Dem Namen nach bedeutet das arktische Grönland wundersamer Weise „Grünes Land“, und so war schnell die Neugier in mir geweckt, Grünes auf einer arktischen Insel – über 82% Eisschild, umgeben von Packeis und Eisbergen – tatsächlich zu entdecken.

Ein weiteres Highlight auf meiner Tour dort sollte der Einsatz meines neuen Tatonka-Rucksackes Yukon 60 werden.

Wie immer vor einer Abenteuerreise war ich ein wenig aufgeregt, vor allem aber, wie sich schon bald herausstellte, verspürte ich eine positive Aufbruchsstimmung in mir. Klare blaugrüne Eisschollen aufzuspüren, deren Duft und Geschmack nach gefrorenem Arktiswasser, und die unendliche grönländische Weite sollten ein unvergesslicher Outdoor-Trip für mich werden.

Die größte Insel der Welt ist immer wiederkehrend in aller Munde, sei es durch die Gletscherschmelze (das sog. Kalben) oder durch die historische Meisterleistung von Polarforscher Fritjof Nansen mit der Durchquerung des Eispanzers von Ost nach West. „Grünland“ ist aufgrund seiner Einzigartigkeit und seiner exponierten Lage allseits geschätzt unter Abenteurern und Naturfreunden.

Zu Recht: So war auch ich im Juni 2010 ca. 70 Kilometer nördlich des Polarkreises von Kangerlussuaq nach Sisimiut mit einer Gesamtdistanz von ca. 170 Kilometern Richtung Westen auf dem wunderschönen Arctic Circle Trail unterwegs.

Es war Frühsommer, und so hatte ich bis auf jeweils zwei Tage Schnee und Regen optimales Trekkingwetter bei durchschnittlich 12 Grad über Null. Es gab sieben Hütten in verschiedenen Abständen, von 12 bis 22 Kilometer abseits des Fernweges, die mir bei Bedarf guten Unterschlupf boten. Eine Anschlusswanderung an der reizvollen Westküste von Ilulissat nach Oqaatsut und zurück sollte meinen Streifzug in der grönländischen Abgeschiedenheit abrunden. Das Gebiet dort nennt sich übrigens „Diskobucht“ und wird vom weltbekannten Auslassgletscher „Jakobshavn“ landschaftlich und klimatisch berührt.

Hauptwanderung (9 Tage ca. 190 Kilometer): Start in Kangerlussuaq – Airport und Ende in Sisimiut – Seemannsheim

Nachdem die Anreise mit Air Greenland über Kopenhagen nun bereits hinter mir lag, waren die ersten und damit auch letzten sicheren Schritte auf hartem Asphalt für mich gesetzt. Kaum, dass ich den Flughafen in Kangerlussuaq noch gerade im Augenwinkel sah, realisierte ich plötzlich ein übergroßes rechteckiges Objekt in meiner unmittelbaren Nähe.

Ein dumpfes, stakkatohaftes Geräusch erfasste meinen Oberkörper gerade eben solange, bis meine Augen die Umgebung genauer scannen konnten, und dabei überraschenderweise den Unterschied zwischen arktischer Steppe und einem ausgewachsenen Moschusochsen ausmachten. Was für ein beeindruckender Gigant! Dieser unvermittelte Übergang aus der sicheren Zivilisation in die freie Wildbahn mit ihren Bewohnern war gewöhnungsbedürftig. Das herzhafte Fressen von Süßgräsern war dem Hornträger scheinbar wichtiger als mir aufzulauern. Puh, OK – let’s go!

Marcus Dornis auf dem schneebedeckten Arctic Circle Trail auf Grönland.

Dieser erste intensive Eindruck der fremden Tierwelt im „grünen Land“ verstärkte Vorfreude und Neugier, zumal ich wusste, dass der lange und harte Teil meines Abenteuers erst noch auf mich wartete. Zu wissen, dass es in den nächsten neun Tagen keinerlei Möglichkeiten gab, frische Lebensmittel oder andere Annehmlichkeiten genießen zu können, verschaffte mir einen klaren Blick nach vorn. Ab jetzt gab es für mich keine Ausreden mehr. Grundvertrauen in mich selbst war gefordert. Tiefe Konzentration und innere Klarheit waren meine Erfolgsfaktoren dafür, den arktischen Weg zu beschreiten. Voller Sehnsucht, was mich dort wohl alles erwarten würde.

Der erste Wandertag lag schon bald hinter mir, wodurch ich glücklich und rechtzeitig zum Sonnenuntergang mein Kleinzelt auf einer Anhöhe aufbauen konnte. Ja richtig, es schien die Juni-Sonne und erwärmte die gesamte Umgebung mit ihren zarten Strahlen. Unweit vom Lagerplatz konnte ich meine müden Knochen kniehoch im flachen Wasser erfrischen. Ein unvergessliches Gefühl von Dankbarkeit erfasste mich.

Markus Dornis vor seinem Zelt auf dem Arctic Circle Trail auf Grönland.

Nun sollte sich der tägliche Rhythmus schnell einspielen, feste Routinen, wie z.B. Lagerplatz finden, Zelt aufbauen, verstaute Sachen aus dem Rucksack herausholen und zuletzt das Wasser aufsetzen und die Trockennahrung damit anrühren. Zur Belohnung, dass alles so gut geklappt hatte, gab es am Ende meistens noch etwas Süßes – Schokolade mit Nüssen – einfach lecker. Ich erfüllte mir meinen stillen Traum, so weit ab von jeglicher Zivilisation.

Die Nächte verliefen ruhig und friedlich. Gut erholt, habe ich dann, wie jeden Morgen, meine wiederkehrenden Abläufe gelebt: Frisch machen, Wasser für Tee aufsetzen, meinen liebgewordenen Porridge anrichten und danach wieder alles gut verpacken. Mein selbstkreierter Anfeuerungsruf für die nächsten Tagesmärsche „Back on track“ kam aus mir herausgeschossen.

Marcus Dornis unterwegs auf dem Arctic Circle Trail auf Grönland.

Die Sonne im Augenwinkel, leichter Gegenwind und frische Arktisluft waren weitere wunderschöne Erlebnisse der nächsten Tage. Abends vor meinem Zelt die tiefstehende Mitternachtssonne, die weite Landschaft honiggelb erleuchtet in friedlicher Stille. Ungewohnt – und gerade dadurch ein absolut magischer Moment der inneren Einkehr und Achtsamkeit.

Die gut markierten Steinmännchen waren meine täglichen Begleiter, es war immer wieder gut zu wissen, sich richtig durch die grönländische Schönheit vorbei an Seen und Flüssen orientieren zu können.

Marcus Dornis neben einem Steinmännchen auf dem Arctic Circle Trail auf Grönland.

Nach insgesamt drei Hütten und fünf Zeltplätzen – überwiegend mit Licht und Sonne, aber auch etwas Regen am Ende – war ich froh, trotz all der beeindruckenden Erlebnisse auf dem Arctic Circle Trail wieder festen Straßenbelag unter den Füßen zu spüren. Im Seemannsheim von Sisimiut brachten mich eine heiße Dusche und herzhaftes Essen schnell wieder zu Kräften. Trotz der Nässe am Ende meiner Wanderung war der Inhalt meines Yukon 60 trocken geblieben. Auf eine Regenhülle hatte ich aufgrund des Gewichts sogar verzichtet.

Marcus Dornis vor einer Schutzhütte am Arctic Circle Trail auf Gröndland.

Nebenwanderung (3 Tage ca. 50 km): Start in Ilulissat – Airport nach Oqaatsut und zurück

Nach einem inländischen Kurzflug entlang der grönländischen Westküste von Sisimiut nach Ilulissat südlich der Diskobucht am nahegelegenen Ilulissat-Eisfjord setzte ich meine Traumreise fort. „Back on track“ brach es lebendig erneut aus mir heraus.

Von Sisimiut nach Ilulissat  - Inländischer Kurzflug entlang der grönländischen Küste.

Die Idee war, zum Abschluss meines Abenteuers, Eisberge in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben und den kleinen Ort Oqaatsut an einer westlichen Landspitze zu besuchen. Für diese Wanderung konnte ich meinen Trekkingrucksack dank der vielfältigen Einstellmöglichkeiten gut anpassen. Überflüssiges Gepäck hatte ich am Flughafen in Ilulissat zwischengelagert, und somit konnte ich mein Gewicht von durchschnittlich 14 Kilogramm auf nur noch 9 Kilogramm verringern. Die Reduktion hatte zur Folge, dass ich mein Gepäck nun vollständig mit in mein kleines Zelt nehmen konnte. So hatte ich alles in bester Reichweite und genoss den größtmöglichen Komfort in der freien Natur am Polarkreis.

Eisberg auf Grönland.

Was nicht alles möglich ist, wenn wir Menschen uns und unsere Technik auf das Wesentliche beschränken! Wenn wir doch immer respektvoll mit Mutter Natur umgehen würden, könnten wir alle viel häufiger solche magischen Momente erleben. Grönland ist aktuell aufgrund der fortschreitenden Klimaveränderung wieder auf dem Wege, grün zu werden. Der Meeresspiegel wird steigen und Landmassen weiter verschwinden. Wem ist das auch aufgefallen?

Fazit meiner Arctic Circle Trail-Wanderung mit dem Tatonka Yukon 60 – „Weniger ist Mehr“ mit hochwertigem Equipment Abenteuer lebendig machen

Leichtes Gepäck und guter Tragekomfort sind Grundvoraussetzungen für eine anspruchsvolle Trekkingtour, ohne Zwischenstopps für Proviantaufnahme oder Anpassung von Equipment.

Der Yukon bietet – wie das Leben in der freien Natur selbst – die Möglichkeit, sich bei Bedarf zu vergrößern, schwere Lasten stabil zu transportieren und robust gegen äußere Einflüsse zu sein. Gleichzeitig konnte ich durch Verringerung meines Reisegepäcks die technischen Eigenschaften wie die seitlichen Kompressionsriemen so nutzen, dass ich bei stärkerem Gegenwind weniger Luftwiderstand hatte und somit besser vorankam.

Ausladende Gletscherwüsten, schwimmende Eisberge und die grönländische Stille konnte ich die ganze Zeit über unbeschwert genießen. So war ich in der Lage, dem sensiblen arktischen Lebensraum meine volle Aufmerksamkeit zu widmen, so wie er es verdient hat.

Grönländische Stille am Arctic Circle Trail. In der Ferne Eisberge.

Daher plane ich nun bereits das nächste Abenteuer mit meinem Yukon, welches mich vielleicht ja sogar direkt an den Yukon River in Alaska führen wird? Ich bin bereit dafür…!