der Flugbuchung meiner Thailand-Kambodscha-Reise ist mir ein kleiner großer Fehler unterlaufen: Das Rückflugdatum war genau vier Monate später als der geplante Zeitpunkt. Warum, wieso, weshalb? Ich hab meinem Ruf mal wieder alle Ehre gemacht.

Natürlich konnte ich meinem Chef nicht beibringen, dass ich lieber für knapp fünf Monate wegfliegen möchte statt der geplanten drei Wochen. Also umbuchen? Negativ! Für die Änderung des Rückflugs wäre ich um sage und schreibe 400 € leichter gewesen. Also kam mir ein genialer Einfall, der mich schließlich zu meiner ersten Solo-Backpacker-Reise trieb: Neuer Urlaubsantrag, neue Flugbuchung, neue Reise!

So bin ich wohl trotzdem nicht um mein Lehrgeld herumgekommen, habe aber dafür dann wenigstens was von meinem Geld gehabt und eine obendrein noch zweite Reise: MEINE Reise und das bis dato wohl größte Abenteuer für mich.

Allerdings gab es für meine erste Rucksack-Reise noch zwei Knackpunkte: Das nötige Transportmittel und ‘ne Familienpackung Mut fehlte mir dafür leider noch. Ersteres war schnell gelöst und die Wahl fiel auf meinen treuen Begleiter, den Yukon 60+10 von Tatonka. Das ist einfach ein bewährter Trekking-Rucksack, der viel Platz für alles bietet, was ich für meine Reise brauche.

Sarah-Lena an einem Fluss an der Busstation Kuching im Bundesstaat Sarawak in Malaysia.

Mit dem zweiten Knackpunkt hatte ich noch etwas zu hadern… Leni, die noch nie alleine von zuhause weg war, die es schafft, sich quasi in ihrem Heimatort zu verlaufen und glücklicherweise einen Kopf auf dem Hals hat, den sie nirgends vergessen kann. Richtig, dieses unerfahrene Wesen wird in Kürze ihren ersten Solo-Trip nach Malaysia antreten. Warum meine Wahl schließlich auf Malaysia gefallen ist und was ich dort erlebt habe, werde ich dir im Folgenden erzählen.

Malaysia ist extrem vielfältig und hat gerade für Backpacker einiges zu bieten: Wer auf seiner Reise einen gesunden Mix aus Tradition und Moderne erleben will, trifft mit dem südostasiatischen Land genau ins Schwarze. Malaysia hält sowohl für Aktivurlauber wie auch für diejenigen, die lieber die Füße still halten und die Seele baumeln lassen, jede Menge Highlights bereit. Meine Top 5 bei zwei Wochen Backpacking werde ich dir im Folgenden vorstellen 🙂

Kuala Lumpur: Pulsierend, multikulti, vielseitig!

Wie sicher auch für viele andere, startet meine Malaysia-Reise in der pulsierenden Millionenmetropole Kuala Lumpur. Dort treffen viele Welten aufeinander: Ob Thais, Chinesen oder Inder – in der Hauptstadt Malaysias ist einiges los! Hier vermischen sich viele Religionen und Kulturen miteinander, und genau das verpasst KL seinen beeindruckenden Charme.

In Kuala Lumpur hatte ich nur zwei Tage eingeplant, wobei es sich hier sicher länger aushalten lässt. In Anbetracht der kurzen Zeit packte mich nach der Ankunft im Hostel schon gleich die Neugier, Malaysias Hauptstadt zu erkunden.

Mein erstes Ziel war der chinesische Thean Hou Temple – einer der ältesten und größten Tempel in Südostasien, der Elemente unterschiedlicher Glaubensrichtungen vereint: Neben dem Buddhismus oder Taoismus verbindet der Thean Hou Temple auch viele Elemente des Konfuzianismus.

Der sechsstöckige Tempel liegt etwas außerhalb des Stadtkerns auf einem kleinen Berg. Von dort aus hast du eine atemberaubende Aussicht über die Skyline von Kuala Lumpur. Die zahlreichen Lichter und die vielen bunten Fabelwesen kommen in diesem Tempel wohl zu keiner Tageszeit besser zur Geltung als in den frühen Abendstunden. Rings um die Tempelanlage runden jede Menge Souvenirshops und Streetfood-Stände deinen Besuch ab. Für deinen Ausflug zum Thean Hou Temple planst du am besten zwischen zwei und drei Stunden Zeit ein 🙂

Ein weiterer Höhepunkt in KL waren für mich die Batu Caves. Dort warten 272 Stufen auf dich und jede Menge Javaneraffen, die es auf deinen Proviant abgesehen haben. Zwar ist der Aufstieg in der sengenden Hitze wirklich hart, aber spätestens die Aussicht von oben und die Höhlen selbst entschädigen für die anfängliche Mühe. Am Treppenaufgang steht eine riesige, goldfarbene Statue, die über Kuala Lumpur wacht. Die knapp 43 Meter hohe Figur ist dem Hindu-Gott Murugan gewidmet und somit der ewigen Jugend.

Goldene Statue des Hindu Gott Murugan in Kuala Lumpur.

Die Batu Caves liegen etwas außerhalb von Kuala Lumpur, sind aber mit dem Bus oder einem der vielen Grab-Taxis gut zu erreichen. Sie befinden sich an einem Kalksteinmassiv und bestehen aus einer Vielzahl von Höhlen, in denen es zahlreiche hinduistische Tempel und kleine Gebetsstätten gibt.

Die Batu Caves sind vor allem für ihre Artenvielfalt im Kern der Höhlen bekannt: Hier ist beispielsweise die seltene Gliederspinne zuhause, neben vielen verschiedenen Fledermausarten, die du mit etwas Glück bei einer geführten Tour durch die Dark Caves sehen wirst. Die größte der Höhlen ist die etwa 100 Meter hohe Kathedralenhöhle, in der es zahlreiche Tempel und Gebetsstätten gibt, zwischen denen sich jede Menge Tauben und Affen herumtreiben. Nach meinem anfänglichen Respekt konnte ich schließlich sogar mit einem Freundschaft schließen und ein Erinnerungsfoto mit Handshake knipsen 😉

Erinnerungsfoto mit einem Javaneraffen.

Cameron Highlands: Natur und Ruhe pur

Wer in Malaysia unterwegs ist und die Natur liebt, der sollte sich die Cameron Highlands in keinem Fall entgehen lassen! Mit den schier endlosen Teeplantagen zählt diese Hochebene für mich zu den schönsten Gegenden Malaysias.

Da ich nicht mobil war, um dorthin zu gelangen, hab‘ ich mich ausnahmsweise mal für eine geführte Gruppentour entschieden. Ein Taxi zu nehmen war einfach viel zu teuer, und in der Früh zum Sonnenaufgang waren noch keine öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs.

Los ging‘s am frühen Morgen – naja, eigentlich war es noch mitten in der Nacht. Gegen vier Uhr holte mich unser Tour Guide zusammen mit fünf weiteren Teilnehmern ab und brachte uns in die Highlands. Es war noch stockdunkel, als wir dort ankamen, und bitterkalt. Wirklich, darauf war ich mit meiner dünnen Jacke nicht vorbereitet. In der Region um die Cameron Highlands herrscht das ganze Jahr über gemäßigtes Klima mit Temperaturen zwischen etwa 8 und 10°C in der Nacht und etwa 25°C am Tag.

Sarah genießt den Sonnenaufgang an den Cameron Highlands in Malaysia.

In den Bergen angekommen, haben wir alle zwischen den Teeplantagen gestanden und gespannt beobachtet, wie es im Minutentakt am Horizont immer heller wurde. Über den stufig angeordneten Feldern lag dichter Nebel, und es war an diesem Morgen zum Glück so klar, dass wir eine gute Aussicht hatten und den Sonnenaufgang in vollen Zügen genießen konnten.

Das ist im Übrigen auch sicherer, als am Abend in die Highlands zu fahren: Gegen Nachmittag regnet es dort oft und die Chance auf einen klaren Sonnenuntergang schrumpft dadurch leider erheblich.

Wir starrten allesamt die ganze Zeit Richtung Horizont und beobachteten gespannt, wie es Stück für Stück heller wurde und die Sonne schließlich aufging. Es war einfach magisch und ich kann definitiv sagen, dass ich bislang noch keinen Sonnenaufgang wie diesen erlebt habe. Die intensive Farbvielfalt der sattgrünen Teeplantagen um mich herum und das Tieforange des Sonnenlichts formten ein atemberaubendes Panorama, so dass sich doch die ein oder andere wohlige Gänsehaut bei mir bemerkbar machte!

Sonnenaufgang an den Cameron Highlands in Malaysia.

Wanderung auf der Gunung Brinchang

Im Anschluss hat sich die Gruppe dann für einige Stunden aufgelöst. Also habe ich die Gelegenheit genutzt, einen der gut beschilderten Wanderwege des nahegelegenen Mossy Forest zu nehmen, um zum höchstgelegenen Aussichtspunkt der Cameron Highlands zu gelangen: dem über 2000 Meter hohen Gunung Brinchang.

Der Weg führte, teils rutschig und unbefestigt, zu einer Aussichtsplattform und artete teilweise in eine echte Kletterpartie aus. Aber das Trekking hat sich definitiv gelohnt: Von ganz oben hatte man die wohl beste Aussicht über die Teeplantagen und den umliegenden Regenwald bis ins Tal, über dem noch die Nebelschwaden hingen. Im Mossy Forest verläuft auch die Grenze zwischen Perak und Pahang. Ich habe also während des Wanderns ständig die Grenzen dieser beiden malaysischen Staaten überschritten.

Nach gut vier Stunden haben wir uns dann wieder mit unserem Guide zusammengefunden, der uns auf dem Weg zum nächsten Stopp über die dort heimischen Heilpflanzen aufklärte. Das konnte uns wohl auch keiner besser erzählen als er: Sein ganzes Leben hat er in den Highlands verbracht, die Pflanzenheilkunde schon in den Kinderschuhen mitbekommen und seit dem Jugendalter auf den Plantagen seiner Familie mitgeholfen.

Weiter ging es dann in Richtung Erdbeerfarm oder für mich: Ins Paradies! Das ganze lief dann für eine Stunde etwa so ab: Eine in den Eimer, zwei für mich, eine in den Eimer … und endete mit einem leichten Magen-Knurren und einer 2-kg-To-Go-Ration fürs Abendessen.

In einer Teefabrik

Zum Abschluss führte uns der Weg dann noch zur BOH Teefabrik. Dort hatten wir die Gelegenheit, die Produktion der feinen Kräutermischungen mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gab im Übrigen auch einen Audio-Guide auf Deutsch, der Schritt für Schritt den Weg von der Plantage bis hin zum fertigen Tee erklärte. Den durften wir dann auch gleich probieren und konnten uns im dortigen Shop noch ein paar Mitbringsel für zuhause organisieren. Mit einer letzten Tasse schwarzem Tee und einer grandiosen Aussicht über die unzähligen Plantagen haben wir uns dann von den Cameron Highlands verabschiedet.

Aussicht rund um die Cameron Highlands.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass es eine sehr angenehme Gruppentour war: Ein Guide, der Ahnung hatte, wovon er sprach und in der Lage war, eine beschauliche Gruppe mitzureißen. Die Cameron Highlands sind definitiv für alle eine Reise wert, die gerne in der Natur unterwegs sind und sich in der wundervollen Schönheit der Highlands verlieren wollen.

Tioman – Inselperle im südchinesischen Meer

Sarah am Strand von Tioman in Malaysia.

Meinem ursprünglichen Plan nach wäre ich auf Tioman eigentlich gar nicht gelandet, sondern auf der Nachbarinsel Pulau Rawa.

Morgens gegen halb vier hat mich der Nachtbus in Mersing an der Fährstation rausgeworfen. Ein Ticket nach Rawa Island gab es hier aber leider nicht für mich. Grund dafür: Für die nächsten drei Tage würde keine Fähre mehr in diese Richtung ablegen. Aber auf dem Festland zu bleiben war für mich keine Option. Also habe ich mir kurzerhand ein Ticket nach Tioman gekauft – mehr als den Namen wusste ich zu diesem Zeitpunkt von der Insel jedoch noch nicht.

Auf der knapp zweistündigen Fahrt nach Tioman ging mir einiges durch den Kopf: Wo liegt die Insel? Wie lange fahren wir noch? Wird mir Tioman gefallen? Um ehrlich zu sein, wusste ich ja nicht mal, ob die Insel überhaupt zu Malaysia gehört.

Als die Fähre schließlich anlegte, lag es auf der Hand: Ich bin im Paradies! Manchmal hält das Schicksal wohl doch die eine oder andere Überraschung bereit. Mit dieser Planänderung war ich in jedem Fall mehr als zufrieden. Den schneeweißen Sandstrand und das kristallklare Wasser musste ich erst mal auf mich wirken lassen. Hier werde ich garantiert Ruhe finden und einen gesunden Mix aus Entspannung und Wildlife erleben.

Nach erfolgreicher Hostelsuche und dem Check-In war der nächste palmengesäumte Strand meine erste Anlaufstelle. Das türkisblaue, kristallklare Wasser und die kleine vorgelagerte Insel ergeben ein traumhaftes Panorama zusammen.

Hier wird allen, die ihre Zeit lieber unter Wasser als am Strand verbringen, jede Menge geboten: Unweit vom Strand beginnen schon die ersten Korallenriffe. Die werden auch mit jedem Meter bunter und artenreicher. Einziges Manko: Die Seeigel scheinen mir dort eine echte Plage zu sein. Die treiben sich recht nah an den Stränden rum und verpassen so manchem eine schmerzliche Erinnerung.

Es lohnt sich definitiv auch, eine Boots-Tour zu einer der kleinen Inseln um Tioman zu machen. Dort war die Unterwasserwelt einfach noch um ein Vielfaches bunter und artenreicher als direkt an den Hauptstränden. Damit du dir davon ein besseres Bild machen kannst, hab‘ ich einige Schnappschüsse mit meiner GoPro gemacht und die vielen bunten Fische aller Größen für dich festgehalten.

Aber nicht nur das Schnorcheln hat mich auf Tioman teils sprachlos gemacht. Beim Sonnenuntergang färbten sich das Meer und der Himmel in einer intensiven Farbvielfalt: Jeden Abend, wenn die Sonne langsam hinter einer der kleinen, vorgelagerten Inseln verschwand, musste ich bis zur letzten Minute den Anblick auskosten. Diese Sonnenuntergänge können einem wirklich den Atem rauben.

Zwei Boote erstrahlen im Sonnenuntergang auf Tioman in Malaysia.

Tioman ist wohl der Inbegriff für Ruhe und Entspannung. Da es dort nur eine Straße gibt, die ins Hauptdorf und zur Fährstation führt, ist es extrem ruhig. Der dichtbewachsene und unberührte Regenwald, der teilweise sogar noch bis zum Meer reicht, lädt zu verschiedenen Trekking- und Dschungeltouren ein. Neben unzähligen Affen hat dort auch die eine oder andere Schlange meinen Weg gekreuzt. Die unbefestigten, teils steilen Wege erfordern festes Schuhwerk und eine gewisse Ausdauer. Es gibt verschiedene Trekking-Strecken durch den Regenwald, von denen jede für sich ihren eigenen Reiz hat. Auch die Pflanzenwelt ist auf Tioman extrem vielfältig und hält einige Spezies bereit.

Sarawak und Sabah – Naturerlebnisse, die einen umhauen

Wenn du in Malaysia unterwegs bist, solltest du auch einen Abstecher in die beiden Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf Borneo machen. Was die Natur dort zu bieten hat, wird dich sicher genauso umhauen wie mich! In Anbetracht der kurzen Zeit, die mir dort blieb, verbrachte ich die restlichen vier Tage ausschließlich im Bundesstaat Sarawak im Nordwesten der Insel. Borneos Artenvielfalt hat mich in jeder Hinsicht in ihren Bann gezogen! Und weil vier Tage einfach zu kurz waren, um hier mehr zu sehen, werde ich dort in jedem Fall wieder hinfliegen.

Sarah blickt von einem Aussichtspunkt auf eine Bucht im Bako Nationalpark auf Borneo.

Semenggoh Wildlife Center – Borneos Orang Utans hautnah erleben

Auf Borneo leben die vom Aussterben bedrohten Orang Utans vereinzelt noch in freier Wildbahn. Durch Rodungen für Plantagen, die der Herstellung von Palmöl dienen, schrumpft der Lebensraum der Tiere mit jedem Jahr um einen Großteil, und viele Tiere verlieren ihre Existenzgrundlage.

Das Semenggoh Wildlife Rehabilitation Center ist eine Auffangstation für verwaiste, verletzte oder misshandelte Orang Utans und hat es sich seit über 40 Jahren zur Aufgabe gemacht, die Tiere wieder an ein Leben in der Wildnis zu gewöhnen. Die Orang Utans leben in einem über 650 Hektar großen Naturreservat und können sich dort frei bewegen. Lediglich zum Füttern oder Versorgen von Wunden kommen die zahlreichen Pfleger zur Hilfe und betreuen die Tiere dann im Zweifelsfall.

Zweimal täglich zu den Fütterungszeiten können Interessierte das Wildlife Center und unsere rotbraunen Verwandten besuchen. Hierfür wurden inmitten des Dschungels zwei voneinander getrennte Fütterungsplattformen errichtet, wo du diese beeindruckenden Tiere einmal aus nächster Nähe bestaunen kannst.

Hängender Orang Utan im Semenggoh Wildlife Rehabilitation Center auf Borneo.

Der Weg dorthin führte mich durch dichtbewachsenen Dschungel, mutterseelenallein! In Anbetracht dessen, dass die Orang Utans dort frei durch die Bäume schwingen und mir jederzeit einer den Weg kreuzen könnte, wurde ich schon etwas nervös. Einen Notfallplan hatte ich jedenfalls nicht parat und war daher extrem aufmerksam und leise. Das sind einfach die Grundregeln für das Semenggoh Wildlife Center: Immerhin befindet man sich dort nicht im Zoo!

Nach einem etwa 30-minütigen Spaziergang durch das Naturreservat erreichst du schließlich die Fütterungsstationen. Dort sind jede Menge Info-Tafeln angebracht, wo Du die Vergangenheit des Wildlife Centers kennenlernen und tiefgründigere Infos zu den dort lebenden Tieren entnehmen kannst.

Um Punkt vier Uhr ging es dann los: Der Pfleger hatte die Plattform erreicht und die etwa zwanzig Besucher warteten gespannt. Wir hatten jeden Winkel unserer Umgebung genauestens im Blick. Als nach etwa 15 Minuten noch keine Orang Utans erschienen waren, machte sich in vielen Gesichtern Enttäuschung breit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte das Warten schließlich ein Ende. Wir hörten, dass sich da einer der Orang Utans ganz in unserer Nähe aufhielt: Das Rauschen der Bäume, das Knistern der Äste! Und dann sah man schließlich auch von weitem, wie sich ein riesiges Männchen an den Bäumen den Berg hinunter schwang und direkt auf uns zukam.

Orang Utan im Semenggoh Wildlife Rehabilitation Center auf Borneo.

Kurz drauf wurden wir auch gleich schon zur nächsten Fütterungsstation zitiert, wo sich in der Zwischenzeit ein weiteres Männchen und eine Mutter mit ihrem Jungtier eingefunden haben. Es war schlichtweg beeindruckend, diese bemerkenswert intelligenten Tiere so hautnah zu erleben.

Bako Nationalpark Borneo: Malaysias wilde Schönheit

Für meine verbleibende Zeit auf Borneo hatte ich mir fest vorgenommen, mal wieder etwas aktiver zu werden. Um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen, hab‘ ich mir drei unterschiedliche Trails im Bako Nationalpark rausgesucht, der nur wenige Kilometer nördlich von der Hauptstadt Kuching im malaysischen Bundesstaat Sarawak liegt.

Die einzige Möglichkeit, den dicht bewachsenen Regenwald zu erreichen, ist eine etwa 30-minütige Bootsfahrt über einen schmalen Küstenstreifen bis hin zu den umliegenden Mangrovenwäldern. Der Bootsmann sagte immer wieder, dass wir die Hände nicht ins Wasser strecken sollen und uns beeilen müssen, wenn wir das Boot im knietiefen Wasser verlassen: Krokodile! Ob es nur Panikmache war, kann ich nicht sagen. Gesehen hat keiner welche, und dennoch haben wir uns lieber mal an seinen Rat gehalten.

Aussicht Bako Nationalpark auf Mount Santubong.

Das Wasser war extrem trüb: Von sandig-graubraun auf dem offenen Meer und in den Mangroven bis hin zu türkis-grün in Richtung der angrenzenden Felsformationen. Die unglaubliche Farbvielfalt und ein atemberaubender Ausblick auf den Mount Santubong, der noch in den Wolken hing, raubten mir schon gleich zu Beginn den Atem!

Nach etwa einer halben Stunde Berg- und Talfahrt in einem zerbrechlichen Holzboot wurden wir an einem kleinen Strandabschnitt im Nationalpark rausgeschmissen und uns sozusagen selbst überlassen. Unsere erste Begegnung an Land: ein Bartschwein. Dem haben wir erst mal nicht über den Weg getraut, obwohl es keinerlei Interesse für uns zeigte.

Bartschwein im Bako Nationalpark auf Borneo.

Der Weg vom Strand führte uns direkt zur Touri-Information und -Anmeldung. Anmeldung wofür? Um die wilde Schönheit des Bako Nationalparks wirklich hautnah zu erleben, wollte ich mich natürlich nicht mit einer Tagestour zufrieden geben. Es besteht die Möglichkeit, in Hütten oder Zelten unterzukommen, die dort für ein bis drei Nächte gemietet werden können.

Das kam für mich aber nicht infrage: Mit meiner ultra-praktischen Dschungelhängematte im Schlepptau und den beiden Jungs aus dem Hostel wollten wir hinein ins Geschehen und mitten im Regenwald nächtigen. Das „wir“ hatte mich natürlich ‚ne Menge Überzeugungsarbeit gekostet. Wie gewohnt wollte ich auch dieses Mal wieder mit dem Kopf durch die Wand und lieber mittendrin sein, statt nur dabei 😉

Hängematte für die Übernachtung im malaysischen Dschungel.

In der Hängematte im Dschungel – ganz schön strange

Am Ende war dann aber doch jeder froh darüber, dass ich meinen Dickkopf durchgesetzt habe: Unser Nachtlager haben wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit inmitten des Dschungels aufgeschlagen. Falls du das auch so handhaben willst, solltest du auf eine Hängematte mit integriertem Moskitonetz zurückgreifen, die dich vor Krabbeltieren und Stechmücken optimal schützt.

Die Übernachtung im Regenwald war teilweise schon etwas strange… Stell dir vor, du liegst etwa eineinhalb Meter oberhalb des Bodens, mitten im dicht bewachsenen Dschungel. Du weißt, dass es um dich herum sämtliche Tiere in groß und klein gibt, die dir sehr gefährlich werden können. Und dann liegst du da, hörst ein Knacksen, das immer lauter wird. Du weißt genau, dass sich irgendwas gerade auf dich zubewegt, aber du hast absolut keinen blassen Schimmer, was es ist, nicht mal, wo es ist: Über dir in den Baumkronen? Unter deiner Hängematte im Gestrüpp? Vielleicht auch auf deiner Höhe irgendwo an den Bäumen? Ein total verrücktes Gefühl, das den Adrenalinspiegel das ein oder andere Mal in die Höhe treibt. In manchen Momenten hab‘ ich mir tatsächlich die Frage gestellt, ob das so eine gute Idee war, hier mitten im Dschungel mit meiner smarten Hängematte und einem luftig-dünnen Netz zu übernachten.

Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass es definitiv die richtige Entscheidung war! Kannst du dir vorstellen, wie es ist, morgens von den Geräuschen der Affen wach zu werden, die über dir in den Baumkronen umherspringen? Die du durch dein durchsichtiges Moskitonetz fasziniert beobachtest und keinen Mucks von dir gibst, um sie nicht zu erschrecken? Ein unglaubliches Gefühl, all diesen Tieren so hautnah in ihrer freien Wildbahn zu begegnen!

Unglaubliche Pflanzen- und Tiervielfalt

Aber nicht nur die Übernachtung im Dschungel hat meinen Besuch im Bako Nationalpark so großartig gemacht: Es gibt dort eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die du auch tagsüber gut beobachten kannst. Zum Beispiel Borneos Nasenaffen kannst du mit etwas Glück dort im Regenwald und den angrenzenden Mangroven beobachten. Mit ihrem dicken Bauch und der ultra-großen Nase ziehen die rotbraunen Fellnasen viele Touristen in den Bako Nationalpark. Aber auch Makaken und Javaner Affen sind dort zuhause.

Auch so manche Schlange hat meinen Weg gekreuzt. Eine grüne Viper lag etwa einen halben Meter von mir entfernt – unbemerkt und optimal getarnt auf einem Ast. Ich will, um ehrlich zu sein, gar nicht wissen, wie viele Tiere sich da so in meiner unmittelbaren Nähe herumtrieben, ohne dass mein Auge sie erfassen konnte.

Auch hinsichtlich der Pflanzenvielfalt gab es einiges zu entdecken: Ob fleischfressende Kannenpflanzen, Riesenfarne oder knallbuntes Heidekraut – der Bako Nationalpark ist einfach ein exotisches Paradies.

Um die Tier- und Pflanzenvielfalt hautnah zu erleben, kannst du zwischen insgesamt acht Trails wählen, die sich sowohl in der Dauer als auch im Schwierigkeitsgrad voneinander unterscheiden. Ich kann nur von den dreien erzählen, die ich gegangen bin: Festes Schuhwerk solltest du hierfür in jedem Fall mitbringen und eine gewisse körperliche Fitness. Die Wege waren teils unbefestigt und durch den vergangenen Regen extrem rutschig. Es ging durchs knietiefe Wasser, über Baumstämme, krabbelnd unter Felsen durch, über Wurzeln und durch Dornenhecken hindurch, Berg hoch und irgendwo anders wieder Berg runter. Es war wirklich alles dabei.

Aber dadurch, dass du wahrscheinlich genauso wie ich dauernd stoppen wirst, um einen Tausendfüßler zu beobachten oder eine Liane zu fotografieren, hast du mit Sicherheit genügend Pausen zum Verschnaufen. du wirst definitiv überwältigt sein von dem, was du dort zu sehen bekommst 🙂

Mein persönliches Resümeé

Wenn auch du auf der Suche nach einem spannenden Reiseziel bist, das dir von allem etwas zu bieten hat, kann ich dir Malaysia wärmstens empfehlen! Die vielen Einflüsse unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Kulturen verpassen dem südostasiatischen Land in jeder Hinsicht seinen ganz eigenen Charme und ließen mich auf meiner zweiwöchigen Rucksack-Reise einen gesunden Mix aus Tradition und Moderne erleben. Vor allem aber hat mich die Herzlichkeit der Menschen dort fasziniert, die mir auf meiner ersten Solo-Reise ein unglaubliches Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit vermitteln konnten.

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