Hast du schon einmal vom Jordan Trail gehört? Nein? Dann bist du sicherlich nicht alleine, solltest deine Wissenslücke allerdings unbedingt schließen. Dieser beeindruckende Weg führt einmal quer durch Jordanien – von Umm Qais im äußersten Norden bis nach Aqabah im Süden – von blühenden Wiesen über Petra und das Wadi Rum bis ans Rote Meer. Bis vor kurzem hatte ich noch nichts von diesem Weg gehört. Mit Ungewissheit über dieses noch fremde Land, sowie ohne Fernwandererfahrung und bloß mit GPS Daten am Handy ging es im April 2018 los.
Trekking durch Jordanien
Und alle, die sich jetzt denken „Ist das nicht gefährlich?“ denen sei gesagt, dass ich noch nie solch eine Gastfreundschaft wie in Jordanien erlebt habe. Anfangs war ich noch ganz perplex beim Angebot zum Tee oder frischer Milch, doch daran gewöhnt man sich schnell. Und ja, annehmen darf man sowas gerne!
Ich muss zugeben, dass ich nicht den kompletten etwa 40-tägigen Weg gewandert bin, dafür reichte mein Urlaub leider nicht aus. So entschied ich mich für den Abschnitt zwischen Umm Qais und Adjloun und den vom National Geographic gekürten Weg zwischen Dana und Petra.
Dies sollte die Feuertaufe für meinen treuen Begleiter, meinen Tatonka Yukon 60+10 Rucksack werden. Bisher hat er mir schon gute Dienste auf meinen Reisen geleistet, doch war ich nur mit öffentlichen Transportmitteln unterwegs, noch nie bin ich für mehrere Tage damit gewandert. Noch nie bin ich überhaupt für mehrere Tage am Stück getrekkt.
Na gut, los geht’s.
Von Umm Qais nach Adjloun – unterwegs im grünen Norden
Mit GPS Daten ausgestattet machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in den Norden. Das Gute am ersten Teil der Wanderung – man kann sie beliebig aufteilen. So kann man je nach Tempo bereits in vier Tagen im 80 km entfernten Adjloun ankommen oder mehr Stopps einlegen. Da wir erst spät am ersten Tag loskamen, brauchten wir insgesamt sechs Tage bis wir den Blick auf Adjloun Castle werfen konnten.
Unsere Route: Umm Qais – Makhraba – Ziglab – Pella – Rasoun – Adjloun
Von Amman kommst du mit dem öffentlichen Bus ganz einfach bis Umm Qais. Hier solltest du spätestens noch deine Wasservorräte aufstocken und eine kurze Besichtigung der Ruinen einlegen. Dann kann es auch schon los gehen. Diese ersten 14 km sind größtenteils einfach zu gehen. Der Weg ist zumeist ebenerdig oder bergab und gut beschrieben. Unterwegs begegneten wir den ersten Hirten mit ihren Tieren und Schäferhunden. Letztere sind leider ziemlich unangenehm und die Hirten lehrten uns schnell zu Steinen zu greifen, wenn die Hunde uns zu nahe kamen.
Müde aber glücklich kamen wir gerade rechtzeitig vor Sonnenuntergang in Makhraba an und schlugen unser Lager an einer flachen Stelle außerhalb des Ortes auf. Am nächsten Morgen wurden wir von einem Hirten gefragt, ob wir nicht etwas Schafmilch haben wollten. Ganz perplex lehnten wir hier noch ab, doch lernten diese bedingungslose Gastfreundschaft kennen. Immer wieder wurden wir zum Tee, zu frischer Milch oder auch zum Mittagessen eingeladen, doch dazu später mehr.
Der kommende Tag führte uns weiter durch üppige Wiesen und unerwartetes Grün bis nach Ziglab. Hier gibt es ein kleines Eco Camp, wo man auch campen und Essen kann. Wer möchte, kann diesen Stopp auch auslassen und direkt weiter bis nach Pella gehen.
Wir bewältigten diese kurze, jedoch anstrengende Strecke am kommenden Tag und beschlossen auch hier die Nacht zu verbringen. So stand uns der komplette Nachmittag zur freien Verfügung, doch die schwere Strecke bis Beit Idis wollten wir uns für den kommenden Tag aufheben. In Pella gibt es ein kleines Restaurant und bald auch ein Hotel. Dieses war bei unserem Aufenthalt noch nicht fertig, wurde jedoch die kurioseste Übernachtungsstelle. Die Eigentümer meinten nämlich, dass wir einfach auf einer der Hotelterassen unser Zelt aufschlagen sollen. Gesagt, getan.
Und auch am kommenden Tag wartete eine der schönsten Überraschungen auf uns. Da wir Freitag mittags in Beit Idis ankamen, waren alle Geschäfte geschlossen. Wir benötigten jedoch dringend Trinkwasser und beschlossen daher neben einem Geschäft im Schatten zu warten. Kurz später öffneten die Bewohner des Hauses und Inhaber des Shops die Türen und baten uns hereinzukommen. Wir wurden in den darauffolgenden Stunden mit Wasser, Tee und viel Essen verwöhnt. Nur schwierig konnten wir unseren netten Gastgebern erklären, dass wir weiter mussten um einen Zeltplatz zu finden. Sie wollten, dass wir noch zum Abendessen bleiben und bei ihnen übernachten. Schlussendlich mussten wir aber weiter und wurden noch mit Obst und Wasser versorgt.
Auf die Frage ob wir denn etwas bezahlen dürften, meinte der Vater des Hauses nur, ob wir denn an seiner Stelle Geld verlangen würden.
So ging es auch die kommenden Tage weiter. Immer wieder schenkte man uns frisches Obst und Gemüse und immer wieder wurden wir zum Tee eingeladen. Hätte ich jede Einladung angenommen, wäre ich vermutlich immer noch unterwegs.
Von Beit Idis ging es weiter bis Rasoun. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten den Weg zu unterbrechen. Solltest du beispielsweise mehr Zeit haben, würde ich auf jeden Fall einen Abstecher ins Adjloun Forest Reserve empfehlen. Dieses wird von der RSCN, der nationalen Naturschutzorganisation betrieben. Hier gibt es auch viele handgemachte Produkte aus der Umgebung zu kaufen.
Nun stand nur noch der letzte Anstieg nach Adjloun bevor. Nach einiger Kraxelei durch den Wald, war am Ende die Araberfeste – das Ende unseres ersten Abschnittes – in Sicht.
Der Weg ist durch die vielen kleinen Orte ein wunderschöner Einstieg in die Trekking-Tour durch Jordanien. In den meisten Orten oder im Umkreis gäbe es auch kleine Unterkünfte, wenn man nicht im Zelt übernachten möchte.
Von Dana nach Petra – ein vom National Geographic gekrönter Weg
Beachte unbedingt, dein Gepäck nur auf das Nötigste zu reduzieren, denn mit unseren 20 Kilogramm waren auch die teils kurzen Strecken sehr anstrengend. Für den zweiten Teil zwischen Dana und Petra reduzierten wir unser Gewicht auf etwa zehn Kilogramm. Hinzu kam hier allerdings noch recht viel Trinkwasser, da es auf den ersten drei Tagen bis nach Little Petra nur eine sichere Quelle gab.
Unsere Strecken beim zweiten Teil:
Dana – Wadi Malaga – Ras al-Feid (Wasser!) – Little Petra (Beida) – Petra
Während der Teil im Norden noch mit deutlichen Markierungen versehen ist, fehlen diese hier komplett. Zurecht gefunden haben wir uns hier einzig mit GPS Daten.
Um das Dorf Dana war es noch grün und relativ wasserreich, doch Richtung Süden wird es immer kahler. Der erste Abschnitt führt direkt aus dem Ort Dana, vorbei an der Feynan Ecolodge bis nach Wadi Malaga.
Während man am ersten Tag noch einem recht klaren Weg folgt, geht es am zweiten Tag über Stock und Stein steil bergauf. Oft waren wir uns nicht sicher, ob wir gerade am richtigen Weg waren, doch einmal oben angekommen, wird man mit einzigartigen Ausblicken belohnt. Im Anschluss hieß es jedoch wieder hinunter bis nach Ras al-Feid. Hier gab es die erste Wasserquelle seit Dana. Dies ist auch die einzige Wasserquelle, welche das ganze Jahr über nicht versiegt.
Da wir hier jedoch keinen schönen Platz zum Übernachten fanden, entschieden wir uns noch einen Teil des Abschnittes vom nächsten Tag zu gehen. Das Wasser musste nun bis Little Petra reichen. Die Ankunft in Little Petra und damit wieder in der Zivilisation ist beeindruckend. Man sollte diese kleine Vorstadt auch unbedingt vor der eigentlichen antiken Stadt Petra besuchen. Die letzte Nacht verbrachten wir im Wadi vor Little Petra, alternativ gibt es jedoch auch einige Camps, welche feste Zelte und Essen anbieten.
Die Wanderung nähert sich nun dem Ende zu, einem schönen und beeindruckenden Ende. Dieser kurze Abschnitt zwischen Little Petra und Petra führt über den Hintereingang in die Nabatäerstadt. Nach einem letzten Anstieg standen wir dann vor einem der größten Bauwerke Petras, dem Kloster. Hier waren wir noch fast alleine. Einzig ein paar andere Wanderer, die wir auch schon gut von den letzten Tagen kannten, waren bereits angekommen. Die Mehrheit der Touristen musste erst vom Haupteingang über 800 Stufen hierher gelangen.
Dieser Moment, wenn man plötzlich vor dem Kloster steht, lässt alle Mühen und Anstrengungen der letzten Tage vergessen. Der Weg und gerade dieser Abschnitt wurden nicht umsonst zu einem der schönsten Wanderwege der Welt gekürt.
Achtung: Seit kurzem (Stand Mai 2019) muss das Eintrittsticket, also auch der Jordan Pass, bereits vor der Wanderung über den Hintereingang, in Petra abgestempelt werden.
In meinen Tatonka Yukon 60+10 packe ich:
- leichtes Zelt
- warme Schlafsäcke
- Isomatte
- Micropur (Chlortabletten) oder Pumpfilter
- Stirnlampe
- Gaskocher, Gaskartusche, Geschirr und Besteck
- Kappe, Sonnencreme und Sonnenbrille
- dicker Pulli oder dünne Daunenjacke
- hohe Wanderschuhe
- Kleidung (ich hatte ein komplettes zweites Set mit)
- Naturseife (kann für alles verwendet werden, vom Zähneputzen bis zum Abwaschen)
Fazit meiner Trekkingtour auf dem Jordan-Trail
Gib Arabien eine Chance und lass dich nicht von den oft negativen Berichten der Medien abschrecken. Jordanien ist voller Vielfalt und hat auch neben Petra viel zu bieten. Erlebe die unglaubliche Gastfreundschaft selbst und lass dich auf ein Abenteuer ein. Eine Reise zu Fuß ist meiner Meinung nach der beste Weg, die Einwohner und die Kultur Jordaniens kennenzulernen.